Freitag, 13. Juni 2008

Die unartigen Iren

Unartig, eigennützig, starrsinnig, einfältig, manipuliert, also eigentlich nicht fähig, abzustimmen, so seien die Iren, klingt nun in vielen deutschen Medien an, nachdem die Iren in der einzigen Volksabstimmung, die es im angeblich ach so demokratischen Europa gibt, den neuen EU-Vertrag abgelehnt haben.

Genauso unartig, eigennützig, starrsinnig, einfältig und manipuliert wie vor ein paar Jahren die Mehrheit der Franzosen und Niederländer. Und genauso unartig, eigennützig, starrsinnig, einfältig und manipulationsgefährdet wie die Mehrheit der Deutschen, denen man deshalb ja eine Abstimmung über den EU-Vertrag verweigerte.

Dass ein Volk noch nicht reif genug sei, um frei über konkrete Politik abzustimmen, das hört man häufig. Vor allem von Regierenden in China und Russland.

Gratulation also an die Iren. Denn alleine die Art und Weise, wie die Regierungen Europas diesen Vertrag umsetzen wollen, diskreditiert ihn. Ganz egal, wie sein Inhalt aussieht. Und das ist schade. Allein der Umgang der europäischen Regierungen mit dem Vertrag zeigt, dass es den Regierungen vor allem ums leichtere Regieren geht und nicht darum, dem Volk mehr Einfluss auf die Politik zu gewähren.