Freitag, 16. Februar 2007

Warnung: Politik gegen "Killerspiele" erzeugt Aggressionen

Bayern will die Verbreitung von Schund gesetzlich einschränken. Mit Schund sind bestimmte Computerspiele und Videofilme gemeint: Weiter Krach um Killerspiele (TAZ.de).

Außerdem behaupten die bayerischen Regierungspolitiker, die Amokläufe von Jugendlichen seien in signifikanter Weise von "Killerspielen" verursacht worden.

Erstaunliche Zensurbestrebungen. Erstaunliche Lügen.

Der Vorstoß von Bayern ist natürlich nur Theater. Eine Theater-Aufführung quasi. Es wird übertrieben und gelogen. Die Realität wird verzerrt. Die Darsteller sonnen sich in der Aufmerksamkeit ihrer populistischen Vorschläge. Politiker sind halt auch nur geil auf die Medien. Die Vorschläge haben (noch) keine Chance auf Verwirklichung, schon alleine, weil sie verfassungswidrig sind. So ist das in der deutschen Politik heutzutage. Ein Schuss Verfassungswidrigkeit gehört heute in fast jedes Gesetz. Vermutlich, um dem neuen Gesetz mehr Würze und mehr Aufmerksamkeit zu bescheren.

Man könnte auch von einer Verwahrlosung der Politik in Deutschland sprechen. Das Grundgesetz gilt nicht mehr viel. Meinungsfreiheit und die Unabhängigkeit der Kunst gelten nicht mehr viel. Ehrlichkeit gilt nicht mehr viel. Wissenschaftliche Expertisen gelten nicht mehr viel.

Stattdessen zählt Theaterdonner, Effekthascherei, gewaltiges Auftreten, das Schwingen mit der Verbotskeule statt wirklich helfender Maßnahmen, um den Jugendlichen das Leben zu erleichtern.

Moment... Donner, Effekte, gewaltiges Auftreten, Keulen... das erinnert mich doch an etwas... Ich habe so etwas schon mal irgendwo gesehen... Ich glaube, es war ein "Killerspiel".

Könnte es sein, dass dieses unmäßige Gebahren unserer Politiker mehr Zorn und Groll und Gewalt in jugendlichen Gehirnen (und nicht nur dort) erzeugt, als jedes Computerspiel à la "Quake" oder "Doom" das je könnte? Will die Politik mit ihrem ignoranten Auftreten eventuell sogar die Gewalt unter Jugendlichen bewusst schüren? Man frage doch einfach mal einen Jugendlichen, was er von dieser Politik und dieser Gesetzgebung hält. Man wird erstaunt sein, wie abschätzig, frustriert und wütend die jugendlichen Reaktionen sein werden.

Hoffen wir, dass unsere Kultusminister mit ihrer Ignoranz keine Amokläufe unter den Frustrierten verursachen. Ich fordere hiermit die Medien auf, ihre Berichterstattung über die Politik dieser Leute freiwillig einzustellen oder auf nach 23 Uhr zu verlegen. Vielleicht kommen die Politiker dann auch wieder zur Vernunft. Denn wenn niemand ihren Theaterdonner wahrnimmt, fangen sie vielleicht wieder an, vernünftige Gesetze zu verabschieden - ohne den wohligen Schauer des Populismus, nach dem anscheinend einige Politiker, besonders Kultusminister und Innenminister, inzwischen süchtig geworden zu sein scheinen.

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Donnerstag, 15. Februar 2007

Neues Oxymoron

"Paris Hilton zu Gast auf der feinsten Party der Welt".

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Tausende von unschuldigen Ebay-Händlern werden derzeit abgemahnt

So leid es mir tut für die Tausenden von deutschen Unternehmern, die derzeit nach geltendem Recht, und ohne dass sie etwas Unrechtes getan haben, kostenpflichtig abgemahnt werden...

Es könnte der Anlass sein, der diese faulen und inkompetenten Menschen, die derzeit die Regierungsgeschäfte in Deutschland innehaben, zwingt, endlich etwas zu tun.

Aber es hängt von den Medien ab. Ob sie berichten. Ich vermute nicht. Denn es geht um das Internet. Und deutsche Medien hassen zum größten Teil das Internet und alles, was auch nur irgendwie damit zu tun hat.

Die ganze Story bei Handelsblatt.com: Neue Abmahnwelle erzürnt Unternehmer.

Auszug:

"Es gibt heute keine Rechtssicherheit mehr", sagt Jan Kaestner, Mitglied der Geschäftsführung bei der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs e.V. "Das ganze ist eine Katastrophe." (Quelle. Direktlink zum Textauszug.)


Tja. Auch hier waren die Blogger an vorderster (Leidens-)Front (siehe Abmahnungs-Blog) , noch bevor Ebay-Händler von diesem Abmahnwahnsinn großflächig betroffen waren. Die Blogger mussten in den letzten Jahren diverse Übergriffe gegen die Meinungsfreiheit - durchgesetzt durch Abmahnungen - oder wegen kleinlicher, vermeintlicher Urheberrechtsverletzungen hinnehmen. Und nein: Abmahnungen zu ignorieren, wird nur teurer. Man kann in Deutschland nach deutschem Recht Abmahnungen nicht ignorieren. Und seien sie auch noch so hanebüchen. Man muss sie bezahlen oder einen eigenen Anwalt einschalten. Beides ist mit Kosten verbunden. Bekommt eine Privatperson in kurzer Zeit mehrere hanebüchenen Abmahnungen, bleibt ihm in Deutschland auf Dauer nur eins: Er muss sich aus dem Internet zurückziehen. Vielleicht ist dies politisch auch so gewollt.

Im jetzigen Fall der Massenabmahnungen gegen Ebay-Händler weigern sich sogar die Anwälte, den Abgemahnten zur Seite zu springen, weil die rechtliche Lage katastrophal uneindeutig ist und kein Anwalt da seinen Kopf hinhalten will und deshalb den Abgemahnten kaum etwas anderes übrig bleibt, als mal eben mehr als eintausend Euro an einen Abmahnanwalt zu überweisen. Einfach so. Das ist nichts anderes als staatlich abgesegnetes Raubrittertum ohne Ritterehre und ohne gesundheitliche Risiken auf Seiten der Räuber. Konkret geht es bei der jetzigen Abmahnwelle wieder um die auch weiterhin rechtlich nicht klar geregelten Anforderungen für eine einwandfreie Formulierung von AGBs.

Die im Handelsblatt-Artikel zitierte Standard-Aussage der Bundesregierung hinsichtlich fast jeglicher Probleme lässt vermuten, dass man den Politiker-Kollegen, die auch als Anwalt tätig sind, auch weiterhin nicht die Butter vom Brot nehmen will und somit den Abmahnanwälten auch weiterhin freien Lauf lassen will, damit sie die Seuche Internet weiter gezielt bekämpfen können:

"Wenn nicht einmal der Gesetzgeber die Gesetze richtig anwenden kann, sind die Unternehmen allemal überfordert", sagt Groß. "Wir brauchen so schnell wie möglich einheitliche und klare Regeln für den Internethandel." Die Bundesregierung dagegen sieht keinen Handlungsbedarf. (Quelle. Direktlink zum Textauszug.)


Wir brauchen jedoch vor allem auch eine andere Gestaltung des Abmahnwesens. Denn dort liegen die wahren Ursachen für diese Abmahnwellen. Rechtlich noch nicht einwandfrei geklärte Fragen wird es nämlich immer geben und die werden von Abmahnanwälten auch in Zukunft ausgenutzt werden, um billig an Geld zu kommen. Jetzt trifft es Tausende von Ebay-Händlern, die alles versucht haben, um rechtlich korrekt zu handeln und trotzdem kostenpflichtige Abmahnungen bezahlen müssen. Morgen gibt es dann die nächste rechtlich unsichere Situation und die Abmahnanwälte können erneut zuschlagen.

Abmahnanwalt und Daten-Händler, das sind die Berufe der Zukunft, liebe Jugend. Oder wir wählen zusammen Menschen und Parteien in die Regierung, die derzeit dort nicht zu finden sind. Ach ne, das wäre dann doch zu revolutionär.

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Liste der 2006 von Medien vernachlässigten Themen

Wie jedes Jahr äußerst lesenswert ist die Liste der zehn in den deutschen Medien am meisten vernachlässigten Themen: Topthemen 2006.

Die Liste wird jedes Jahr erstellt von der "Initiative Nachrichtenaufklärung", einem Zusammenschluss von Wissenschaftlern und Journalisten. Auf der Website Nachrichtenaufklaerung.de unter "Aktuelles" findet man derzeit weitere Informationen zur Themenliste - leider nicht als Inhalt permanent verlinkbar.

Interessant zum Beispiel Thema Nummer zwei: Über eine Million politische Gefangene in China – unmenschliche Haftbedingungen und Organhandel?

(Etwas zum Thema auch in einem früheren Weblog-Eintrag von mir: China gibt erstmals Handel mit Organen Hingerichteter zu.)

Deutschland könnte hier einigen Druck auf China ausüben. Erst recht im Verbund mit anderen Ländern. Unsere Politiker drücken sich verständlicherweise vor dieser unangenehmen Aufgabe. Aber welcher Sportler möchte dort in solch einem Staat an olympischen Spielen teilnehmen? Meiner Verachtung kann sich bereits heute jeder der teilnehmenden Sportler sicher sein, denn sie lassen sich zu Hampelmännern der chinesischen Selbstdarstellung machen. Die anstehenden olympischen Spiele wären eine gute Gelegenheit gewesen, China unter Druck zu setzen und diese makellose Selbstinszenierung kräftig zu stören.

Natürlich gibt es in Deutschland diese weit verbreitete Einstellung: Was gehen mich die Chinesen an? Aber die Achtung von Menschenrechten und Bürgerrechten ist nicht teilbar. Entweder man nimmt die Menschenrechte ernst oder nicht. Wer sie für China nicht ernst nimmt, nimmt sie auch für Deutschland nicht ernst. Vielleicht ist das ein Grund für die soziale Kälte in Deutschland? Für die Möglichkeiten der zynischen Politik, die es zur Zeit gibt (aktuelle Stichworte dazu zum Beispiel: Keine Bafög-Erhöhung, UNICEF-Bericht über kinderunfreundliches Deutschland, Umwandlung des Rechtsstaates in einen Präventionsstaat, neoliberale Ideen auch im Sozialbereich, menschenverachtender Umgang mit Asylbewerbern und so weiter). Denn diese Politik wird ja akzeptiert. Das Motto "Jeder ist sich selbst der Nächste" wird gelebt. Mit der Achtung von Menschenrechten hat das nichts zu tun. Viel Spaß noch am Leben, ihr dummen Deutschen, kann man da nur sagen.

Zurück zur Themenliste: So sinnvoll es ist, jedes Jahr solch eine Liste von vernachlässigten Medienthemen aufzustellen, so erschütternd ist es, dass die deutschen Medien es weiterhin schaffen, große und äußerst wichtige Themen, die in anderen Ländern mit auf den Titelseiten stehen, einfach totzuschweigen.

Es muss endlich die Frage angegangen werden innerhalb der Medien, wie man die eigene Qualität verbessern kann. Die deutschen Medien leiden an mangelhafter Qualität. Durchweg. Ob öffentlich-rechtlich oder privat. Ob Fernsehen, Radio, Tageszeitung, Wochenzeitung oder Magazin. Es gibt Ausnahmen, natürlich. Aber die kann man meist an einer Hand abzählen und Ursachen für diese Ausnahmen sind meist wenige Menschen, die ihren Job als Journalist/Redakteur anscheinend ernst nehmen.

Natürlich gibt es auch anderswo absolut schrottige Medien. Noch schrottiger als in Deutschland. Aber was in Deutschland fehlt, ist eine größere Verlässlichkeit ganzer Publikationen oder Sender. Vor allen Dingen der großen, reichweitenstarken Medien. Schaut man sich beispielsweise die New York Times an, dann kann man sich meist darauf verlassen, dort gut recherchierte Beiträge zu finden und dass die Macher offen sind für Kritik. Man spürt, dass die an sich arbeiten und versuchen, bei jedem Artikel bestimmten Qualitätsstandards zu entsprechen. Das gelingt natürlich nicht immer, aber man spürt, dass es diese Richtung gibt, dieses Bemühen. Ähnliches kann man bei der BBC beobachten. Hier in Deutschland jedoch kann es in ein und derselben Sendung, Zeitung etc. passieren, dass ein exzellenter Beitrag direkt auf einen absolut einseitigen, manipulativen, falschen Beitrag folgt (jenseits von Meinungs-Beitragen natürlich). Als Zuschauer muss man bei unseren Medien - egal welchen (!) - immer auf das Schlimmste gefasst sein.

Was auch fehlt: Eine ausgearbeitete Strategie, um über eine längere Zeit ein Thema umfassender darzustellen (wie zum Beispiel die BBC das gerade gemacht hat mit dem Thema "India Rising" - Indien als Thema über mehr als zwei Wochen in fast jeder Sendung bei BBC World Service - und noch dazu spannend gemacht). So etwas gibt es bei deutschen Medien höchstens, wenn das Medium eine bestimmte Agenda verfolgt. Beispielsweise Lobbyinteressen transportieren möchte wie jüngst das ZDF mit seiner Themenwoche zum demografischen Wandel. Ansonsten sind die deutschen Medien abhängig davon, was gerade aktuell passiert und vor allem, worüber die anderen berichten. Dazu gibt es dann auch mal Hintergrundinfos. Häufig zu spät - wenn also zum Beispiel Gesetze bereits verabschiedet wurden. Da wird dann im Nachrichtenteil über den Beschluss des Bundeskabinetts berichtet und da fällt es den Journalisten dann ein, doch auch einmal einen Hintergrundbericht zum Thema zu bringen. Zu spät. Weil das Gesetz dann schon unaufhaltbar auf dem Weg ist.

So informiert man seine Kunden nicht!

Man kann in Deutschland keine Zeitung, kein Magazin oder keine Sendung einfach als ganzes, so wie sie ist, empfehlen.

Das ist schlimm. Das ist keine Kleinigkeit. Das ist ein Armutszeugnis für diejenigen, die für die Organisation und Arbeitswese der deutschen Medien verantwortlich sind.

Die in den deutschen Medien nicht vorhandenen Themen, die die Initiative Nachrichtenaufklärung jedes Jahr präsentiert, sind ein kleines Zeichen dafür, wie unzuverlässig die deutschen Medien insgesamt sind. Es liegt nicht an den Themen. Diese sind äußerst spannend und relevant. Es kann auch nicht am Unvermögen der Journalisten liegen, denn andere Themen, die teilweise schwieriger und komplexer sind als die vergessenen Themen, können sie ja auch darstellen und beschreiben und dem Zuschauer/Zuhörer/Leser nahe bringen.

Warum also lassen deutsche Medien viele wichtige und interessante Themen jedes Jahr einfach unter den Tisch fallen? Und warum wird bei den Themen, die es in die Medien geschafft haben, oftmals so fade und andere nachplappernd, so wenig informativ also, berichtet?

Mal schauen, wer von den Medien nicht über die aktuelle Liste der Initiative Nachrichtenaufklärung berichtet...

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Montag, 12. Februar 2007

Journalisten auf Recherche in "Second Life"

(Via Netzjournalist) Inzwischen finden ja schon Uni-Vorlesungen (Direktlink zu einer Seminarvorstellung) in der virtuellen Welt von "Second Life" statt.

Journalisten sind inzwischen auch aufmerksam geworden auf dieses Second Life. Und so wird dort inzwischen ausdauernd recherchiert für alle möglichen Storys. Die Folge: Die virtuellen Avatare der Journalisten sind inzwischen von der heiß strahlenden Sonne von Second Life braungebrannt und die Journalisten-Avatare wegen der harten Recherche-Arbeit rundum muskelbepackt.

Titanic, das Magazin "garantiert ohne Blog" - und damit mal wieder absoluter Vorreiter kommender Trends - widmet sich natürlich auch diesem heißen Thema namens "Second Life": Was ist los in Second Life?. Ein Tagebuch aus der "virtuellen Welt".

Kein Bericht für Weichlinge und Kleinkinder, kann ich nur sagen!

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Sonntag, 11. Februar 2007

Der ultimative Vanity Fair Verriss

Es ist ja immer etwas anrüchig, wenn die Konkurrenz über einen Neuankömmling herzieht. Die Öffentlich-Rechtlichen ziehen über die Privatsender her und umgekehrt. ZEIT über Cicero, Focus über Spiegel und so weiter.

Aber im Fall der deutschen Vanity Fair, einem neuen Tote-Holz-Produkt, kann der Verriss gar nicht groß genug sein. Für den Chefredakteur Ulf Poschardt hab ich sogar ein eigenes Tag in meinem Del.icio.us-Archiv angelegt. Der Mensch ist nämlich radioaktiver als die Vanity Fair es je sein wird, gehört deshalb in seinem Medienschaffen beobachtet und verstrahlt seine Umwelt mit realitätsverschiebenden Aussagen, wie zum Beispiel die TAZ zu berichten weiß:

Gewiss, vieles von dem, was Poschardt so von sich gibt, könnte vom durchschnittlich einfältigen Pressesprecher eines Arbeitgeberverbandes nicht simpler formuliert werden: dass die Bundesrepublik eine "Sozialidylle" ist, in der die "Bestrafung von Leistung" oberstes Staatsziel sei, eine Gesellschaft, die nichts als "Verwöhnaroma" ausströme, wo Unterklassen in "Hartz-IV-Luxus" leben. Den Arbeitslosen, "die es sich im sozialen Netz bequem gemacht haben", würde er, menschenfreundlich, wie er ist, eine "Chance auf ein Leben ohne staatliche Subvention" gönnen. (Quelle. Direktlink zum Textauszug.)


Und Diedrich Diederichsen schrieb neulich über Ulf Poschardt bei Süddeutsche.de:

Die [Linke] zeichnet er als massives Verschwörer-Kartell vor fetten Subventionen ächzend und das Land fest in der gichtigen Kralle. Denn das ist noch immer die albernste Konstante aller Herzblut-Renegaten, dass sie ihre Konversionen stets als wahnsinnig riskante Rebellion beschreiben müssen, gegen mächtige Gegner. Dabei haben sich sogar in der Zone der Republik, um die Dorn und Poschardt so kämpfen, in der Hauptstadt-Kultur nämlich, längst neokonservative Institutionen gebildet, wurden mit viel Verlags- und Elternknete Zeitschriften und kulturelle Treffpunkte gegründet. Langsam welkende, aber ganz unverarmte Pop-Jünglinge, gerne verschroben stolze Hamburger oder Münchner, bemühen sich im preußischen Exil um Eleganz-Darstellungen und das Eliten-Phantasma. (Quelle. Direktlink zum Textauszug.)


Aber zurück zur deutschen Ausgabe von Vanity Fair, dessen Chefredakteur, wie oben erwähnt, dieser strahlende Ulf Poschardt ist.

Statt lange über Ulf Poschardt und seine pseudo-elitären Gedankengänge mit fast genauso verwobenen Gedankengängen zu antworten, geht Ix von Wirres.net das neue Poschardt-Produkt direkt und hart an. Hier werden keine Worte zuviel gemacht, weswegen der Genuss besonders ans Herz gelegt wird: Der ultimative Vanity Fair Verriss.

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Rätsel Autismus

Seit kurzem zirkuliert ein wirklich sehr interessantes YouTube-Video einer Autistin in der internationalen und nun auch deutschen Blogosphäre: In My Language.

"Silentmiaow", wie die Autistin sich nennt, führt in dem Video vor, wie sie mit ihrer Umwelt in ihrer "natürlichen Sprache", wie sie es nennt, kommuniziert. Sie interagiert mit diversen Gegenständen, bewegt sie, betastet sie, riecht an ihnen, entlockt ihnen Geräusche und lässt sich faszinieren von den verschiedenen Sinneseindrücken, die die Umwelt für sie bereithält. Dazu summt sie leise vor sich hin. Für Außenstehende ein äußerst befremdliches Verhalten.

Autisten verhalten sich häufig so und erscheinen nicht fähig, mit einem zu kommunizieren. Sie scheinen nicht auf Ansprache zu reagieren. Sie scheinen in einer abgekapselten Welt zu leben. Vor allem Eltern autistischer Kinder leiden enorm darunter. Medizin und Psychologie versuchten und versuchen weiterhin, die "Mauer", die den Autisten zu umgeben scheint, zu durchbrechen. Mit den unterschiedlichsten Therapieansätzen und auch mit Medikamenten. Mit manchmal mehr, manchmal weniger Erfolg und manchmal anscheinend verheerender Wirkung für die Psyche der Autisten.

Im zweiten Teil des Videos erklärt Silentmiaow dann mit Hilfe eines Sprachcomputers, was ihre Bewegungen und ihr Gesumme im Video soll. Sie schildert eloquent, dass das ihre Art ist, mit ihrer Umwelt umzugehen, mit ihr zu interagieren, dass die Dinge und Sinneseindrücke sie einfach faszinieren würden und dies ihre Art sei mit diesen Sinneseindrücken zu befassen und die Sinneseindrücke zu lenken und auszukosten oder zu verstehen. Dank des Sprachcomputers ist sie also in der Lage, sich auch "ganz normal" zu unterhalten. Man versteht, dass Silentmiaow kein "Freak" ist. Dass sie intelligent ist.

Bei vielen scheint dieses Video deshalb "wie eine Bombe" eingeschlagen zu haben. Man sieht das an den unfassbar vielen Kommentaren auf Youtube zu ihrem Video. Viele schreiben, dass es ihnen die Augen geöffnet habe, dass Autisten ja gar nicht "dumm" seien oder unfähig zu kommunizieren.

Silentmiaow ist Teil einer neuen Bewegung von Autisten, die gesellschaftlich aktiv ist um darzustellen, dass ihre Art des Fühlens, Denkens und der Interaktion mit ihrer Umwelt nicht krankhaft ist und geheilt werden müsse, sondern einfach nur andersartig sei.

In einem langen Kommentar bei Metafilter.com erläutert Silentmiaow auch eine aktuelle wissenschaftliche Theorie zum Autismus (Enhanced Perceptual Functioning in Autism von
Professor Laurent Mottron, et al.). Die Theorie von Mottron und anderen geht davon aus, dass Autisten in der Lage sind, die Umwelt direkter wahrzunehmen als wir "normalen" Menschen. Normalerweise filtert unser Gehirn automatisch all die vielen Sinneseindrücke heraus, die von den Sinnesorganen ans Gehirn geschickt werden. So können wir uns zum Beispiel auf einer Party trotz des Hintergrundlärms auf ein Gespräch mit unserem Gegenüber konzentrieren. Wird jedoch irgendwo unser Name gerufen, schrecken wir plötzlich auf. Was beweist, dass die Sinneseindrücke, hier also der ganze Krach im Raum, eben nicht einfach weg sind, sondern im Gehirn ankommen und auch verarbeitet werden, aber vom Gehirn vor unserem Bewusstsein verborgen werden, bis ein relevanter Reiz auftaucht. Man vermutet nun, dass bei Autisten dieser Filter nicht oder anders funktioniert oder Autisten den Filter direkter beeinflussen können als wir Nicht-Autisten.

Weitere Informationen über den Kampf der Autisten gegen den gesellschaftlichen Zwang, sich ändern und mit Hilfe von Therapien oder Medikamenten an die Mehrheit anpassen zu müssen, erhält man auch in einer absolut exzellenten Folge der Radiosendung "Quirks & Quarks" vom kanadischen Sender CBC, in der die Arbeit von Mottron und der Autistin Michelle Dawson dargestellt wird: Rethinking Autism. "Quirks & Quarks" ist eine Wissenschaftssendung. Jede Woche werden entweder Zuschauerfragen beantwortet oder Forscher direkt zu neuen, interessanten Forschungsergebnissen interviewt. Wie sich das für einen ordentlichen Sender gehört, gibt es die Folgen zum Autismus auch Wochen nach der Ausstrahlung noch herunterzuladen als MP3-Datei und als OGG-Datei. Und natürlich gibt es die ganze Sendung "Quirks & Quarks" auch als wöchentlichen Podcast. Es ist einer der vier, fünf Podcasts, die ich regelmäßig anhöre, auf die ich sogar jede Woche hinfiebere. Absolut empfehlenswert und um vieles besser (informativer und unterhaltender) gemacht, als das, was man zu wissenschaftlichen Themen so in deutschen Medien findet.

Die oben verlinkte Folge von Quirks & Quarks wurde übrigens anschließend heftig kritisiert und angegriffen. Ein paar der Hörer-Reaktionen las Quirks & Quarks dann in der nachfolgenden Sendung vor (MP3, Ogg).

Ich bin auf dem Gebiet des Autismus kein Fachmann und kann nicht sagen, ob die Theorien, die Mottron et al. verfolgen, inzwischen breite Anerkennung in Fachkreisen gefunden haben. Auf jeden Fall ist "Autismus" ein großes Thema in den USA - bislang eher hinsichtlich der Frage, welches denn nun die richtigen Therapieansätze seien. Dass die Stimme von Betroffenen selber, die sich gegen die Therapie-"Wut" wehren, in der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskussion über Autismus wahrgenommen wird, scheint jedoch relativ neu zu sein.

Kritische Stimmen (vor allem von Eltern von autistischen Kindern) gegenüber diesen Ansichten von Betroffenen merken jedoch an, dass "Autismus" ein so breitgefächertes "Störungs"-Bild sei, dass die Aussagen von Mottron und anderen nur für bestimmte "milde" Autismus-Formen zutreffend sein könnten, dass es jedoch weitere Formen des Autismus geben würde, die unbedingt der Behandlung bedürften.

Weitere Informationen zu und von den Betroffenen selber:

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Kleine Tipps zum schnelleren Suchen und Finden

1) Schnellerer Wikipedia-Zugriff

Statt erst auf die Wikipedia-Homepage zu gehen, also www.wikipedia.org, und dort dann einen Suchbegriff einzugeben (Erforderliche Schritte: eine Adresseingabe oder Bookmarksuche nach Wikipedia.org, einmal Enter-Taste drücken, Sucheingabefeld auf Wikipedia.org suchen, mit dem Cursor in das Sucheingabefeld reinklicken, Suchbegriff eingeben, auf den Suchbutton klicken) oder statt gar erst zu Google zu gehen, dort einen Suchbegriff und den Begriff Wikipedia einzugeben, um möglichst Treffer aus der Wikipedia angezeigt zu bekommen, gebe ich einfach immer direkt manuell die URI von Wikipedia im Browser ein plus den Suchbegriff. Will ich also Informationen über "Solon", gebe ich einfach ein:

de.wikipedia.org/wiki/Solon

Natürlich ergibt das nur einen Sinn, wenn man davon ausgehen kann, dass es zu dem Suchbegriff auch höchstwahrscheinlich einen extra Eintrag, ein extra "Kapitel" in der Wikipedia gibt.

2) Definitionen und Begriffserklärungen via Google

Nicht mehr missen möchte ich auch den "define:"-Suchoperator von Google. Sucht man nach einer Begriffsdefinition oder zum Beispiel der Erklärung für eine Abkürzung, zum Beispiel der Erklärung, was URI heißt, einfach bei Google (oder noch komfortabler direkt im Suchmaschinen-Feld innerhalb von Firefox) "define: uri" eingeben.

3) Googles Onebox-Suchergebnisse

a) Nur auf der englischsprachigen Webseite von Google funktioniert wohl derzeit die Anzeige der Ortszeit in gewünschten Orten, zum Beispiel von New York, mit Hilfe des Suchbegriffs "time in new york". Das erste Suchergebnis sagt einem dann die aktuelle Uhrzeit in New York.

b) Die direkte Anzeige des aktuellen Wetters samt Kurzvorhersage (Google-Suchbegriff zum Beispiel: "weather in new york") funktioniert leider bislang anscheinend nur für US-amerikanische Städte und ist somit für Deutsche eher uninteressant.

c) Weitere solche "Onebox"-Suchbegriffe beim englischsprachigen Google.com listet Google Blogoscoped auf.

Ich werde diesen Weblog-Eintrag vielleicht später mit weiteren ähnlichen Tipps, die das Suchen im Internet etwas verkürzen, ergänzen.

Es gibt natürlich ca. 394.583 verschiedene Suchoperatoren, Abkürzungen, Spezialsuchen und so weiter. Aber welche nutzt man wirklich? Täglich? Jeder hat ja so seine Tricks, mit denen er sich das Online-Leben erleichtert. Kommentare also? Bitte keine Scheu und einfach einen Kommentar hinterlassen. :-) Wenn die Kommentarfunktion von Blogspot.com weiterhin spinnt: Einfach mehrfach auf den Absende-Button klicken, bis der Kommentar online erscheint.

Google Bildersuche ist kaputt

Die Bildersuche von Google ist kaputt: Keine Katzenbilder bitte.

(Idee geklaut von Google Blogoscoped.)

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