Dienstag, 15. Januar 2008

Audioinhalte im Internet haben einen Makel: Sie landen immer erst auf dem Computer

Jetzt mal keine böse Politik oder böse Medienschelte. Sondern...

Im Internet gibt es bekanntlich nicht nur Dinge zum Durchlesen, sondern immer mehr auch Sachen zum Anhören. Zuhören ist jedoch eine Tätigkeit, die sich nicht nur durch den Gebrauch eines anderen Sinnesorgans vom Lesen unterscheidet. Einem vorgelesenen Text zuzuhören hat Vorteile und Nachteile gegenüber dem selbsttätigen Durchlesen eines Textes.

Der Vorteil ist, dass man beim Zuhören einfache Dinge nebenbei machen kann. Autofahren zum Beispiel - weshalb es kaum Autos ohne Radio gibt. Sehr beliebt ist auch das Radio in der Küche, weil man dann etwas Unterhaltung hat bei den täglichen Küchenarbeiten.

Der Nachteil bei der Informationsaufnahme via vorgelesenem Text ist, dass man weniger Einfluss hat auf die Informationsaufnahme. Man kann nicht überblicken, wie lang der Text ist, den man vorgelesen bekommt. Man kann keine Überschriften überfliegen. Man kann die Geschwindigkeit nicht erhöhen oder verlangsamen. Man kann normalerweise auch nicht so einfach vor- oder zurückspulen, also Passagen weglassen oder wiederholen. Deswegen habe ich persönlich beispielsweise häufig nicht die Geduld, mich hinzusetzen, und einem Text nur zuzuhören ohne etwas anderes nebenbei zu machen. Außer es handelt sich um literarische Texte, also Audio-Bücher.

Nun gibt es ein Problem: Im Internet gibt es zwar jede Menge Dinge zum Anhören, aber wegen der oben beschriebenen Besonderheiten der Informationsaufnahme von vorgelesenem Text ist es irgendwie nicht so prickelnd, sich dieses Audiozeugs direkt am und vorm Computer sitzend anzuhören. Vielleicht sogar noch auf einem Bürostuhl hockend. Natürlich könnte man die Lautsprecherboxen am Computer laut aufdrehen und dann in der Wohnung herumlaufen, so wie wenn man Radio hört. Aber Computerboxen haben meist eine schlechtere Qualität als die Boxen des heimischen Radios. Oder das Haus ist zu verwinkelt und im nächsten Raum hört man schon nichts mehr. Auch ein Notebook immer mitzuschleppen im Haus, von der Küche ins Wohnzimmer und zurück beispielsweise, kann sehr lästig sein. Bleibt das Überspielen der Audiodateien vom Computer auf einen MP3-Player. Aber das benötigt vorbereitende Arbeiten und Audio-Livestreams aus dem Internet kann man so auch nicht via MP3-Player hören. Außerdem könnte man natürlich die Soundkarte des Computers per Kabel mit den Lautsprechern der Heimstereo-Anlage verbinden, wozu jedoch Computer und Heimstereo-Anlage nicht allzu weit voneinander entfernt aufgestellt sein sollten. Oder Leute mit zu viel Geld könnten sich natürlich extra besondere Internet-Radios anschaffen, also Radios mit Internetzugang (gibt es schon) oder irgendwelche hochmodernen, teuren neuen Streaminglösungen anschaffen, über die die Inhalte vom Computer drahtlos auf der Heim-Stereo/Heim-Kino-Anlage landen.

Ist man jedoch eh meist allein zu Hause oder will man eh ungestört hören oder wollen die Mitbewohner eh ihre Ruhe haben, empfehle ich folgende einfache Lösung: Funkkopfhörer. Keine Infrarot-Funkkopfhörer, sondern Radio-Funkkopfhörer. Die kosten nicht viel und für Sprache dürfte die Qualität ausreichend sein. Einfach die kleine Sendestation des Funkkopfhörers in die Line-Out-Buchse der Soundkarte des Computers (ob Desktop-Computer oder Notebook) stöpseln und schon kann man alles, was auf dem Computer audiomäßig läuft, drahtlos auf dem Funkkopfhörer hören. Ob Internet-Livestreams, Podcasts oder sonstige Audiodateien. Die Leistung der kleinen Sendestation reicht aus, um durch mehrere Wände und Etagen hindurch guten Empfang zu haben. Allerdings sollte man bedenken, dass Nachbarn, die ebenfalls einen Funkkopfhörer haben, natürlich mithören können. Die mit dem Funkkopfhörer mitgelieferte Sendestation bietet meist eine Auswahl an unterschiedlichen Kanälen an, so dass man auf andere Kanäle ausweichen kann, falls mehrere Nachbarn ebenfalls solche Dinger im Einsatz haben.

Dank am Desktop-PC angeschlossenen Funkkopfhörern höre ich beispielsweise schon seit einiger Zeit gerne das live ins Internet gestreamte Radioprogramm der BBC. Theoretisch hat man so alleine bei der BBC die Auswahl aus 18 Radiosendern. Ich bleibe jedoch meist bei "BBC World Service" oder "Radio 4". Der große Vorteil dieser Sender: Keine Musik zwischen den Wortbeiträgen. Nichts nervt mich nämlich so sehr wie schlechter Jazz nach einem nachdenklichen Text - eine Kombination, die leider besonders gerne im Deutschlandfunk anzutreffen ist. Und selbst wenn ich dann doch einmal Deutschlandfunk höre, reicht bei einem Funkkopfhörer ein Griff an die Ohrmuschel und man dreht die Lautstärke runter. Kein hektisches Durchdiewohnunglaufen mehr, um am Radio den blöden Klimperjazz runterzuregeln.

Und wie hört ihr euch so das Zeug an, was man im Internet an Audio-Inhalten geliefert bekommt?

3 Kommentar(e):

Anonym hat gesagt…

Nee, ich gehöre zur seltenen Spezies, die nicht gern was vor den Ohren haben. Also keine Kopfhörer oder Ohrstecker. Und Radio hör ich nicht aus dem Internet, dafür aber durchaus mal den einen oder anderen längeren Podcast. Den pack ich mir dann auf `nen USB-Stick und im Wohnzimmer auf mein kleines iBook, dass dort zum abendlichen Schreiben ohnehin in der Nähe der Musikanlage liegt. Noch eleganter wärs mit WLAN, aber dann müsste mein iBook auf seine alten Tage noch mit einer entsprechenden Hardware bestückt werden, und dafür lohnt sichs nicht.

Anonym hat gesagt…

"Oder Leute mit zu viel Geld könnten sich natürlich extra [...] irgendwelche hochmodernen, teuren neuen Streaminglösungen anschaffen, über die die Inhalte vom Computer drahtlos auf der Heim-Stereo/Heim-Kino-Anlage landen."
naja, nun mal nicht übertreiben, die dinger gibts schon ne weile und teuer sind die auch nicht:
http://tinyurl.com/2wpxnh oder auch
http://tinyurl.com/3x5n22
wen man ein bisschen genauer sucht, dann findet man bestimmt auch noch mehr günstige teile.

lohnt sich übrigens echt, so ein ding. wer technisch begabt ist, baut sich sowas selber und ist dann nicht an die reichweitenbegrenzung gebunden ;)

grüße

Solon hat gesagt…

@Verdächtige: Ach richtig, diese kleinen FM-Transmitter gibt es ja auch noch! Bestimmt auch eine Lösung für manche. Aber wie Du schon andeutest: Die Reichweite ist wohl sehr begrenzt. Zumindest mit Sicherheit begrenzter als bei Funkkopfhörern. Denn Funkkopfhörer werkeln in eigens für sowas zugelassenen Frequenzbereichen. Die FM-Transmitter jedoch im Bereich des normalen UKW-Bandes. Und damit es da nicht zu Störungen in Nachars Radio kommt, bezweifle ich, dass die so einfach durch Wände durchkommen. :-)

Bei den oben erwähnten Streaminglösungen hatte ich auch eher an Geräte gedacht, die die Hifi-Anlage oder Heimkino-Anlage an ein hauseigenes WLAN anschließen, über das vom Desktop-Computer im Arbeitszimmer aus dann die Internet-Multimedia-Inhalte ins Wohnzimmer gestreamt werden können.