Samstag, 26. Mai 2007

Für Chancengleichheit im Radsport! Doping für alle!

Es dopen doch eh schon alle? Nein! Eine Gruppe hat man bisher sträflich vernachlässigt und ihnen den Segen von EPO und Co. vorenthalten.

EPO macht leidensfähig, erhöht die Motivation und die Durchhaltekraft. Warum sollen davon nur die Sportler profitieren und diejenigen, die die Sportler indirekt bezahlen, müssen weiter leiden, sich abmühen, sich quälen und die Zähne zusammenbeißen? Ich fordere EPO jetzt auch für alle Zuschauer! Denn wie sollen die Zuschauer dieses Jahr ohne EPO auskommen? Solche Herkules-Kräfte besitzt kein Zuschauer. Nein, das geht nicht. Ohne EPO wird es vermutlich kein Zuschauer schaffen, die Schummel- und Drogenparty "Tour de France" bei den öffentlich-rechtlichen Dealern anzuschauen, ohne nicht nach fünf Minuten angeödet und angeekelt wegzuzappen.

Deswegen: EPO für alle! Alles andere wäre unfair. Und geschäftsschädigend. Also kriminell.

Dass auch die medialen Anpreiser dieses Sports anscheinend nicht ohne Drogeneinnahme Medikamentenunterstützung auskommen und dass es eine mögliche negative Nebenwirkung gibt in Form gesteigerten Für-dumm-Verkaufens anderer, zeigt übrigens dieses Zitat aus oben verlinktem Artikel bei Süddeutsche.de:

Wann der Punkt erreicht sei für das ZDF, aus der Übertragung des Radsports auszusteigen? „Wenn die nächsten Fälle uns auf den Tisch kommen, und zwar nicht nur Einzelfälle, sondern als System.“ Es reicht also immer noch nicht. Dopingexperten wie der Heidelberger Werner Franke warnen da bereits vor neuen Stoffen, die derzeit nicht nachgewiesen werden können. (Quelle)


Aber wie sagt der erwähnte Professor Werner Franke so gerne: Dreck zu Dreck. Insofern passt das schon mit der weiteren Übertragung der Drogenparty durch unsere ach so edlen, öffentlich-rechtlichen Sender.

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Freitag, 25. Mai 2007

Ist Prävention die neue Religion?

(Via Sixtus.net) Als einen kleinen Kommentar zu den Worten Schäubles vom "Internet als Brutstätte des Terrors", oder zu Plänen für restriktivere Urheberrechtsregelungen, die Verbraucher schnell zu Kriminellen machen, oder zum gerade verabschiedeten Hackerparagraphen, der alltägliche Software, die beispielsweise Netzwerkadministratoren zum Schutz gegen Eindringliche einsetzen, kriminalisiert, oder auch zur verbreiteten Videoüberwachung, Online-Durchsuchung, Vorratsdatenspeicherung, oder auch als Kommentar zum übertriebenen Vorgehen der Polizei gegen G8-Gegner und so weiter...

Mario Sixtus hat dazu ein schönes, kleines Video (Flash-Video bei Sevenload.com). Es zeigt Wikipedia-Gründer Jimbo Wales, wie er über das Design von Restaurants spricht.

Restaurant-Design? Was hat das Thema denn jetzt hier zu suchen? Das Thema interessiert nicht? Einfach das Video anschauen.

Gut, für alle, die des Englischen nicht mächtig sind, hier eine kurze Inhaltsschilderung: Jimbo Wales stellt dar, dass man beim Design eines Restaurants zum Beispiel fragt, welches Essen den Leuten serviert werden soll. Steaks? Gut. Dann folgt daraus, dass die Gäste Messer brauchen. Oh? Messer? Richtig scharfe Messer noch dazu? Uiuiui. Hm. Am besten wäre es also vielleicht, wenn man dann die Tische derjenigen, die Steaks essen, mit einem Käfig umschließt?

Jimbo Wales schlussfolgert: Es ist keine gute Strategie, eine Gesellschaft nach dem Prinzip zu gestalten, dass man immer und überall mit dem Schlimmsten rechnet.

Ein schönes, einfaches Bild, das Jimbo Wales liefert, um die Hysterie beim Thema "Sicherheit" und die Folgen dieser Hysterie vor Augen zu führen.

Wer ausführlicher und mit wissenschaftlicher Untermalung erläutert haben möchte, wie unvernünftig Politiker und Sicherheitsbehörden und die Medien mit dem Thema "Bedrohung" umgehen, dem empfehle ich zusätzlich diese Artikel vom Sicherheitsexperten Bruce Schneier: Terrorists Don't Do Movie Plots, The Psychology of Security, Rare Risk and Overreactions.

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Donnerstag, 24. Mai 2007

Tagesschau.de führt mit Online-Umfrage zur Tour-de-France-Berichterstattung in die Irre

In äußerst (un-)geschickter Manier präsentiert Tagesschau.de gerade eine Online-Umfrage zur Frage, ob die ARD sich aus der Berichterstattung über den Profi-Radsport zurückziehen soll.

Liest man nämlich auf der Homepage von Tagesschau.de den Link zur Online-Umfrage, so sieht man folgende Frage:

Screenshot von 12:55 Uhr, 24.05.07: Hinweis auf Umfrage auf der Tagesschau-Homepage

Umfrage: Sollten ARD und ZDF noch berichten? (Quelle)


Wer also beispielsweise gegen eine weitere Berichterstattung ist, sagt sich als Antwort auf diese Frage: "Nein!".

Klickt man jedoch auf die Umfrage und stimmt schnell und ohne zu zögern mit "Nein" ab, hat man jedoch für die weitere Berichterstattung gestimmt. Tja, da hätte man sich eben den längeren Einleitungstext zu der Umfrage noch einmal durchlesen sollen, denn da wird die Fragestellung von der Tagesschau.de-Homepage einfach umgedreht:

Screenshot von 12:55 Uhr, 24.05.07: Umgepolte Fragestellung auf der Umfrageseite selbst bei Tagesschau.de

Was denken Sie: Sollten ARD und ZDF angesichts der Doping-Geständnisse aus der Tour-Berichterstattung aussteigen? (Quelle)


Das ist ganz sicherlich und ganz bestimmt nur ein bedauerlicher Fehler von Tagesschau.de. Solche Umfragen machen die ja bekanntlich auch ganz selten. Und überhaupt, Internet und so ist ja noch so neu. Also da können solche Fehler ja schon einmal passieren, nicht wahr? Genau wie diese seltsamen Piep-Töne in manchen ARD-Sendungen. Ja, die Technik...

Die Frage ist, wie sich solch ein Fehler im Design einer Umfrage auf das Ergebnis auswirkt. Es könnte beispielsweise sein, dass diejenigen, die gegen eine weitere Berichterstattung sind, impulsiver abstimmen, aus dem Gefühl einer Empörung gegen die neu offenbarten Doping-Fälle heraus. Diese Leute könnten dann häufiger auf die irreführende Gestaltung der Umfrage hereinfallen. Wenn beide Seiten sich durch die Umfragegestaltung in gleich großer Stärke in die Irre führen lassen, dann würde das vermutlich zu einer Nivellierung der Unterschiede im Umfrage-Ergebnis führen: Angenommen es gibt 100 Personen, die gegen eine weitere Berichterstattung sind und 10, die dafür sind, und es lassen sich jeweils 10% beider Seiten täuschen, dann würde das verfälschte Ergebnis darstellen, dass 91 gegen die weitere Berichterstattung sind und 19 dafür.

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Erik Zabel warnt vor heutigem Profi-Radsport

Warum gestehen (Ex-)Radprofis ihr Doping? Welche Motivation steckt dahinter? Sicherlich bringt es den Rest in Zugzwang, wenn einer anfängt und auspackt. Denn man kann sich ausmalen, dass dann alle diejenigen, die nicht auspacken, bei jeder Gelegenheit gefragt werden danach, ob sie nicht doch auch gedopt haben. Die Hoffnung ist wohl: Einmal alles auspacken, um danach Ruhe zu haben.

Zumindest aber beim heutigen Geständnis von Erik Zabel wird auch noch ein weiterer möglicher Grund offenbar. Erik Zabel ist weiterhin aktiver Radsportler. Er hat also auch tatsächliche Konsequenzen durch sein Geständnis zu befürchten. Bei ihm wäre ein Schweigen wohl noch am ehesten nachvollziehbar gewesen. Zabel weist jedoch während seines Geständnisses auf seinen Sohn hin, der auch begeisterter Radfahrer ist. Seine Sorge ist wohl, dass sein Sohn auch in dieses ausbeuterische, menschenverachtende Radsport-System hineingeraten könnte. Und Erik Zabel spricht es dann auch in aller Klarheit aus, dass nämlich im heutigen Radsport die Doping-Kontrollen noch genauso lückenhaft seien wie in den 90iger Jahren:

"Ich habe gedopt, weil es ging", sagt Zabel unter Tränen. Im Grunde sei das Kontrollsystem "heute ähnlich lückenhaft". Sein Sohn fahre auch Rad, "und wenn ich ihn sehe, will ich nicht, dass er eine ähnliche Situation vorfindet wie wir." (Quelle)


Gerade diese Lücken jedoch und (was er nicht sagt) die fehlende Aufsicht in den Radsport-Teams (oder die schweigsame Duldung, ja sogar die bewusste Förderung durch den gesetzten Leistungsdruck innerhalb des Teams?) führen zum breiten Doping im Radsport.

Erik Zabels Geständnis ist also gleichzeitig eine Warnung vor dem Radsport, vor dem heutigen Profi-Radsport. Denn dieser habe sich immer noch nicht so verändert und verbessert, dass Doping nicht mehr möglich sei.

Wenn Zabels Einschätzung stimmt - und gerade die Verquickung mit seiner Selbstbezichtigung macht diese Einschätzung meiner Meinung nach glaubhaft - dann sollte die Folgerung daraus klar sein: Jeder, der heute diesen Profi-Radsport in seiner jetzigen Ausprägung und Gestaltung unterstützt, jeder der den heutigen Profi-Radsport hinnimmt und akzeptiert, der macht sich mitschuldig am Doping und somit am Gefährden von Menschenleben.

Wenn ARD und/oder ZDF große Radsportrennen übertragen, dann fließen Gelder aus den Rundfunkgebühren in diesen Sport, dann werden Sponsoren dieses Sportes durch Werbung unterstützt und dann akzeptiert man diesen Sport als etwas Berichtenswertes. Gleichzeitig verdienen natürlich die Sender selbst an diesem Sport. Die ARD sagt jedoch scheinheilig, dass sie leider keinen Einfluss auf den Umgang mit Doping im Radsport habe. Aber sie hat jedoch die Freiheit, schlicht "Nein" zu dieser Art des Radsportes zu sagen, also nicht zu berichten und so diesem gefährlichen Zirkus Geld und Aufmerksamkeit zu entziehen. Das sollte dann langfristig nicht ohne Folgen bleiben für den Radsport. Und sei es nur, dass weniger junge Leute verführt werden, Profi-Radsportler zu werden.

Mal sehen, wieviel unseren TV-Sendern es wert ist, Menschenleben zu schützen, oder ob man ARD und ZDF demnächst schlicht nur noch als die "Drogen-Sender" bezeichnen muss, die von anscheinend total zugedröhnten Vorsitzenden geleitet werden.

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Mittwoch, 23. Mai 2007

Polizei macht Politik

Die Netzeitung berichtet, dass der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, die Kritik an der Erfassung von Geruchsproben durch SPD, FDP und Grüne nicht versteht. Obwohl viele Rechtsexperten die Anwendung dieser Methode kritisch sehen und auch die Einschränkung des Demonstrationsverbotes in Heiligendamm durch Schutzzaun und Bannmeile, unterstellt Freiberg den Kritikern, dass sie nur die Arbeit der Polizei stören wollen und hysterisch seien.

So sieht sie also aus, unsere Polizei. Bedenklich. Äußerst bedenklich. Wenn Freiberg denn hier als Sprecher der gesamten Polizei spricht. Aber es scheint so.

Außerdem berichtet die Netzeitung:

Politikern, die sich empört über Geruchsproben-Entnahmen geäußert hatten, riet Freiberg daher, sich bei der Bewertung rechtsstaatlicher Maßnahmen zurückzuhalten. (Quelle)


Als Sprecher der Polizei kommt es unheimlich schlecht, der Politik vorschreiben zu wollen, wie sie über die Arbeit der Polizei zu denken habe. Welche Ermittlungsmethoden angemessen sind oder nicht, das entscheidet nämlich letztendlich die Politik und nicht die Polizei. Wenn also manchen Leuten jetzt auffällt, dass die Verwendung von Geruchsproben rechtsstaatliche Bedenken aufwirft, obwohl deren Verwendung bislang gesetzlich erlaubt ist, so ist dies nicht Hysterie, sondern das Abwägen von Sinn und Nutzen solcher Methoden vor dem Hintergrund des Grundgesetzes. Vielleicht kommt ja bald eine gesetzliche Regelung, die beispielsweise die langfristige Speicherung von Geruchsproben, das Anlegen von Geruchsdatenbanken also und die Verwendung von Geruchsproben stärker reglementiert als heute.

Freiberg stört sich daran, dass manche Leute durch Sicherheitszaun und Geruchsproben an die Stasi erinnert werden. Erinnerungen werden durch viele Dinge ausgelöst. Das heißt nicht, dass diese Leute die Arbeit der Polizei mit der Stasi gleichsetzen. Aber Freiberg ist vielleicht einfach etwas ungeübt in der politischen Auseinandersetzung.

Die Polizei macht ja normalerweise auch keine Politik in diesem Land. Zumindest noch nicht. Auch wenn sich in letzter Zeit gehäuft Freiberg und der BKA-Chef Ziercke auf politischer Mission wähnen und mich deren Aussagen an noch ganz andere Dinge als nur die Stasi denken lassen.

Mein Tipp an die Behördenchefs und sonstige Vertreter der Sicherheisbehörden wäre also: Lasst die Politik die Politiker machen oder tretet als Privatpersonen politisch in Erscheinung. Ihr tut sonst den Leuten, denen ihr vorsteht oder die ihr vertretet, keinen Gefallen. Denn da ihr keiner Partei vorsteht, könnt ihr auch nicht die politische Meinung der euch unterstellten Menschen vertreten. Die politischen Äußerungen von Freiberg und Ziercke in ihrer Funktion als GdP-Vorsitzender oder BKA-Chef sind also schlicht anmaßend.

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Militante Kackbratzen

Eine Gruppe namens "Militante Kampagne Kackbratzen" hat sich also heute (und nicht etwa gestern schon) mit einem Bekennerschreiben bei der DPA gemeldet, meldet die Netzeitung: Bekenntnis nach Anschlag auf "Bild"-Chef.

Das Bekennerschreiben war unterschrieben mit dem Satz "Die Militante Kampagne kämpft für Sie". Die DPA meldete sofort, dass sich "Globalisierungskritiker" zu den Anschlägen bekannt hätten - wieder ohne zu differenzieren.

Bleibt jetzt die Frage, wer sich hinter dem "Sie" versteckt, für das diese debilen Vollidioten kämpfen zu meinen. Und überhaupt: Kämpfen? Nichts gegen Teenies, aber ich tippe auf fünfzehnjährige Schulabbrecher, die hinter dieser Aktion stecken. Man kennt das ja: Die Hormone und so... Und ich weiß auch schon, was passiert, wenn tatsächlich heraus kommt, dass diese Typen nicht nur nicht ganz dicht, sondern auch nicht volljährig sind: Dann werden sicherlich die Computerspiele wieder schuld sein.

Ich nenne diese Leute jetzt nur noch "Militante Kackbratzen". Ihren "Fame", den diese Teenies sich vermutlich erwerben wollen, sollen sie nicht bekommen.

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Singende Terroristen?

(Via Kinrablog) Die Panikmache in Medien, von Politikern und von Chefs diverser Sicherheitsbehörden trägt Früchte. Stern.de berichtet über einen ungesetzlichen Polizeiübergriff in Heiligendamm: "Internationale" gesungen - Festnahme.

Der 35-jährige Doktor der Agrarwissenschaften fragt die ermittelnden Polizisten, seit wann es verboten sei, in der Öffentlichkeit die Internationale zu singen. Er bekommt keine Antwort. Stattdessen werden er und eine weitere Person vorläufig festgenommen und zum zuständigen Polizeirevier nach Bad Doberan gebracht. Sicherheitshalber. (Quelle)


Ja, das steigert das Vertrauen in die Polizei, in die Behörden und den Staat enorm. Fehler machen die nicht und die Ausbildung der Polizei ist auch überall absolute Spitze. Es könnte natürlich auch sein, dass die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern neuerdings lernt, dass Singen auf offener Straße eh immer strafbar ist. Sei es aus Copyright-Gründen, wegen fehlender Abgabe an die GEMA, wegen Ruhestörung, weil die Sänger vermutlich betrunken sind oder halt einfach mal so, weil einem der Gesang nicht gefällt. Irgendein Grund wird sich schon finden lassen. Also erstmal wegsperren das Gesocks.

Wenn die Polizei so leicht Leute festnimmt, könnte man sich das durchaus zu Nutze machen. Ich hasse es nämlich auch, wenn Leute laut in der Öffentlichkeit singen. Vor allem Volkslieder. Also schön aufpassen, ihr Teilnehmer an Stadteilfesten oder Schützenfesten! Ruhe ist die verdammt erste Bürgerpflicht in Deutschland! Singen könnt ihr zu Hause im Keller!

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Wie abhängig ist die ARD von Beckmann?

(Via Medienrauschen) Etwas Seltsames geht vor. Allesaussersport.de berichtet:

  • In einem Interview in der ARD-Talkshow von Reinhold Beckmann überblendet eine angebliche Tonstörung Sätze des als Interviewgast eingeladenen Ex-Profiradsportlers Bert Dietz.
  • Online ist die Folge dieser Ausgabe der Talk-Show dann auch nicht zu sehen. Angeblich, weil die ARD keine Online-Rechte hätte an der Show. Was seltsam ist, da es für andere Ausgaben der Beckmann-Show ansonsten schon Online-Rechte für die ARD gibt, wie Allesaussersport.de belegt.
  • Wiederholungen der Sendung (beispielsweise auf 3Sat) werden gestrichen.
Ein Leser von Allesaussersport.de hat nun die Tonstörung analysiert und konnte den Störton, der dummerweise nur auf einer einzigen Frequenz rumstörte, herausfiltern. Heraus kam eine gewichtige Anschuldigung des Radsportlers Dietz gegenüber seinem früheren Team-Leiter Godefroot in Bezug aufs Doping. Das Doping interessiert mich hierbei jedoch wenig. Ich persönlich gehe davon aus, dass jede professionelle Sportart durchsetzt ist von Doping. Beim professionellen Sport zählt meiner Meinung nach nur eines: Geld. Die einzigen Werte, die in diesem Wirtschaftszweig zählen, sind die, die auch in jedem anderen Wirtschaftszweig zählen: Nämlich die Werte auf den Banknoten. Olympische Spiele und so weiter? Alles ein einziges Wirtschaftsunternehmen. Mehr nicht. Meine Meinung.

Mich interessiert vielmehr das seltsame Verhalten der ARD in dieser Geschichte. Welche Interessenverflechtungen gibt es zwischen der ARD und dem Wirtschaftszweig "Sport"? Warum lässt man sich solch seltsames Verhalten von Beckmann gefallen? Wie abhängig ist die ARD von den Bedingungen, die ihnen ihre Zulieferer wie Beckmann aufdrücken? Gibt es da etwa die Freiheit für Beckmann und Co., dass sie, statt die ARD, individuell über Wiederholungen jeder einzelnen Sendung entscheiden können? Werden Online-Lizenzen für jede einzelne Sendung auch individuell ausgehandelt? Oder schiebt die ARD dies nur als Grund vor, um das Sendematerial, das Godefroot und die Deutsche Telekom belastet, nicht noch einmal zeigen zu müssen? Warum jedoch sollten sie es nicht noch einmal zeigen wollen? Wie steht es also mit der journalistischen Unabhängigkeit der ARD? Werden so die Rundfunkgebühren gut eingesetzt von der ARD? Anders ausgedrückt: Was heißt es noch, wenn auf einer Sendung "ARD" draufsteht? Wieviel "ARD" ist dann da drin? Hat es überhaupt noch einen Zweck, einen eigenen Sender wie die ARD zu haben, wenn ihr Material alles zu restriktiven Verwertungsbedingungen von Zweit- und Drittproduzenten eingekauft ist? Welche Macht besitzt die ARD über ihr Sendematerial? Wozu braucht es überhaupt noch eine ARD? Warum sollten die Zuschauer ihre Rundfunkgebühren dann nicht direkt an die Shows geben, die sie sehen wollen statt an einen Apparat wie die ARD? Diese Fragen sind meiner Meinung nach wesentlich wichtiger als die - zugegeben tragische - Ausbeutung einzelner Sportler, die dumm genug sind, ihre Gesundheit kaputtmachen zu lassen und sich zu Hampelmännern dieses ausbeuterischen Wirtschaftszweiges namens "Sport" machen zu lassen.

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DPA baut Mist

Blogmedien.de weist auf ein gestriges, schweres Versagen der DPA hin: DPA-Formel: G8-Gegner = Brandstifter.

Die DPA hätte gestern alle journalistischen Sorgfaltspflichten vergessen und den Brandanschlag auf das Auto von Bild-Chefredakteur Kai Diekmann voreilig G8-Gegnern in die Schuhe geschoben, obwohl der Polizei dazu keinerlei konkrete Hinweise vorlagen.

Die DPA differenzierte ebenfalls nicht zwischen möglichen gewaltbereiten und friedlichen G8-Gegnern.

Ehrlich gesagt: Eine differenzierte, vorsichtige Berichterstattung von Seiten der DPA hätte mich überrascht. Schließlich muss man Moneten machen. Und da in den meisten Redaktionsstuben in Deutschland kaum mehr kritische Geister sitzen, stellt sich die DPA halt auf die Kundenwünsche ein und liefert das gewünschte, halbseidene Material.

Wohl bekomm's.

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Dienstag, 22. Mai 2007

Google lädt Nutzer zu Usability-Tests ein

Blogspot/Blogger.com - wo dieses Weblog hier beheimatet ist - gehört zu Google. Beim Schreiben von Weblog-Einträgen bekommt man als Nutzer von Blogspot auch ein sogenanntes "Dashboard" zu sehen, wo es hin und wieder Neuigkeiten über den Service von Blogger/Blogspot oder Google zu lesen gibt. Heute fand sich die allgemeine Einladung an alle Blogger/Blogspot-Nutzer, gegen Geld bei Google-Nutzertests mitzumachen. Usability-Untersuchungen neuer Google-Produkte also. Mal wieder eine Gelegenheit für mich, kurz etwas über Usability zu schreiben und die böse Politik für einen Artikel außen vor zu lassen. :-)

Usability heißt: Gebrauchstauglichkeit, Benutzerfreundlichkeit, Bedienbarkeit... Und eines wird daraus deutlich: Google nimmt das Thema Usability ernst. Ich behaupte, dass ein großer Teil des Erfolges von Google genau darauf beruht. Und Google sind die Erkenntnisse aus solchen Studien auch einiges Wert: Pro Test, der circa eine bis anderthalb Stunden dauern soll, zahlen sie Teilnehmern 75$ (ohne Anfahrtskosten allerdings). Um am Test teilzunehmen, ist keinerlei besondere Vorbildung nötig. Ein Untersuchungsleiter von Google setzt sich dann mit der Testperson zusammen und testet mit dieser einen Person intensiv Prototypen neuer Google-Dienste oder Anwendungen. Sehr personalintensiv also! Daneben gibt es noch andere Tests, wohl auch Online-Umfragen oder das von einem Google-Mitarbeiter per Telefon angeleitete Bedienen eines Prototyps via Internet und so weiter. Die bei manchen so beliebten "Eyetracking-Studies" oder gar nur der Einsatz von Online-Befragungen reichen für Usability-Untersuchungen nicht aus. Um einen wirklichen Eindruck von der Bedienbarkeit eines Produktes zu bekommen, ist es am effektivsten, man lädt einen Nutzer ein, gibt ihm eine genau beschriebene Aufgabe, die er mit einem Prototypen des Produktes durchführen soll und beobachtet ihn während seiner Tätigkeit hinsichtlich vorher festgelegter Kriterien und Fragestellungen (Führt der Nutzer einen Test erfolgreich durch? Welchen Weg von xx möglichen Wegen wählt er? Wieviele "Fehler" macht er? Findet er den schnellsten Bedienweg? Und so weiter). Am besten zeichnet man alles auf Video auf und führt anschließend direkt nach dem Test auch noch ein Videokonfrontationsinterview durch. In dem darf der Tester dann, während er sich das soeben aufgezeichnete Video anschaut, genau beschreiben, warum er was zum Lösen der gestellten Aufgabe am Prototypen gemacht hat und wie er sich dabei gefühlt hat. Natürlich gibt es diverse Varianten dieses Vorgehens (zum Beispiel ohne Video, dafür aber mit der Aufforderung an die Testperson doch bitte während der Durchführung der Aufgabe "laut zu denken", um so den Beobachter zu informieren, warum er was mit dem Prototypen macht).

Die eigentliche Arbeit bei solchen Usability-Tests besteht jedoch nicht in der Durchführung, sondern in der Begleitung der Designer bei der Entwicklung des Produktes, in der Planung der Tests und anschließend in der Auswertung und dem Herunterbrechen der Ergebnisse auf konkrete Designvorschläge. Wenn man also auch nicht unbedingt Massen an Testpersonen braucht, so doch genügend Leute, die diese Tests beobachtend begleiten. Befragt man Testpersonen in Form eines Interviews, muss man festlegen, ob man die Antworten anschließend qualitativ auswerten möchte, also in Form einer Inhaltsanalyse dessen, was die Testpersonen zum Prototypen äußern, oder ob man die Antworten anschließend mittels statistischer Verfahren aggregieren und auswerten möchte und vielleicht sogar einen Indexwert für bestimmte Usability-Probleme berechnen will. Bei einer großen Firma wie Google, die ein weltweites Publikum bedient, wären Auswerter bei einer qualitativen Auswertung sicherlich schnell zeitlich überfordert. Denn ich vermute, dass Google viele Testpersonen einlädt, um wirklich sicherzustellen, dass ihre Produkte für die unterschiedlichsten Menschen weltweit bedienbar sind. Um derartige Tests zu planen und auszuwerten, braucht es dann meist beispielsweise ausgebildete Psychologen, die solche Testkonstruktionen im Studium lernen.

Schön finde ich folgende Antwort in der zugehörigen FAQ:

Frage: Does it involve having electrodes attached to my body?
Antwort: No. Sorry.

Oder diese hier:

Frage: A member of my family works at Google. Can I still sign up?
Antwort: Yes. If you ask them nicely, maybe they'll even invite you to lunch.

:-)

Ich spekuliere mal und vermute, dass Google aktuell Prototypen testet, bei dem die unterschiedlichen Google-Dienste noch stärker als bisher unter einer einheitlichen Oberfläche integriert werden. Klar, dass das intensive Usability-Tests erfordert. Oder es sind wieder mal noch ganz neue Google-Produkte im Anmarsch... Wer weiß?

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Das andere China

(Via The Alienated Observer, via Haha.nu) Neulich war ich in einer Ausstellung namens "Humanism in China". Gezeigt wurden Fotografien aus China. Unzensierte Fotos aus dem "anderen" China jenseits der Sonderwirtschaftszonen und der großen, neuerdings "glänzenden", modernen Städte wie Shanghai oder Peking. Viele dieser Fotografien des ungeschönten China gibt es jetzt auch online zu sehen: Humanizing China - Part 1 (Survival).

Von den zahlreichen Themenblöcken der Ausstellung sind online jedoch nur drei zu sehen. Außerdem fehlen online die Jahresangaben, wann die Fotos entstanden sind. Die meisten Fotos entstanden zwischen 1990 und 2003.

Man sieht auf den Bildern das "wahre" China. Es ist ein Kosmos für sich. Und teilweise extrem fremdartig. Die Menschen sind nicht fremdartig, sondern die Welt, die Lebensbedingungen, mit denen sie zurecht kommen müssen, muten fremdartig an. Es erscheint einem so, als ob mehrere Zeitalter von Mittelalter bis Moderne nebeneinander existieren würden. Im Mittelpunkt der Fotos stehen die Menschen, die versuchen, mit diesen Lebensbedingungen zurecht zu kommen. Deshalb auch das Wort "Humanism" im Titel der Fotoausstellung. Beim Betrachten der Bilder stellt sich schnell ein Gefühl der Bewunderung für diese Menschen ein, die sich durchwurschteln, sich in ihren Träumen und dem Streben nach Glück behaupten oder Unzulänglichkeiten stoisch hinnehmen. Denn noch eines wird deutlich bei diesem Blick auf China: Der Mensch und seine Bedürfnisse sind nicht unbedingt der zentrale Mittelpunkt des organisierten, öffentlichen Lebens in China. Allein ein Foto, auf dem Hunderte von Frauen bei einer öffentlichen Veranstaltung dicht gedrängt warten, um Zugang zur Toilette zu bekommen, zeigt dies. Oder die Menschen, die nachts in Straßentunnels übernachten, weil es in ihren Wohnungen schlicht zu heiß ist.

Der Tagesspiegel hat einen ausführlichen Bericht über die derzeit in Berlin gastierende Ausstellung: Im Schattenland

In Berlin gibt es die Bilder noch bis zum 8. Juli unter dem Titel "Humanism in China" im Museum für Fotografie, Jebensstraße 2, 10623 Berlin (direkt neben dem Bahnhof Zoo) zu sehen. Donnerstags ab 18 Uhr freier Eintritt. Später soll es die Ausstellung noch in München und Dresden zu sehen geben. Da die Online-Fotos etwas klein sind und nicht alle Fotografien der Ausstellung zeigen, sollte sich ein Besuch der Ausstellung lohnen.

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Montag, 21. Mai 2007

Flächendeckende Videoüberwachung gegen Falschparker?

(Via BatzLog) In der ZDF-Doku-Fiktion "Auf Nummer Sicher" sieht und hört man die reale Angela Merkel bei einer tatsächlich von ihr gehaltenen Rede (vermutlich im Wahlkampf) sich über Videoüberwachung im öffentlichen Raum wie folgt äußern:

Die CDU hat seit Jahr und Tag dafür plädiert, dass an großen Plätzen genau solche Videoüberwachung eingesetzt wird. Wenn es die CDU nicht gegeben hätte, dann würden wir heute noch eine lange Diskussion mit SPD, Grünen und anderen führen darüber, ob das nun notwendig ist oder nicht. (Quelle)


Bis hierhin kann man noch sagen: Okay, die CDU plädiert halt für Videoüberwachung an großen Plätzen, andere gesellschaftliche Gruppen plädieren dagegen. Die CDU hat sich anschließend also durchgesetzt in dem Ort, in dem Merkel gerade wohl diese Rede hält. Wenn die Leute Videoüberwachung wollen und somit der CDU folgen, tja, dann kann man leider nichts machen. Also stellt Merkel in ihrer Rede halt heraus, wo die CDU Erfolg hatte und ankam bei der Bevölkerung mit ihren Vorschlägen. Kann man machen.

Direkt nach oben zitiertem Satz wechselt Merkel jedoch vom Konkreten ins Allgemeine. Und jetzt wird es haarsträubend und lässt mindestens bei dem ein oder anderen älteren Ostdeutschen vermutlich die Alarmglocken läuten (hoffe ich zumindest):

Das [Videoüberwachung] sind aber Dinge, über die darf man nicht diskutieren, die muss man einfach machen. (Quelle)


Ja, diese olle Demokratie mit ihren ewigen Streitereien, nicht wahr? Es geht aber noch weiter. Nicht nur die Demokratie steht dem Durchregieren oftmals im Wege, nein auch noch der Rechtsstaat:

Man darf nicht sagen 'ach das ist doch nicht so schlimm'. Hier ein bisschen was weggeschmissen und dort einen angerempelt, hier mal auf den Bürgersteig gefahren und dort mal in der dritten Reihe geparkt. Immer so unter dem Motto 'ist alles nicht schlimm'. Ist alles nicht nach dem Gesetz! Und wer einmal Gesetzesübertretungen duldet, der kann anschließend nicht mehr begründen, warum es irgendwann schlimm wird und irgendwann nicht so schlimm ist. Deswegen: Null Toleranz bei innerer Sicherheit, meine Damen und Herren! (Quelle)


Rechtsstaat bedeutet jedoch nicht "Null Toleranz", sondern die Berücksichtigung der Schwere einer Tat. Videoüberwachung selbst gilt zwar nicht als Strafmaßnahme, ist jedoch trotzdem ein Mittel, das die Privatsphäre verletzt und Daten erzeugt, die missbraucht werden können. Wer wirklich keinerlei Abwägungsprozesse zulässt und sein Gerede von der "Null Toleranz" ernst nimmt, der kennt keine Grenzen, der müsste in der von ihm selbst aufgestellten Logik Überwachungsmaßnahmen immer mehr ausweiten. Es ist die Logik des Präventivstaates, der es sich plötzlich (woher eigentlich?) zur Aufgabe gemacht hat, Gesetzesübertretungen im Vorfeld zu verhindern. Merkel plädiert zudem hier für die schärfere Variante des Präventivstaates: Dass auch kleine Gesetzesübertretungen präventiv verhindert werden müssten. Schäuble & Co. beschränken sich ja zumindest noch - rhetorisch - auf den (vermeintlichen) Terrorismus. Bei Merkel müssen nun also schon Falschparker dafür herhalten, dass die Privatsphäre aufgehoben wird und Privatsphäre und Datenschutz als Täterschutz diffamiert werden.

Solch eine zur Schau gestellte "Intoleranz" wie die von Merkel, lässt einen Redner zwar immer als "ehrlich" und "stark" auftreten. Meiner Beobachtung nach sind intolerante Menschen meist jedoch genau das Gegenteil davon.

Wer nicht einfach nur schlichten Parolen Glauben schenken will, sondern mehr Informationen zum Thema Videoüberwachung lesen möchte, dem empfehle ich beispielsweise das deutschsprachige Weblog "Surveillance Studies".

Nachtrag: Kommentatoren bei Lawblog.de (Kommentar Nr. 4) und Spreeblick.com identifizieren den Videoausschnitt als Rede Merkels im Berliner Wahlkampf 2006 - und zwar in Berlin-Lichterfelde, Kranoldplatz. Über diesen Wahlkampfauftritt gibt es auch einen Bericht bei CDU.de.

Nachtrag 2: So langsam wird mir Kai Raven vom Weblog "Rabenhorst" unheimlich. Kai hatte nämlich schon im September, also direkt nach dem Auftritt Merkels, in seinem Weblog hingewiesen auf diese Merkel-Rede, die in oben verlinktem Video zu sehen ist. Außerdem hob er die extreme rechtsstaatliche Schieflage in den Aussagen von Merkel hervor: Merkel redet Klartext. Ob es an Merkels einschläfernder Redeweise liegt, dass ihr niemand so richtig zugehört hat? Kai sollte sich und sein Weblog in "Adlerauge", respektive "Adlerhorst" umbenennen. ;-)

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