Freitag, 28. September 2007

Unicode-Font für burmesische/birmanische Schrift

Wer auf burmesischen/birmanischen Internetseiten auch die originalen burmesischen/birmanischen Schriftzeichen sehen will statt irgendwelcher Ersatzzeichen (beispielsweise eine unendliche Reihe von Fragezeichen), muss vermutlich erst einmal den richtigen UTF-8-Character Font (Schriftart) auf seinem Computer installieren.

Das geht ganz schnell und schmerzlos. Dazu einfach diese Font-Datei herunterladen (auf den Link rechts klicken und "speichern unter..." auswählen) (Datei von mir gefunden via Radio Free Asia) und unter Windows anschließend die heruntergeladene Font-Datei namens "bit.ttf" ins Fonts-Verzeichnis (meist c:\winnt\fonts oder c:\winxp\fonts) kopieren. Wer die allgemeine, offizielle Anleitung von Microsoft zum Installieren von Fonts dazu benötigt: Bitte schön. Anschließend einfach die Webseite im Browser neu laden und fertig. Wird die Schrift trotzdem immer noch nicht angezeigt, muss man eventuell beispielsweise im Firefox-Browser unter "Ansicht" zunächst noch "Unicode (UTF-8)" als Schriftart auswählen.

Die burmesischen/birmanischen Schriftzeichen sehen sehr schön aus. Vielleicht ist es auch ein Stück Respekt vor der Kultur, sich die Schriftzeichen im Original anzeigen zu lassen, statt sich eine Reihe von schnöden, immer gleichen Ersatzzeichen ansehen zu müssen. Ein ästhetisches Erlebnis ist die burmesische/birmanische Schrift allemal. Und vielleicht kennt der ein oder andere ja sogar jemanden, der die birmanische Schrift und Sprache beherrscht, aber bislang nicht wusste, wie man die Schrift auf westlichen Computersystemen installiert.

Hier noch ein paar Links, um die neu installierte Schrift gleich auszuprobieren:

Zunächst ein anscheinend sehr informatives Weblog zur aktuellen Lage in Birma, das es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht hat, vor allem Informationen in birmanischen Weblogs ins Englische zu übersetzen: Burma-Myanmar Genocide 2007. Dort findet man dann auch Links zu den birmanischen Weblogs, aus denen "Burma-Myanmar Genocide 2007" übersetzt. Zu diesen Weblogs in birmanischer Sprache gehören beispielsweise NIknayman, MMEDWatch und Ko Htike's Prosaic Collection.

Listen zu birmanischen Weblogs gibt es ansonsten beispielsweise auch beim Startupblogger und bei Robert Basic.

Der Spiegelfechter verfolgt die aktuellen Entwicklungen in Birma anscheinend auch anhand von englischsprachigen Weblogs und hat dazu einen sehr ausführlichen, ständig aktualisierten Weblog-Eintrag verfasst: Myanmar an der Schwelle zum Bürgerkrieg.

Den Hinweis, dass man bei Weblogs nicht weiß, ob denn das alles so stimmt, was da steht und dass man nicht weiß, welche möglichen Interessen die Autoren verfolgen, den erspare ich mir. Denn diesen Hinweis könnte man auch bei jedem Link auf Tagesschau.de, Spiegel.de oder auf sonstige Medien bringen. Es gilt wie immer kein blindes Vertrauen zu haben. Schieflagen gibt es überall.

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Mittwoch, 26. September 2007

Daten aus der Dunkelheit

Kennen Sie dieses Foto?

Erde bei Nacht, Satellitenbild-Collage, Ausschnitt

Es ist ein Ausschnitt aus dem bekannten Foto "Erde bei Nacht". Das Foto ist eine Collage aus vielen, vielen Satellitenbildern. So fehlen auf dem Foto beispielsweise die Wolken. Genauso wie auf der Tag-Version dieses Fotos. Das Foto ist also kein "Schnappschuss" der Erde in einer bestimmten Nacht. Es zeigt die Erde also nicht wirklich so, wie sie bei Nacht aus dem Weltraum betrachtet aussehen würde. Schon alleine, weil ja niemals gleichzeitig auf der ganzen Erde Nacht ist. Außerdem fehlen auf dieser Fotocollage viele kleine Lichtansammlungen, große Lichtansammlungen sind dagegen umso deutlicher sichtbar. Das hängt damit zusammen, dass die Fotos für diese Bildcollage über einen längeren Zeitraum geschossen wurden und anschließend sozusagen "übereinander gelegt" wurden. Die "Erde bei Nacht" zeigt somit einen künstlichen Mittelwert der Lichtansammlungen auf der Erde.

Nun verliert das Bild dadurch nicht etwa an Aussagekraft. Im Gegenteil. Weil kleinere und schwächere Lichtansammlungen eher untergehen bei dieser Fotomontage wird deutlicher, wo auf unserem Planeten wirklich "die Musik spielt". Das "Hintergrundrauschen" von zufälligen Lichtern wird so abgeschwächt. Die wirklichen Zentren von Wirtschaft und Wohlstand, die Gegenden also, wo zuverlässig nachts das Licht brennt, werden umso deutlicher sichtbar.

Bekannt ist der krasse Helligkeits-Unterschied zwischen Süd- und Nordkorea:

Die Erde bei Nacht: Nordkorea

Der Pfeil zeigt dorthin, wo Nordkorea liegt. Rechts sieht man das hell erleuchtete Japan.

Was in detaillierteren Versionen dieser Nachtaufnahmen auch gut sichtbar wird, sind natürlich beleuchtete Verkehrsadern, die jede Nacht zuverlässig mit der gleichen Stärke leuchten und sich so gut absetzen von einem Hintergrundrauschen an zufälligen Lichtern.

Die Lichter der Nacht sagen also viel aus darüber, wo das wirtschaftliche Leben auf diesem Planeten blüht oder wie Regionen durch Verkehrsadern miteinander verbunden sind. Die Lichter der Nacht stellen also, gerade weil sie eine Abstraktion der Realität sind, gewisse Teilaspekte der Realität besonders deutlich und leicht sichtbar dar. Nordkorea kann in seiner Propaganda noch so laut behaupten, dass der Wohlstand im Land blühe, der nächtliche Blick aus dem All entlarvt dies als Lüge.

Das nächtliche Bild Europas offenbart auf einen Blick die Dichte der Besiedlung. So ist ein großer Teil der Niederlande fast vollständig grell erleuchtet. Ebenso erkennt man den dichtbesiedelten Streifen rings um den Nil:

Die Erde bei Nacht: Europa

Überall, wo Licht leuchtet, sind Menschen nachts unterwegs und zwar Menschen, die das Geld dafür haben, die Nacht hell auszuleuchten. Je mehr Licht, desto intensivere wirtschaftliche Tätigkeiten und desto größeren Wohlstand und desto mehr Menschen gibt es in dem Gebiet, könnte man verkürzt sagen.

Selbst längerfristige, geschichtliche Entwicklungen von Landstrichen werden durch das Lichtermeer und seine Strukturen deutlich. So offenbart der Blick auf das nächtliche Nordamerika, wie die Besiedelungsdichte von Osten nach Westen abnimmt. Man könnte fast denken, dass die Besiedelung des Westens immer noch nicht abgeschlossen ist:

Die Erde bei Nacht: Nordamerika

Die Lichter stehen also für menschliche Aktivitäten. Es sind somit eigentlich aggregierte Nutzerdaten, die auf einen Blick komplexe Zusammenhänge sichtbar machen und etwas über die Erzeuger und Nutzer der Lichter verraten. Etwas so Harmloses und Alltägliches wie eine Straßenlaterne kann also so zu einem Puzzleteil eines größeren, sehr aussagekräftigen Gesamtbildes werden.

Genau wie die Verbindungsdaten unserer Telefonate, E-mails und Internetverbindungen, die demnächst unter dem Begriff der Vorratsdatenspeicherung gesetzlich gespeichert und in großem Umfang verschiedenen Behörden zugänglich werden.

Genau wie die Forscher der NASA, die dieses künstliche, zusammengesetzte Bild der "Erde bei Nacht" erstellt haben, so können heutige Statistikprogramme nach der automatischen Verarbeitung und Auswertung von Unmengen an Telekommunikationsverbindungsdaten in grafisch ähnlich anschaulicher Art und Weise wie solch ein Nachtbild der Erde darstellen, wie das Kommunikationsnetz einzelner Menschen, einzelner Menschengruppen, einzelner Firmen oder gar ganzer politischer Parteien oder Gruppierungen aussieht. Je nachdem, was interessiert, kann man heranzoomen an diese Kommunikationsnetze oder herauszoomen. Die Stärke von Verbindungslinien kann dann beispielsweise die Häufigkeit oder Dauer von Telekommunikation zwischen einzelnen Menschen oder ganzen Firmen darstellen - pro Woche, pro Monat oder über den gesamten Zeitraum der Datenerhebung. Das Pendant zu einem Lichtermeer einer Großstadt wäre dann beispielsweise ein grafisch dargestellter, dichter Knotenpunkt ein- und ausgehender Telekommunikationsverbindungen - beispielsweise einer Redaktion eines überregionalen Zeitungsverlages und die Verkehrsadern wären die einzelnen ausgehenden oder eingehenden Telefongespräche dieser Zeitungsredaktion.

Dass es den Behörden tatsächlich technisch möglich sein wird, solche umfassenden Darstellungen von Kommunikationsnetzwerken anhand der Daten aus der Vorratsdatenspeicherung anzufertigen, das wird gerade auf EU-Ebene in nicht öffentlich tagenden Arbeitsgruppen ausgearbeitet. Dass solche Kommunikationsnetzwerke ohne Probleme erstellt werden können, das steckt dahinter, wenn in den sogenannten ETSI-Spezifikationen (ETSI = European Telecom Standards Institute) innerhalb dieser EU-Arbeitsgruppen gerade festgelegt wird, dass bei der Abfrage von Verbindungsdaten durch Behörden auch "Wildcards" verwendet werden können. Denn die technische Implementierung der Möglichkeit, auch per "Wildcards" die Telekommunikationsverbindungsdaten durchzustöbern, macht es möglich, dass man schnell und effizient ganze Kommunikationsverhaltens-Muster und Kommunikationsnetzwerke aus dem Datenbestand herausfischen kann. Gesetzlich erlaubt ist eigentlich nur die einzelne Abfrage von Daten einzelner Personen. Man könnte diese beschränkte, dafür aber in vielen EU-Ländern einzig legale, "tröpfchenweise" Abfrage von Verbindungsdaten natürlich auch als einzige Möglichkeit technisch implementieren. Das macht man aber nicht. Stattdessen implementiert man gesamteuropäisch die "Wasserfall"-Abfrage-Methode. Warum? Warum öffnet man so dem Missbrauch Tür und Tor?

Kleine technische Dinge mit großer Auswirkung. Was technisch einmal implementiert ist, ist wegen der Natur der digitalen Informationstechnologie im Nachhinein kaum mehr hinsichtlich seiner korrekten Nutzung zu kontrollieren. Da helfen auch gesetzliche Verbote wenig, wenn effektive technische Kontrollen und Schranken fehlen, um verbotene Datensammlung und Datenauswertung zu behindern. Die Arbeitsruppe, die gerade diese ETSI-Regeln festlegt für die Datenabfrage der Telekommunikationsverbindungsdaten, die schießt gerade sozusagen den Satelliten ins All, mit dem man anschließend ein Foto erstellen kann von der gesamten "Kommunikations-Erde" (wobei die Erde hier natürlich "nur" Europa wäre). Ist dieser "Satellit" erst einmal "im All", bliebe nur das Vertrauen in unsere Behörden und in ihre Mitarbeiter, dass sie damit kein "Foto bei Nacht" schießen, obwohl sie es technisch könnten und obwohl kaum jemand kontrollieren könnte, dass sie es nicht tun. Besser wäre es also, wenn man den Satelliten am Boden lässt und direkt in der technischen Implementierung der Datenabfrage verhindert, dass Kommunikationsdaten in großen Mengen und per Wildcard-Suche von Behörden abgegrast werden können.

Sonst besteht die Gefahr, dass ein neugieriger Beamte mal guckt, nach welchen Themen beispielsweise derzeit ein Herr Leyendecker, Journalist bei der Süddeutschen Zeitung, gerade recherchiert. Wie das gehen könnte? Beispielsweise so: Indem der Beamte überprüft, mit wem Herr Leyendecker beruflich und privat in den letzten sechs Monaten kommuniziert hat. Zeigen sich Kommunikations-Häufigkeiten zu bestimmten Firmen? Gar zu einem bestimmten Anschluss in einer Firma oder zu einer bestimmten Behördenstelle? Gibt es Erkenntnisse, dass bei dieser Behörde oder Firma eventuell etwas im Argen liegt über das Herr Leyendecker recherchieren könnte? Mit wem kommunizierte Herr Leyendecker dort genau? Traf Herr Leyendecker sich mit dieser Person gar persönlich? Das ließe sich anhand der Bewegungsprofile der Handys von Leyendecker und der vermuteten Kontaktperson zurückverfolgen. Und wenn die beiden ihr Handy beim Treffen ausgeschaltet hatten, so wird gerade dieses "Loch" an Kommunikations- und Bewegungsprofildaten der beiden Handys zur Bestätigung dafür, dass die beiden sich tatsächlich getroffen haben... Und so weiter und so fort. Die Grenzen der Möglichkeiten, sich das Wissen aus den Verbindungsdaten nutzbar zu machen, liegen eher in der Fantasie der Schnüffler als in den technischen Möglichkeiten. ETSI-Spezifikation sei Dank. Und welche Möglichkeiten es gäbe für Behörden oder Firmen (schließlich könnten die Verbindungsdaten auch jenseits von Behörden illegal in die Hände von Firmen gelangen - digitale Daten sind eben, so es erst einmal einen Zugang zu ihnen gibt, leicht und unbemerkt zu kopieren) im Anschluss an solch eine Kommunikationsauswertung Einfluss zu nehmen auf unliebsame Personen, das überlasse ich auch gerne jedermanns Fantasie.

Aber das alles ist ja Technikkrams. Und kompliziert. Irgendwie esoterisch, nicht wahr? Und deswegen aus Sicht unserer Medien jenseits des "Maschinenraums" von Heise.de und Futurezone.ORF anscheinend nicht interessant genug.

Das Beste wäre natürlich, man würde diesen ganzen Vorratsdatenspeicherungskram gänzlich lassen. Schon alleine die Tatsache, dass man Daten aller Bürger nur auf Verdacht hin erhebt, ist ein Verstoß gegen rechtsstaatliche Prinzipien wie beispielsweise die Unschuldsvermutung. Nicht der Bürger ist derjenige, der präventiv zu verdächtigen ist, sondern der Staat und seine Behörden. Der Staat und die Behörden sind es, die beständiger Kontrolle bedürfen durch souveräne Bürger.

Copyright-Hinweis: Das Foto, auf dem obige Ausschnitte und Bearbeitungen beruhen, ist "Public Domain". Urheber des Bildes ist die NASA.

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Hart aber Fair verbreitet gerade mal wieder Lügen

Durch Zufall schalte ich gerade "Hart aber Fair" ein, die "Diskussionssendung" im dritten Programm des WDR. Und was höre ich? In einem als Information für die Zuschauer gedachten Einspielfilm zu Beginn der Diskussionsrunde wird mal eben frech behauptet, dass die jüngst gefassten, verhinderten "Konvertiten-Terroristen" kurz vor der Ausführung eines Sprengstoffanschlages gestanden hätten. Dass es "fünf vor Zwölf" gewesen sei. Und über die nicht funktionierenden "Kofferbomben" (Anschlagsversuch im Sommer 2006) wird gesagt, es seien "professionelle" Sprengsätze gewesen.

Ja, ne. Ist klar. Da weiß man doch gleich, mit was für einer Sendung man es zu tun hat und kann sich das Anschauen sparen.

Die Sendung ist mittlerweile ein Armutszeugnis für den WDR geworden.

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Dienstag, 25. September 2007

Update der Blogsoftware XYZ war erfolgreich (yeah)

Viele Blogger (vor allem natürlich die besseren) haben ja eine eigene Domain und betreiben auf dieser ihr Weblog mittels solcher Weblogsoftware wie "Wordpress" oder "Serendipity". Der Nachteil dieses Vorgehens ist, dass man sich selbst darum kümmern muss, Updates dieser Weblogsoftware zu installieren. Ist man da nachlässig, können schnell Sicherheitslücken ungeschlossen bleiben. Die Folge: Unliebsame Zeitgenossen hacken das Weblog, verändern es oder löschen gar die Datenbank und alle Einträge und Kommentare sind futsch. Um ein Backup muss man sich also auch kümmern als Blogger mit eigener Domain. Eventuell muss man sich sogar um das Updaten der Server-Software (meist Apache) kümmern, wenn der Domainhoster das nicht macht.

Insofern kann ich verstehen, dass diese Blogger dann gerne vermelden, dass sie mal eben wieder ein Update für Wordpress oder Apache installiert haben. Um die Besucher beispielsweise darauf hinzuweisen, dass wieder ein Update zur Verfügung steht. Viele Weblog-Leser sind ja selbst Blogger und vielleicht dankbar für diesen Hinweis, um auch ihr eigenes Weblog schnell upzudaten. Oder ein Update bringt manchmal einige Probleme bei der Funktionalität des Weblogs mit sich. Eine Meldung, dass man gerade seine Weblog-Software aktualisiert hat, bedeutet also häufig auch ein präventives Sorry an die Weblog-Leser, falls irgendwas im Weblog nicht so aussieht oder so funktioniert wie gewohnt. Beispielsweise wenn die Kommentarfunktion plötzlich spinnt oder die Trackback-Funktion nicht funktioniert.

Ja, Bloggen ist kompliziert.

Oder auch nicht. Wenn man wie ich schlicht so einen Null-Acht-Fuffzig Bloghoster wie Blogspot.com nutzt, der die Blogsoftware zur Verfügung stellt, Updates und so weiter selbst erledigt, bei dem man als Blogger aber auch hinnehmen muss, was der Bloghoster einem an Funktionen anbietet (oder nicht anbietet).

Also ich bin schon neidisch auf die richtigen Blogger mit eigener Domain. Ich will auch mal melden: "Update auf Wordpress 2.9 'Dextro-Energy' hat einwandfrei funktioniert. Jetzt alles noch neuer hier!" Manno.

ZDF-Mediathek macht Anstalten

Es war einmal, vor nicht allzu langer Zeit, da hatte das ZDF eine Online-Mediathek, in der TV-Sendungen online angesehen werden konnten. Nun nicht mehr. Zumindest keine mehr, die funktioniert. Zumindest bei mir funktioniert.

Mit Firefox, allen erforderlichen Plug-Ins installiert, aktiviertem JavaScript und aktiviertem Java und aktiviertem Pipapo, bekomme ich jetzt nur noch eine Seite zu sehen in der ZDF-Mediathek, die mich auffordert, ein Plug-In auszuwählen. Geht aber nicht. Lässt sich nichts auswählen. Obwohl alles korrekt installiert ist:

Screenshot: ZDF-Mediathek im Firefox

Gut, also schmeiße ich den verhassten Internet-Explorer an. Und was muss ich lesen:

Screenshot: Fehlermeldung zur ZDF-Mediathek-Seite im Internetexplorer

Ich will im ZDF nur genau eine einzige Sendung sehen: Die Satire-Sendung "Neues aus der Anstalt". Der Rest des ZDF-Angebotes interessiert mich nicht. Das ZDF kriegt es noch nicht einmal hin, schlicht und einfach einen Link zur Videostreamdatei anzubieten, den der Nutzer dann notfalls, wenn es Probleme mit den Plug-Ins gibt (und die gibt es bei manchen Nutzern mit Sicherheit immer mal wieder) manuell in sein Video-Abspielprogramm einfügen kann. Aber es muss ja alles in einem Pop-Up-Fenster laufen. Vermutlich, damit man das Videofenster auch ja auf einem ZDF-Webseiten-Hintergrund betrachtet. Und nirgends ist ein Link zu einer Hilfeseite zu finden. Und natürlich auch kein direkter Link zu einer Möglichkeit zur Kontaktaufnahme. Was für eine Eselei das ganze.

Zurück also zum guten alten, verlässlichen eMule (Wortspiel! Bin ich nicht gut!).

Screenshot: ZDF-Sendung als Downloadangebot in Tauschbörse eMule

Da läuft die Sendung allerdings nach dem Herunterladen auf den eigenen Rechner garantiert ohne jedes ZDF-Branding (Logo oben links in der Ecke ausgenommen) und garantiert außerhalb jedes ZDF-Onlineangebotes und weit entfernt von jeder vom ZDF "kontrollierten" Webseite. Der böse Nutzer macht eben, was er will. Ts, ts, ts.

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Montag, 24. September 2007

ETSI-Pflichtenheft: Geheimdienste verleiben sich gerade Vorratsdatenspeicherung ein

Angenommen die ARD hätte einen Experten für Kommunikationstechnik und Internet, beispielsweise einen ausgebildeten Nachrichtentechniker mit journalistischer Zusatzausbildung. Und angenommen dieser Experte würde schon lange für die ARD arbeiten und wäre immer nur aufgefallen durch zurückhaltende und gut fundierte Analysen und Hintergrundberichte. Und weiter angenommen, dieser Experte würde nun plötzlich ganz offen in einem Artikel bei Tagesschau.de nachweisen, dass auf EU-Ebene gerade die Umwandlung der Europäischen Union in einen Geheimdienststaat vorbereitet wird und der Tagesschau dazu geheime Dokumente vorliegen würden. Wohlgemerkt: Geheimdienststaat, nicht mehr nur Polizeistaat. Ein Staat, von dem die Stasi nur träumte. Auf EU-Ebene. Umwandlung der EU in einen Geheimdienststaat. Angekommen?

Wie sähe da die Reaktion aus so in der Medienwelt?

Ignorieren? Einen Artikel bei Tagesschau.de oder gar einen TV-Bericht in der Tagesschau? Der davor warnt, dass da auf EU-Ebene gerade mächtig was schief läuft? Solch einen Bericht zu ignorieren würde vielleicht schwer fallen.

Aber ein Glück ist es ja kein Bericht von der ARD, sondern nur vom Österreichischen Rundfunk (ORF). Das ist so, als ob in Kuba ein nicht vorhandener Sack Reis umfallen würde. Österreich halt. ORF halt. Spinneranstalt. Weiß man doch. Alles Idioten da. Muss man nicht ernst nehmen. Haben keine Ahnung von nichts die Jungs da. Können ja noch nicht einmal richtig Deutsch sprechen.

Ach ja, falls sich doch jemand dafür interessieren sollte, was die da vom ORF so schreiben, hier der Link zu dem Artikel, der davon berichtet, wie die amerikanischen und europäischen Geheimdienste gerade in das technische Pflichtenheft zur Vorratsdatenspeicherung hineinschreiben, was den Geheimdiensten alles technisch ermöglicht werden wird mit den Kommunikationsdaten von allen EU-Bürgern: Der Weg zum Geheimdienststaat.

Wie? Sie wollen direkt auch ein paar Auszüge aus dem Artikel lesen? Sie Schlingel. Na gut:

Was Datenschützer befürchten und Politiker bestreiten, ist in zwei internen Dokumenten des European Telecom Standards Institute [ETSI] bereits festgeschrieben. Es handelt sich um technische Normen für flächendeckendes Data-Mining in Telefonie-Verkehrsdaten, die im Zuge der "Vorratsdatenspeicherung" gesammelt werden. [...] Von den technischen Möglichkeiten und Methoden zur Überwachung sämtlicher Telekommunikation, wie sie im ETSI gerade normiert werden, konnten die Schergen der DDR-Staatssicherheit nur träumen. [...] Der Inhalt beider Dokumente aber hat mit rechtsstaatlichem Denken europäischer Prägung etwa so viel gemein, wie die DDR-Staatssicherheit mit Freiheit und Demokratie am Hut hatte. [...] Es handelt sich dabei um die technische Standardisierung von Data-Mining in den Verkehrsdaten aller Telefonieteilnehmer. Das bedeutet: In naher Zukunft können normierte Vollsuchen samt dem Einsatz von "Wildcards" über den gesamten Datenbestand von Telekommunikationsverkehrsdaten gefahren werden. Nicht nur in Österreich, sondern in praktisch allen EU-Staaten ist eine derartige Vorgangsweise illegal [...]. (Quelle: Futurezone.ORF)


So. Und nun bitte das ganze schnell wieder ignorieren. Es ist nichts passiert. Bitte gehen sie weiter. Ist ja nur Technikkrams. Völlig belanglos. Die Geheimdienste wissen schon, was sie tun. Kontrolle ist gut, Vertrauen in die Geheimdienste noch viel besser. Die Demokratie mit ihren Freiheitsrechten wird eh überschätzt. Glück, Frieden, Wohlstand und ein angenehmes Leben sind nur in Staaten möglich, in denen der Geheimdienst alles weiß. Wer daran zweifelt, ist vermutlich ein Gefährder.

Und nochmal: RUHE jetzt! Ich will über dieses eh viel zu komplizierte Thema ETSI-Standard jetzt nichts mehr hören!

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Sonntag, 23. September 2007

Terrordiskurs: Im Bann von Schäubles Zauberkräften

(Via Antiterror.Blog.de) Die letzte Woche hatte man sich ja aufgeregt über Schäubles Geraune über den nahen Weltuntergang in Form von terroristischen Atombombenanschlägen.

Das Schöne jedoch, wenn man Schäuble heißt, ist: Man kann ungestraft absolut jeden Blödsinn sagen. Es passiert nichts. Keine persönlichen Konsequenzen, keine öffentliche Rüge, keine eindeutige, inhaltliche Zurücknahme seiner Behauptungen.

Wenn es gar zu dolle wird mit der Kritik an ihm, dann holt Schäuble einfach einen Zauberstab heraus (oder ist es gar ein Zauberring?), spricht Abrakadabra und alles, was er zuvor gesagt hat, existiert nicht mehr.

So konterte er bislang Angriffe gegen Äußerungen von ihm schlicht dadurch, dass er missverstanden worden sei. Pläne, Terrorverdächtige einfach so zu erschießen? Ich bitte Sie, das waren doch nur - harmlose, ganz harmlose - Gedankenspiele!...

Und jetzt die abwegigen Äußerungen vom Weltuntergang in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vor über einer Woche, die er am Donnerstag sogar noch vehement im Bundestag gegen Angriffe verteidigt hat, wie das Antiterror.Blog.de berichtet. Diese Äußerungen will Schäuble nun, wo sogar Frau Merkel sich etwas kritisch ihm gegenüber geäußert hat, plötzlich auch gar nicht mehr so gemeint haben.

Und alle glauben ihm, dem Schäuble. Denn er hat diesen Zauberstab oder Zauberring, dessen Wirkung er nun anscheinend auch seinem Parteifreund Verteidigungsminister Jung angedeihen lässt. Abrakadabra.

Der Hessische Rundfunk hat sich in der HR2-Sendung "Der Tag" am 18.09.07 auch einmal intensiv mit diesen magischen Fähigkeiten Schäubles auseinandergesetzt: Schäuble und das Junktim der Provokateure (MP3-Datei).

Ein Nachteil hat Schäubles magische Kraft jedoch: Sie wirkt vornehmlich nur auf die deutschen Medien und das deutsche Publikum. So darf man sich über einen informativen Bericht namens "Berlin im Bann hypothetischer Gefahren" bei der Neuen Zürcher Zeitung freuen, in dem beispielsweise vermerkt ist:

Die Debatte über die innere Sicherheit in Deutschland gleicht einer Fieberkurve. Phasen weitgehender Gleichgültigkeit gegenüber diesem Thema wechseln sich ab mit schlimmsten Schreckensszenarien. [...] Die Heftigkeit der Diskussion und die reale Bedrohung stehen allerdings in umgekehrtem Verhältnis. Schäuble behauptete zwar, der Nuklear-Terrorismus sei die grösste Sorge der Sicherheitsbehörden. Tatsächlich schätzen die Nachrichtendienste die Gefahr als relativ gering ein. Die Terrororganisation Kaida versuchte vor dem Jahr 2001, Wissen für den Bau einer Atombombe zu erwerben. Doch ist der Bau einer Nuklearwaffe eine solche technische Herausforderung, dass auch die Entwicklung einfacher Ausführungen eine staatliche Infrastruktur voraussetzt. Der Erwerb von waffenfähigen Spaltstoffen oder der Diebstahl ganzer Atomwaffen ist zudem schwierig, zumal das in den neunziger Jahren als Hort schlecht bewachten Nuklearmaterials geltende Russland seine Sicherheitsvorkehrungen verbessert hat. (Quelle: NZZ.ch)


Mal sehen, wann Schäuble wieder seine magischen Fähigkeiten einsetzen muss und ob er mit ihnen demnächst neben Jung weiteren Kabinettskollegen aus der Patsche hilft. Dem Gebrauch mancher magischen Gegenstände werden ja gewisse Nebenwirkungen nachgesagt. Man kann nur hoffen, dass Schäuble davon verschont bleibt.

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Demo "Freiheit statt Angst": DPA und AP verbreiten mal wieder Falschmeldungen

(Via Farliblog.de) Viele der Artikel in den Medien, vor allem in den überregionalen Teilen der Zeitungen, bestehen zu fast 100 Prozent aus Meldungen von Presseagenturen. Eine Falschmeldung solcher Presseagenturen hat somit sogleich eine enorme Reichweite. Die Medien, die die Agenturmeldungen abdrucken, waschen zudem ihre Hände in Unschuld, wenn Meldungen dieser Presseagenturen einmal falsch gewesen sein sollten. Sie, die Medien, hätten ja nicht falsch berichtet, sondern die Agenturen. Richtigstellungen werden in deutschen Medien freiwillig so gut wie nie abgedruckt, erst recht nicht, wenn es sich um Falschmeldungen von Presseagenturen handelt.

Die deutschen Medien sind in sehr hohem Maße abhängig von Agenturmeldungen. Würden sie keine Agenturmeldungen mehr übernehmen, wäre es nicht so einfach möglich, den leeren Platz auf den Zeitungsseiten anschließend zu füllen.

Die Folge dieser Abhängigkeiten und des mangelnden Drucks auf die Presseagenturen ist, dass vor allem die am meisten in Deutschland verbreitete Deutsche Presse-Agentur (DPA) in letzter Zeit anscheinend häufiger schlampig berichtet. Denn wer wollte der DPA ernsthaft mit Konsequenzen drohen?

So auch aktuell wieder.

So berichten AP und DPA von einer Demonstration, die angeblich gestern am Samstag in Berlin stattgefunden haben soll. 2000 Demonstranten hätten an einer Demonstration unter dem Motto "Freiheit statt Angst" teilgenommen. Die Demonstration sei jedoch von den Veranstaltern frühzeitig abgebrochen worden:

Unter dem Motto "Freiheit statt Angst: Stoppt den Überwachungswahn" haben rund 50 Bürgerrechtsgruppen, politische Parteien und Vereine einen Protestmarsch durch Berlin organisiert. 2000 Menschen folgten den Aufruf, doch der Marsch wurde abgebrochen. (Quelle: Stern.de)


Nun könnte man fragen: Warum berichten die Presseagenturen überhaupt über solch eine kleine, unbedeutende Demonstration? Oder warum wird die Agenturmeldung über solch eine kleine, erfolglose Demonstration überhaupt von irgendjemandem abgedruckt?

Das Seltsamste ist jedoch, dass diese Demonstration weit mehr Menschen besucht haben. Sogar nach Polizeiangaben seien es wohl mindestens 8.000 Menschen gewesen. Die Veranstalter sprechen gar von mindestens 15.000 Menschen. Und abgebrochen wurde die Demonstration, zu der ein enorm breites Spektrum an politisch aktiven Gruppen (von "Spartakisten" bis FDP) aufgerufen hatte, auch nicht. Dies erfährt der Leser jenseits von AP und DPA beispielsweise bei Tagesschau.de oder bei Heise.de. Über kleinere Rangeleien zwischen Demonstranten und Polizei am Rande der Demonstration berichtet Heise.de sogar noch in einem weiteren Artikel. Die vielen Millionen Deutsche, die sich jedoch häufig nur mittels ihre Regionalzeitung über die Welt informieren, werden morgen am Montag vermutlich etwas anderes lesen - allerdings würde es mich überraschen, wenn überhaupt über eine angeblich abgebrochene, klitzekleine Demonstration berichtet würde.

Wie kommen also AP/DPA zu ihrer Meldung? Ich vermute, dass die Agenturen wie schon bei ihrer Berichterstattung rund um die Proteste gegen den jüngsten G8-Gipfel in Heiligendamm einfach nur unvollständige Teil-Informationen der Polizei eins zu eins übernommen haben ohne auf weitere Informationsquellen zuzugreifen.

Diese Arbeit - vor allem in letzter Zeit von der DPA - ist extrem unprofessionell und richtet durch die hohe Reichweite von DPA-Meldungen häufig politisch großen Schaden an.

Seltsam ist, dass von der Falschberichterstattung bei der DPA häufig "linke" oder "staatskritische" Themen betroffen sind. Ist das noch ein Versehen oder steckt da eine lenkende Hand auf hoher DPA-Ebene dahinter? Wie auch immer, man kann den Medien und Medienkonsumenten wohl nur allgemein raten: Vorsicht bei DPA-Meldungen!

Hier ein paar Weblog-Einträge, in denen ich mich früher schon einmal auf die schlechte Qualität der DPA bezog:

Ergänzend kann ich noch hinweisen auf einige interessante Äußerungen von Stefan Niggemeier, Journalist und Macher von Bildblog.de zur Arbeitsweise der DPA. Beispielsweise in seinem Weblog-Artikel "Nervt's?":

Bei der Nachrichtenagentur dpa zum Beispiel sind kritische Berichte über "Bild" – und damit jeder Bericht über uns – heikel. Eine PR-Geschichte für Katja Kesslers neues Buch ist erlaubt. (Quelle: Stefan-Niggemeier.de)


Ausführlich berichtete Stefan Niggemeier auch über eine besonders eklatante Falschmeldung der DPA rund um die jüngsten Proteste gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm: Chronologie einer Falschmeldung. Die DPA hatte frech behauptet, auf dem Podium einer Demonstration in Rostock sei offen zu Gewalt aufgerufen worden. Die DPA brauchte ganze drei Tage, um zuzugeben, dass sie völlig sinnentstellend berichtet hatte. Der politische Schaden war jedoch längst angerichtet.

Nachtrag: Netzpolitik.org verlinkt weitere Medienberichte und Stellungnahmen zur Demonstration "Freiheit statt Angst" und geht auch auf die fehlerhafte Berichterstattung der Presseagenturen ein: Grösste Demonstration für mehr Datenschutz seit 20 Jahren!

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