Montag, 7. Mai 2007

TV-Moderator: Der Universalgelehrte der Gegenwart

Ich hasse Abmoderationen im deutschen Fernsehen, sobald sie über ein "Auf Wiedersehen liebe Zuschauer bis zum nächsten Mal..." hinausgehen.

Es gibt im deutschen Fernsehen viele Sendungen, die eigentlich nur daraus bestehen, in einer Sendung einfach mehrere Kurzfilme, TV-Beiträge, Reportagen oder Features hintereinander zu zeigen. Um dem Ganzen den Anschein eines roten Fadens zu geben und diese kurzen Filmchen für den TV-Zuschauer zugänglicher zu machen, werden sie halt in eine sie umschließende Sendung gepackt und ein Moderator leitet dann jeweils von einem TV-Beitrag zum nächsten über. Das ist an sich nicht schlimm und wird zum Beispiel von solchen Sendungen wie "Kulturzeit" oder "Nano" vom Sender 3Sat ganz erfolgreich praktiziert. Die Qualität der jeweiligen Sendung hängt dann entscheidend ab von den innerhalb der Sendung gezeigten Filmchen. Schön und gut.

Einen großen Nachteil hat diese Form der Präsentation jedoch. Der Nachteil heißt oftmals "Moderator" oder "Moderatorin". Hat man Glück, so leitet der Moderator gekonnt von einem Beitrag zum nächsten über oder weiß sogar noch etwas Kluges zu erzählen. Gegen die Anmoderation eines Beitrages ist meistens nichts einzuwenden. Erzählt der Moderator Stuss, so rückt der anmoderierte Beitrag das Moderator-Gefasel wieder zurecht und gut ist's. Die Gefahr liegt jedoch in der Abmoderation. Manche Moderatoren verspüren den Drang, nach dem Zeigen eines Filmchens abschließend unbedingt noch ihren eigenen Senf hinzugeben zu müssen. Und dieser Senf klebt dann und bleibt haften beim Publikum. Da kann der abmoderierte TV-Beitrag noch so aufklärerisch, kritisch, aufrüttelnd und nachdenklich machend gewesen sein - ein kurzes dummes Wort bei der Abmoderation und die durch den flüchtigen Film angeregten Gedanken des Zuschauers sind schnell wieder in eine ganz andere Richtung gelenkt. Es ist die Macht und die Wirkungsweise des "letzen Wortes".

So geschehen zum Beispiel bei einem an sich guten Beitrag in der 3Sat-Wissenschaftssendung "Nano" vom letzten Freitag über die Sicherheitsprobleme bei Wahlcomputern. Der Beitrag stellte klar dar, dass eines der Probleme von Wahlcomputern ist, dass Manipulationen nicht erkannt werden können, keine Spuren hinterlassen.

Und was sagt die Moderatorin nach dem Beitrag? Dass bei normalen Wahlen ja auch betrogen werden könne. Die fehlgegangene Abstimmung über den neuen SPD-Vorsitzenden in Hamburg, bei dem tausende, ausgefüllte Stimmzettel fehlten, würde dies zeigen. Wahlcomputer wären also nicht problematischer als Wahlen ohne Wahlcomputer. Das sagte die Moderatorin sinngemäß und leitete mit einer Drehung des Oberkörpers zum nächsten Beitrag über.

Tja, und als Zuschauer sitzt man da und ist wütend. Denn die Moderatorin hat leider gar keine Ahnung und schämt sich noch nicht einmal ihrer Dummheit. Dass bei einem Einsatz von Wahlcomputern das Fehlen von ausgefüllten Stimmzetteln überhaupt nicht hätte auffallen können, weil es keine Stimmzettel gibt, das fiel der Moderatorin leider nicht ein. Gibt es keine Stimmzettel, kann nachher auch nicht festgestellt werden, dass Stimmzettel fehlen. Man würde sich vielleicht wundern, dass ein bestimmter Kandidat gewonnen hat, aber der Nachweis, dass bei der Abstimmung irgendetwas schief lief, wäre bei einem Einsatz von Wahlcomputern wesentlich schwieriger, vielleicht sogar letztlich bei geschickter Manipulation gänzlich unmöglich. Der von der Moderatorin abmoderierte Bericht hatte dies genau dargestellt. Aber seit wann gucken sich Moderatoren schon das an, was sie da herummoderieren?

Dass Moderatoren Intelligenzbestien sein müssen, fordere ich auch gar nicht, denn viel zu wissen ist für den Job eines Moderators solch einer Sendung, bei der nur ein Filmchen nach dem anderen gezeigt wird, nicht nötig. Es reicht, gut auszusehen und zu wissen, wann man in welche Kamera zu blicken hat. Doch leider bringt gutes Aussehen ein unerschütterliches Selbstbewusstsein mit sich. Und so scheuen sich Moderatoren und Moderatorinnen oft nicht, die ganze Welt in einer kurzen Abmoderation erklären zu wollen.

Mein Ratschlag an Moderatorinnen und Moderatoren: Faselt in den Anmoderationen rum, was ihr wollt, aber haltet eure Schnauze bei der Abmoderation, damit zumindest das Wort der Leute, die teilweise sehr viel Zeit in das Produzieren eines anmoderierten TV-Beitrages gesteckt haben, als letztes hängen bleibt beim Zuschauer und nicht das Gedankenprodukt von zwei Sekunden in Form einer scheinklugen Moderator-Bemerkung.

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