Freitag, 22. Dezember 2006

Deutschland heute wie vor 78 Jahren

Ich hab den Link zwar schon in mein Archiv bei Del.icio.us gestellt, aber das Gedicht von Erich Kästner, dass die NachDenkSeiten.de bringen, ist hier auch noch einen eigenen Weblog-Eintrag wert: Erich Kästner: Knigge für Unbemittelte.

Erstaunlich, wie sich Deutschland im Jahre 1928 und 2006 wieder gleichen.

Als prosaische Ergänzung sei auch noch ein Artikel bei Telepolis.de empfohlen: Der Punk und der Politiker.

Das Gedicht von Erich Kästner beschreibt allgemein eine gesellschaftliche Stimmungslage. In dem Telepolis-Artikel geht es - sozusagen als konkretes Beispiel passend zum Kästner-Gedicht - um den Arbeitslosen Henrico Frank, den der Noch-SPD-Vorsitzende Kurt Beck angepöbelt hatte und um die Medienreaktionen.

Ein paar Zitate aus diesem Artikel:

Die öffentliche Aufmerksamkeit richtet sich erneut auf ein Einzelschicksal, Vorurteile werden geschürt und bestätigt - und der Grundstein für eine Akzeptanz neuer Einschränkungen gelegt. [...] So gesehen konnte Henrico Frank nur verlieren: nimmt er die Jobs an, so zeigt sich "Kurt Beck hat recht", nimmt er sie nicht an, sind eben alle Arbeitslosen faul und wollen nicht arbeiten, wie man ja sowieso "schon immer wusste". Während die Medien sich noch mit dem "frechsten Arbeitslosen Deutschlands" beschäftigen, wird es ab dem 1.1.2007 möglich, einem arbeitsunwilligen Arbeitssuchenden (arbeitsunwillig = Absage dreier Arbeitsangebote ohne triftigen Grund innerhalb eines Jahres) nicht nur seinen Regelsatz bis auf Null zu kürzen, sondern auch die Krankenversicherung und die Miete ersatzlos zu streichen. Das bedeutet, dass der Arbeitssuchende völlig ohne finanzielle Mittel leben muss und zudem nur noch über eine Notversorgungsmöglichkeit bei Krankheit verfügt. [...] Zur gleichen Zeit bescheinigt eine 2.500 Seiten umfassende Untersuchung, dass die Arbeitsmarktreformen HartzI-HartzIII weitgehend wirkungslos waren, wenn es darum ging, Arbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Vielfach hätten sie sich sogar als kontraproduktiv erwiesen, da Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und auch durch Personal Service Agenturen vermittelte Arbeitsplätze langfristig die Eingliederung in den Arbeitsmarkt erschwerten. (Quelle)


Fazit: Nicht die Arbeitslosen sind unsolidarisch mit der Gemeinschaft, es ist genau andersherum. Da Arbeitslosigkeit heute jedoch fast jeden sehr schnell betreffen kann, ist die Gesellschaft quasi unsolidarisch mit sich selbst. Die deutsche Gesellschaft hat dank jahrelanger neoliberaler Think-Tank-Indoktrination in Zusammenarbeit mit einigen machtbesessenen Medien, dank des großen Einflusses der Großindustrie durch Lobbyisten auf die Gesetzgebung und dank des Verschwindens von christlichen und/oder humanistischen Werten in der Gesellschaft wieder einen Zustand erreicht, der dem vor 70 Jahren erschreckend ähnlich ist.

Da die neoliberalen Thesen im Grunde genommen menschenfeindlich sind, weil sie nicht die Bedürfnisse, die Beschränkungen und die wahren Stärken von Menschen berücksichtigen, eine Gesellschaft aber aus Menschen besteht, wird es spannend sein zu beobachten, wie die deutsche Gesellschaft langsam auf den verschiedensten Gebieten (Mitmenschlichkeit, politische Teilnahme, bürgerliche Freiheitsrechte, Sicherheit, Kunst, Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft) zerfällt.

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Britischer Geheimdienst erwartet Terror-Anschlag über Weihnachten

Das Weblog "The Blotter" vom US-amerikanischen TV-Sender "ABC" berichtet über Sorgen der britischen Sicherheitsbehörden: London Braces for Attack; 'Miracle' If There Isn't One.

El-Kaida-Sympathisanten könnten über Weihnachten oder den Jahreswechsel erneut einen umfangreichen Anschlag in London ausführen. So stehe es in einem Bericht, den die britischen Sicherheitsbehörden ihren US-Kollegen übergeben hätten. Es sei geradezu "ein Wunder, wenn nichts passieren würde", zitiert "The Blotter" die Sicherheitsbehörden. Man sei zwar vielen Anschlagsplänen auf der Spur, wisse aber nicht, ob man den Terroristen einen Schritt voraus oder einen hinterher sei.

Diese Warnungen von Sicherheitsbehörden können zweierlei bedeuten: Entweder, dass die Sicherheitsbehörden erfolgreich arbeiten oder dass sie dies genau nicht tun. Einerseits kann man die nun öffentlich gewordenen Warnungen der Sicherheitsbehörden so interpretieren, dass sie einen ziemlich guten Durchblick und Überblick haben über das, was in der Terror-Szene vor sich geht. Denn wie sollten sie sonst solch konkrete Befürchtungen haben? Andererseits kann man die Warnungen so verstehen, dass die Sicherheitsbehörden viel zu wenig wissen. Denn wüssten sie mehr, hätten sie ja alle möglichen Terroristen bereits ausfindig gemacht, die Bedrohung würde nicht mehr existieren und es wären keine Warnungen an die US-Kollegen nötig.

Diese Ambiguität, also die Unsicherheit darüber, ob die Sicherheitsbehörden sehr viel oder sehr wenig wissen, wird niemals verschwinden. Selbst wenn die Sicherheitsbehörden noch mehr wissen würden als heute. Man weiß eben nicht, wieviel man eventuell noch nicht weiß.

Wichtig ist, wie die Politik mit dieser Ambiguität umgeht.

Eine ehrliche, transparente Politik sähe meiner Meinung nach so aus, dass Politiker offen zugeben, dass es keine vollständige Sicherheit gibt. Dass die Sicherheitsbehörden alles im Rahmen eines Rechts- und Freiheitsstaates Mögliche tun, aber eben auch nicht mehr. Warnungen an die Bevölkerung würden in diesem Fall erst veröffentlicht werden, wenn es wirklich ganz konkrete Hinweise gibt, auf die man mit konkreten Maßnahmen (zum Beispiel Evakuierungen usw.) reagieren kann. Im vorliegenden Fall scheint es (noch) keine solche öffentliche Warnung gegeben zu haben. Gut so, wenn die Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden noch derart allgemeiner Natur sind.

Eine Politik, die diese Ambiguität jedoch ausnutzen möchte, um Profit daraus zu schlagen, nämlich indem man sich als Macher und Beschützer des Volkes aufspielt, würde in dieser Situation immer wieder betonen, dass die Wagnisse des Lebens immer noch nicht durch die Sicherheitsbehörden endgültig beseitigt werden konnten. So als ob dies möglich wäre und Sinn der Sicherheitsbehörden wäre. Eine solche Politik würde immer nur eines fordern: Mehr Befugnisse für die Sicherheitsbehörden. Gab es keine Anschläge, so würde dies als Beweis hingestellt, dass die Sicherheitsbehörden gut gearbeitet haben, sie also nötig waren. Gab es jedoch Anschläge, so beweise dies, dass sie leider noch nicht genug Befugnisse hatten. Die Botschaft einer solchen Politik wäre in jedem Fall Angst, weil sie die Angst instrumentalisiert als politisches Mittel.

Wollen wir hoffen, dass es keine Anschläge gibt, dass die Sicherheitsbehörden ehrlich sind und dass Politiker aufhören, sich als "Retter" aufzuspielen.

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Mittwoch, 20. Dezember 2006

Alternative zu Furl: ScrapBook

Furl, der Online-Bookmarking-Dienst, funktioniert weiterhin nicht richtig. Neben der schlechten Erreichbarkeit in den letzten Tagen funktioniert vor allem weiterhin die Suchfunktion innerhalb von Furl nicht korrekt. So listet Furl bei einer Suche in großen Furl-Archiven längst nicht alle gefurlten Webseiten auf, die den Suchbegriff behinhalten. Das ist nun schon seit einigen Wochen so. Ich denke, dass die Suchfunktion von Furl dauerhaft funktionsuntüchtig bleibt. Damit ist Furl natürlich mehr oder weniger unbrauchbar geworden. Denn wenn man seine Online-Bookmarks nicht durchsuchen kann, nutzt das ganze Kategorisieren und Taggen gar nichts.

Was tun? Zunächst nutzte ich Furl weiter mit dem Hintergedanken, ab und zu die gefurlten Webseiten zu exportieren, um sie so auf andere Weise mit anderen Programmen direkt auf dem eigenen Computer zu durchsuchen. Auf Dauer ist das zu aufwändig.

Die Lösung könnte ScrapBook sein. ScrapBook ist eine kostenlose Firefox-Extension, also ein kleines Stück Software, was sich nahtlos in den Firefox-Browser einfügt. Mit ScrapBook kann man mit ein, zwei Mausklicks die Seite, die im Browser gerade angezeigt wird, mit URL und Inhalt auf der eigenen Festplatte archivieren und mit Hilfe von ScrapBook auch in Kategorien ordnen und mit den umfangreichen Suchfunktionen von ScrapBook auch wieder finden. Es sieht zumindest für mich so aus. Auch ein Backup und der Import/Export von ScrapBook-Archiven zum Sichern oder Übertragen auf andere Computer scheint relativ problemlos zu sein. Außerdem - sehr wichtig - scheint ScrapBook aktiv weiter entwickelt und gepflegt zu werden.

Ich habe mir natürlich auch Spurl.net als mögliche Alternative zu Furl angesehen. Spurl scheint weiterhin der einzige Online-Bookmarking-Dienst zu sein, der ebenfalls wie Furl eine Kopie der gebookmarkten Webseite anlegt. Diese Funktion ist mir sehr wichtig. Doch Spurl ist anscheinend teilweise noch langsamer als Furl, bietet weniger Möglichkeiten die Einträge zu organisieren und vor allem weniger Export-Funktionen als Furl. Die mit Spurl gesicherten und kopierten Webseiten können zum Beispiel anscheind gar nicht exportiert werden. Als meine Testseite zudem gar nicht von Spurl kopiert wurde, war klar, dass Spurl für mich keine Alternative ist.

Andere Social-Bookmarking-Dienste wie das berühmte Del.icio.us hätten gegenüber ScrapBook nur den Vorteil, dass die Bookmarks von überall her zugänglich wären. Doch auf diese Funktion kann ich zumindest noch am ehesten verzichten. Notfalls muss man halt sein ScrapBook-Archiv auf einem USB-Stick mit sich herumtragen. Wichtiger ist es mir, Zugang zu einer Kopie der gebookmarkten Seite zu haben.

Also werde ich ScrapBook für das persönliche Archivieren von Webseiten nutzen und Del.icio.us, um die gleichen Seiten zusätzlich online zugänglich zu machen und außerdem mit Tags versehen zu können. Das Del.icio.us-Archiv werde ich dann wohl hier in das Blog integrieren. Mal sehen. :-) (Update: Schon geschehen. Ab sofort tauchen die jeweils zehn neuesten Links/Bookmarks aus meinem Del.icio.us-Archiv rechts in der Navigationsleiste auf.)

Seltsam, dass es in den letzten Jahren niemand geschafft hat, einen Social-Bookmarking-Dienst auf die Beine zu stellen, der alle interessanten Funktionen der verschiedenen Dienste in sich vereint. Jedem der mir bekannten Dienste (also nicht nur den oben genannten) fehlen aus meiner Sicht wichtige Funktionen. Wahrscheinlich muss man mal wieder auf Google warten.

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Dienstag, 19. Dezember 2006

Hinweise zum Kommentieren und zu RSS-Feeds

Kommentare sind mir wichtig. Deswegen: Keine Scheu beim Kommentieren! Egal was. Nur wenn der Kommentar Werbung zu kommerziellen Produkten/Webseiten enthält, die rein gar nichts mit dem Thema des jeweiligen Posts zu tun haben, werde ich ihn löschen. Und natürlich Beleidigungen oder sonstige herabwürdigende Aussagen oder Links. Auch anonyme Kommentare sind willkommen!

Auch Setzen von manuellen Trackbacks ist willkommen! Da Blogger.com/Blogspot.com keine Trackback-Funktion bietet, darf jeder, der ansonsten einen Trackback in seinem Weblog auf mein Weblog gesetzt hätte, natürlich gerne stattdessen einen kurzen Kommentar samt Link zu seinem Weblog in meinem Weblog hinterlassen.

Blogger.com/Blogspot.com versucht wohl statt der Trackbacks jeden Link irgendwo im Netz auf Einträge meines Weblogs automatisch zu erfassen und unterhalb meiner Weblog-Einträge aufzulisten ("Wer verlinkt hierhin?"). Ich habe aber Zweifel, dass das ausreichend funktioniert. Deswegen, wie gesagt: Einfach in den Kommentaren einen "manuellen Trackback" hinterlassen.

Die Kommentare sind unmoderiert. Das heißt: Jeder Kommentar sollte sofort ohne Verzögerungen im Weblog erscheinen! Wenn nicht, dann spinnt höchstwahrscheinlich die Kommentarfunktion mal wieder. In diesem Fall einfach so oft den Kommentar erneut abschicken, bis er auch tatsächlich angezeigt wird! Eventuell hilft es, das Kommentarfenster noch einmal ganz zu schließen (vorher natürlich den schon geschriebenen Kommentar zum Beispiel in die Zwischenablage kopieren, damit er nicht verloren geht!) und den Kommentar noch einmal neu starten.

Ich habe übrigens das bei Blogger.com/Blogspot standardmäßig aktivierte "Nofollow"-Attribut für Links in den Kommentaren deaktiviert. "Nofollow" schadet der Blogosphäre, ist meine Meinung. Wer nicht weiß, was "Nofollow" ist, kein Problem. Nicht wichtig. ;-)

Beim Einfügen eines Links in seinem Kommentar muss man, damit der Link klickbar ist, die bekannten HTML-Befehle verwenden, also: a href="http://...". Allerdings scheint man keine zusätzlichen HTML-Befehle innerhalb von "a href" verwenden zu dürfen wie zum Beispiel "title" oder "rel" und so weiter, weil damit die Kommentarfunktion von Blogger.com/Blogspot hier überfordert zu sein scheint und der Link dann nicht korrekt angezeigt wird.

Kommentare, die mehr als 5 Links enthalten, werden von Blogger.com/Blogspot hier automatisch als Spam behandelt. Wer viele Links posten will, sollte dies also auf mehrere Kommentare verteilt tun.

Ansonsten hoffe ich, dass der eingebaute Spamschutz (Captcha) ausreicht, um Spamroboter abzuhalten, automatisierte Werbung in den Kommentaren zu posten.

Es gibt übrigens die Möglichkeit, zu jedem Weblog-Eintrag einen eigenen Feed (Atom) zu abonnieren, der nur die Kommentare zu diesem einen Weblog-Eintrag beinhaltet! Zu finden ist dieser Feed, wenn man einen Weblog-Eintrag (Überschrift des Weblog-Eintrages) anklickt und unterhalb der (nicht) vorhandenen Kommentare nach dem Link "Kommentare zum Post (Atom)" sucht. Klickt man auf diesen Link, hat man den Feed (Atom) zu den Kommentaren zu nur diesem einen Weblog-Eintrag. Fein, oder? Mit Hilfe dieses Feeds kann man also bequem mittels seines RSS-Readers (oder der Feed-Funktion in Firefox oder Opera) verfolgen, ob jemand auf einen Weblog-Eintrag kommentiert hat oder zum Beispiel auf einen eigenen Kommentar reagiert hat.

Wer stattdessen oder zusätzlich alle Kommentare zu allen Weblog-Einträgen verfolgen möchte, für den gibt es den Link zu diesem Feed (Atom) zu allen Kommentaren rechts in der Navigationsleiste unter dem Link zum Feed (Atom) zu allen Weblog-Artikeln.

Also: Fröhliches Kommentieren! :-)

Montag, 18. Dezember 2006

Intransparenter IT-Gipfel

Kurze Durchsäge: Ich hoffe, dass meine kleine Leserschar von mittlerweile so um die zwanzig Unique Visitors täglich (über die Anzahl der RSS-Volltext-Leser habe ich keine Daten) eh täglich Netzpolitik.org ansurft. Wenn nicht, gibt es was auf die Finger! Um dem zu entgehen, hier noch eine letzte Chance:

Netzpolitik.org liefert eine umfassende Übersicht über die Nachrichten zum derzeitigen IT-Gipfel der Bundesregierung: Berichte vom IT-Gipfel der Bundesregierung.

Warum das Thema wichtig ist? Weil der IT-Gipfel kein IT-Gipfel ist. Er wird in den Medien verkauft als etwas, bei dem die Regierung mit der IT-Branche und der Forschung spricht und Deutschland als Ganzes voran bringen will. Das ist Nonsens. Es scheint bei diesem Gipfel nur um eines zu gehen: Vor allem Großkonzernen durch Förderprogramme indirekt Steuermittel zuzuschanzen. So, als ob die es nötig hätten. Verbraucherrechte, die Zivilgesellschaft (also der größte Anteil der "Informations-Gesellschaft") und der Datenschutz wurden vom Gipfel bewusst ausgeschlossen. Intransparenter Informations-Technologie Gipfel also. Intransparente Information also. Für Merkel und die Medien kein Widerspruch. Die Nebelkerzen und die Geheimnistuerei der Regierung rund um den Gipfel sprechen Bände. Leider nicht für den größten Teil der deutschen Medien, die brav die öffentlichen Verlautbarungen unhinterfragt abdrucken. Armer deutscher Medien-Konsument... Armer deutscher Steuerzahler...

Die Art und Weise, wie die Bundesregierung hier das Thema der Förderung der Informations-Technologie angeht, ist genau Ausdruck dessen, was schief läuft bei dem Thema in Deutschland: Der Sinn von Informations-Technologie ist letztendlich der schnellere Zugriff auf Information, Transparenz also. Erfolgreich beim Fördern von IT-Technologie kann folglich nur der sein, der dieses Ziel tatsächlich auch will. Die Gestaltung des IT-Gipfels zeigt jedoch, dass die Bundesregierung auf Transparenz keinen Wert legt.

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Bewerbungsrisiko Siemens

Mögliches Bewerbungsgespräch auf eine Manager-Stelle in einem tatsächlich anständigen, deutschen Unternehmen:

"Wo haben Sie denn vorher gearbeitet? Oh, bei Siemens. Nun ja. Also, wissen Sie, wir legen großen Wert auf unseren Ruf und auf unser Betriebsklima und wir möchten einen ehrlichen Konkurrenzkampf mit unseren Mitbewerbern, weil das insgesamt förderlich für die Entwicklung unseres Marktes ist, während bei einem Klima der Korruption am Ende nur einer gewinnt. Korruption erhöht also das Risiko des Scheiterns, wenn man nicht schon über ein Monopol verfügt. Korruption ist auch nicht besonders förderlich für die Ehrlichkeit der Mitarbeiter dem eigenen Unternehmen gegenüber, für die Motivation, das Verantwortungsgefühl, für die Beziehungen zu Kunden, die Qualität unserer Produkte und so weiter.... Ach... als Putzfrau haben Sie bei Siemens gearbeitet?! Na, dann! Herzlich willkommen in unserer Firma!"

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Sonntag, 17. Dezember 2006

Irak vor dem Auseinanderbrechen?

Wie schon einmal erwähnt, finde ich die sonntägliche Sendung "Late Edition" auf CNN sehr informativ. In zwei Stunden erfährt man viel zu einem Thema. Derartig informative Sendungen sind im deutschen Fernsehen bekanntlich verboten. Vermute ich zumindest.

Landkarte eines in drei mögliche Teile aufgeteilten IraksThema natürlich auch dieses Mal wieder: Der Irak. Die Skepsis wächst weiter, ob die staatliche Einheit des irakischen Staates gewahrt werden kann oder ob eine Aufteilung des Iraks eine notwendige Lösung wäre, um die Kämpfe im Irak zu befrieden, oder ob der Irak eventuell gänzlich in der Anarchie versinkt.

Eingeladen waren wieder etliche Politiker und Experten mit logischerweise äußerst unterschiedlichen Ansichten.

Peter GalbraithDer Autor Peter Galbraith meint, dass die Dreiteilung des Iraks die einzige gangbare Lösung sei. Man müsse den Realitäten ins Auge sehen, realisierbare Lösungen suchen. Und warum solle man zum Beispiel die Kurden im Norden zwingen, in einem Staat zu leben, in dem sie nicht leben wollen?

Rep. Senator Gordon SmithDer republikanische Senator Gordon Smith bezeichnet das Vorgehen der US-Regierung im Irak gar als möglicherweise kriminell. Er vergleicht es mit den Militärführern des ersten Weltkrieges, die ihre Soldaten täglich zu Tausenden in den Stellungskriegen ins Maschinengewehrfeuer des Gegners laufen ließen ohne Aussicht auf militärischen Erfolg. Solch ein Verhalten würde er als kriminell bezeichnen. Realisierbare Konzepte müssten deshalb im Irak verfolgt werden, keine utopischen. Die Iraker müssten sich um ihre Sicherheit selbst kümmern. Der Irak sei schließlich nicht Teil der USA.

Shibley TelhamiShibley Telhami vom Brookings Institut erklärt, dass die Nachbarländer des Iraks Angst vor einem auseinandergefallenen Irak hätten, genauso wie sie ebenfalls Angst vor El Kaida haben. El Kaida würde das syrische Regime genauso gerne zerstört sehen wie den Irak. Die USA haben derzeit keine Kontrolle mehr über den Ausgang der Geschehnisse im Irak. Die kritische Frage sei, wo die Prioritäten der US-Außenpolitik im Nahen Osten nun liegen. Die USA müssten Prioritäten setzen. Ist der Iran Hauptpriorität oder der Irak oder der Konflikt zwischen den Palästinensern und Israelis? Sind die Prioritäten klar, sollten die USA das wichtigste Problem angehen und es notfalls unabhängig und ohne Rücksichtnahme auf die Interessen in und bei den anderen Problemfeldern zu lösen versuchen.

Vali NasrVali Nasr, Experte für Außenpolitik, plädiert dafür, den Iran als Problem an erste Stelle zu setzen, noch vor dem Problem Irak, El Kaida oder Nord-Korea. Der Iran gewinne in der Region immer mehr an Bedeutung und Einfluss. Der Iran sei Antagonist von Saudi-Arabien, aber auch der Iran will wie Saudi-Arabien keinen zusammengebrochenen Irak. Schon alleine wegen des dann erstarkten autonomen kurdischen Gebiets an seinen Grenzen, aber auch, weil ein zusammengebrochener Irak El Kaida nutzen würde. Aber natürlich möchte der Iran auch nicht die USA siegen sehen im Irak.

Irak. Vize-Präsident El HashimiSoweit die langfristigen, strategischen Überlegungen der Experten. Kurzfristig werden die USA wohl zunächst einmal die Truppenstärke im Irak etwas erhöhen. Präsident Bush hat dem Kongress einen Plan vorgelegt, 20.000 zusätzliche Soldaten in den Irak zu schicken. Der irakische Vize-Präsident El Hashimi fordert ebenfalls zusätzliche US-Truppen. Die irakischen Truppen seien inkompetent und korrupt und könnten die Aufgaben der US-Truppen noch nicht übernehmen, so El Hashimi.

Dem. Senator Jack ReedDer demokratische Senator Jack Reed zweifelt am Sinn von 20.000 zusätzlichen US-Soldaten und fragt, wie diese die Dynamik im Irak verändern sollen? Bagdad habe immerhin sechs Millionen Einwohner! Die Entsendung zusätzlicher Truppen sei nur symbolische Politik. Die Politik Bushs habe dazu geführt, dass der Iran mehr Einfluss bekommen hat. Aber da der Iran und Syrien ebenfalls keinen instabilen Irak wünschen, sollte man Gespräche mit ihnen aufnehmen.

Rep. Senator Jon KylAuch der republikanische Senator Jon Kyl zweifelt am Sinn von 20.000 zusätzlichen Soldaten. Er fordert, dass es gut ausgearbeitete Pläne geben muss, um diese zusätzlichen Truppen sinnvoll einsetzen zu können. Die kritische Frage bleibe, ob die USA es schaffen, die Dynamik im Irak zu verändern. Er sieht keine Möglichkeiten, mit dem Iran oder Syrien in Verhandlungen zu treten. Was solle man ihnen anbieten? Man könne den beiden Staaten Botschaften schicken und sie antworten mit Botschaften, das sei aber auch alles. Man könne letztlich weder dem Iran, noch Syrien vertrauen.

Reed und Kyl gehen anschließend auf die Warnungen mehrerer US-Generäle ein, dass die US-Armee insgesamt vor dem Zusammenbruch stehe, also nicht nur im Irak. Man schaffe es in der Heimat nicht, die Versorgung der Truppen vor allem mit personellem Nachschub in dem nötigen Maße zu realisieren. Sowohl Reed und Kyle fordern eine allgemeine Vergrößerung der US-Armee. Dies solle jedoch durch Anwerbung zusätzlicher Freiwilliger erfolgen und nicht durch eine allgemeine Mobilmachung. Kyl warnt außerdem, dass, wenn die größte Armee der Welt nicht in der Lage sei, an einem einzigen Ort einen Konflikt zu bewältigen, in der US-Armee einiges schief laufe.

Zum Schluss der Sendung wurden noch heutige Stimmen anderer wichtiger Persönlichkeiten zum Irak-Krieg eingeblendet: Der ehemalige US-Außenminister Colin Powell sagte in "Face the Nation" von CBS, dass die Situation im Irak tatsächlich als Bürgerkrieg zu bezeichnen sei, weil das reguläre Militär die Lage nicht mehr beherrschen würde. Der gewählte Führer der Mehrheit im Senat, der demokratische Senator Harry Reid, sagte in der Sendung "This Week" auf ABC, dass die Situation im Irak nicht militärisch lösbar sei. Der demokratische Senator Edward Kennedy prophezeite in der Sendung "Fox News Sunday", dass der Irak auseinander falle. Der Republikaner und ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, stellte schließlich in der NBC-Sendung "Meet the Press" fest, dass die Politik von Präsident Bush im Irak schlicht und einfach nicht erfolgreich sei.

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