Das jetzt offenbar gewordene, vermutlich rechtswidrige Handeln von Sicherheitsbehörden in Deutschland, sich Zugang zu Privatrechnern zu verschaffen, um dort heimlich Software zu installieren, die insbesondere Telefonate mit dem Internet-Telefonierprogramm von Skype belauschen soll, nährt leider noch einmal meinen Verdacht, ebenfalls tatsächlich auch Opfer eines derartigen Vorgangs gewesen zu sein.
Wie ein Verdacht gegen mich entstanden sein könnte und wie bei mir wiederum der Verdacht entstand, eventuell abgehört zu werden:
- Am 23. Juli diesen Jahres schrieb ich hier im Weblog, wie seltsam es sei, dass man lange nichts von den vor Monaten als Gefahr benannten, angeblichen Terror-Organisationen "GIMF" und "Militante Gruppe" gehört habe. Der Weblog-Eintrag war ein Versuch, darzustellen, dass diese Terror-Gruppen in der Bevölkerung kein Thema sind.
- Kurze Zeit später ist jedoch die "Militante Gruppe" durch das Vorgehen der Sicherheitsbehörden gegen mögliche Mitglieder der Militanten Gruppe tatsächlich wieder Tagesgespräch. Habe ich das geahnt? Wusste ich vielleicht mehr als andere? Nein. Es war purer Zufall, dass ich kurze Zeit vorher einen Blog-Eintrag über diese Gruppe gemacht hatte.
- Im gleichen Zeitraum mache ich mich hier im Weblog lustig über das Vorgehen des Berliner Staatsschutzes gegen angeblich politisch gesinntes Luftablassen durch Unbekannte bei parkenden Autos. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Sicherheitsbehörden, die anscheinend ziemlich hilflos schon lange Zeit versuchen, Vandalismus gegen parkende Autos in Berlin aufzuklären, nach jedem Strohhalm greifen könnten und selbst solch einen Weblog-Eintrag mit sehr prüfenden Augen lesen.
- Das anonyme Schreiben bei Blogspot.com, das häufige Verwenden des Internet-Anschlusses meines Vaters, die kritische Einstellung dieses Weblogs gegenüber dem Gebahren der Sicherheitsbehörden und seltenes Telefonieren von mir über das normale Telefonnetz könnten Verdachtsmomente gegen mich erhärtet haben. Der Grund für dieses vermeintliche seltsame Verhalten ist jedoch einfach: Hier im Haus ist wegen der schlechten technischen Qualität der Kupferleitungen kein DSL verfügbar. Also nutze ich UMTS. Einen normalen Festnetzanschluss habe ich gekündigt und nutze stattdessen Skype via UMTS. Skype funktioniert, alle anderen Voice-Over-IP-Lösungen, die über SIP laufen, werden jedoch von meinem UMTS-Mobilfunkanbieter unterbunden, gefiltert, geblockt - denn der Mobilfunkanbieter will sich wohl sein Mobilfunkgeschäft nicht durch die kostengünstige Internettelefonie kaputt machen lassen. Skype jedoch ist technisch (bislang) nicht zu blockieren, weil Skype nicht über SIP Telefonate abwickelt und durch seine besondere Verschlüsselungstechnik quasi durch alle Firewalls hindurch und an allen Routern vorbei kommt (Technikfreaks mögen mir diese etwas vereinfachte Darstellung jetzt einmal nachsehen). Der Grund, warum also mein Mobilfunkanbieter Skype nicht blockiert, liegt meiner Meinung nach also nur daran, dass er es schlicht technisch nicht kann.
- Nach zwei Wochen Urlaub komme ich nach Hause und merke, dass Licht im Bad brennt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich vor der Abreise darauf geachtet hatte, dass das Licht aus ist. Aber gut, man kann sich natürlich täuschen. Allerdings weiß ich, dass Sicherheitsbehörden auch ohne jegliche Spuren zu hinterlassen, Wohnungstüren öffnen können.
- Der Computer war zwei Wochen lang aus. Sollte er zumindest gewesen sein. Nach dem ersten Anschalten nach Rückkehr aus dem Urlaub meldet jedoch das fabelhafte Programm "Spybot Search & Destroy", das ich regelmäßig nutze, dass Spuren einer unbekannten Schadsoftware in der Registry zu finden seien. Außerdem finden sich auf der Festplatte weitere verdächtige Dateien, über deren Herkunft ich nichts weiß und auch über Google nichts Näheres zu erfahren ist. Ich ordne dies als mögliche Reste irgendeines Progammes ein, dass vielleicht nicht wieder richtig deinstalliert wurde und die Spybot-Meldung eventuell als Fehlalarm. Ich surfe mit Bedacht im Internet, installiere nicht wahllos Software, bilde mir ein, einigermaßen zu wissen, was ich tue. Aber das schließt logischerweise nicht aus, dass nicht auch mir es passieren kann, dass ich ungewollt Schadsoftware installiere.
- Bislang hatte ich auch folgende Begebenheit als die übliche Spinnerei von Windows abgetan: Als ich nach meinem Urlaub Skype starte, startet nicht Skype, sondern ein Installationsprogramm, das - so scheint es - Skype "reparierte". Erstaunt stellte ich jedoch einen Tag später fest, dass ich nun nicht mehr die neueste Version von Skype auf dem Rechner hatte (Version 3), sondern wieder die Vorgängerversion (Version 2). Ich bin kein Software-Spezialist oder gar Hacker. Ich erklärte mir dieses Ereignis mit irgendeiner Fehlfunktion des Windows-Installers.
- Ein paar Tage später merke ich, dass der Akku meines Handys über Nacht plötzlich völlig leer geworden ist. Am Abend war der Akku voll, ich hatte das Handy nicht benutzt, am Morgen war das Handy regelrecht heiß gelaufen und der Akku leer. Wiederum kann dies ein technischer Fehler des Handys sein. Moderne Handys spinnen halt manchmal, stürzen ab, versagen den Dienst und so weiter. Oder hat da jemand über ein heimliches Firmware-Update oder mit Hilfe meines Mobilfunkproviders eine Softwarewanze auf mein Handy aufgespielt?
Fazit: Alle hier geschilderten Vorgänge, die auf der einen Seite den Verdacht von Sicherheitsbehörden auf meine Person gelenkt haben könnten - und alle Vorgänge, die wiederum meinen Verdacht auf die Sicherheitsbehörden gelenkt haben könnten - sind auch ganz "normal" zu erklären.
Die Meldung des Spiegels jedoch, dass das LKA-Bayern trotz eigentlich angebrachter Zweifel, ob ein derartiges Vorgehen nicht illegal sein könnte, Schadsoftware auf Rechnern installiert, um Skype-Telefonate abhören zu können, und auch das jüngst offenbar gewordene, absolut unverfrorene Verhalten des
BKA, Menschen nur deshalb auszuforschen, weil sie die Website des
BKA aufrufen, bestärken mich leider in meinem Verdacht, tatsächlich auch Opfer solch eines höchstwahrscheinlich kriminellen und wilden Verhaltens unserer Sicherheitsbehörden geworden zu sein.
Ach ja, noch etwas: Ich wohne nicht in Bayern und habe auch keinerlei persönliche Verbindungen nach Bayern. Wenn mein Verdacht also stimmt, dann setzen auch noch andere Sicherheitsbehörden als das Bayerische Landeskriminalamt derartige, rechtlich zweifelhaften Verfahren ein.
Und wenn sich mein Verdacht als falsch herausstellt, dann zeigt das alles trotzdem, wohin ein derartiges, ausuferndes und wildes Schnüffelverhalten unserer Sicherheitsbehörden führt: Bekommen die Sicherheitsbehörden die Möglichkeit, auf unsere Rechner mit derartig geheimen Verfahrensweisen und schon bei geringen Verdachtsmomenten zuzugreifen, werden viele Bürger bei Problemen mit ihrem Rechner anfangen zu überlegen, ob da nicht jemand im Hintergrund mitlauscht. Verdachtsmomente gegen noch so unbescholtene Bürger lassen sich wohl fast immer irgendwie finden und zurechtzimmern. Das unkontrollierte, zügellose Schnüffeln von Sicherheitsbehörden schafft so - ob im Einzelfall berechtigt oder nicht spielt dann gar keine Rolle mehr - bei zahlreichen Bürgern Misstrauen, Angst und Unsicherheit.
Und genau das, also Angst und Unisicherheit, wollen doch angeblich unsere "Sicherheits"-Politiker bekämpfen bei ihrem "Kampf gegen Terror", oder?
Sollte es sich bestätigen, dass unsere Sicherheitsbehörden trotz der zweifelhaften Rechtsgrundlage bei bereits geringen Verdachtsmomenten in eventuell großer Zahl heimlich Zugriff auf die Computer der Bürger genommen haben, ist der Schaden, den die Sicherheitsbehörden damit anrichten, meiner Meinung nach wesentlich höher als der vage Nutzen, dadurch eventuell Terroranschläge verhindern zu können. Denn solch ein Vorgehen der Sicherheitsbehörden zerstört das Vertrauen der Bürger in den Staat nachhaltig, dauerhaft und immer wieder bei "Störungen" im eigenen Computer. Andererseits wird solch ein Vorgehen trotzdem vermutlich leider kaum wesentlich dazu beitragen, Terroristen-Attacken zu stoppen. Die Terroristen werden einfach wieder auf andere Methoden ausweichen, beispielsweise ihre Rechner gegen Zugriffe durch heimliche Wohnungsbesuche von Sicherheitsbehörden schützen. Oder sie nutzen am Ende vielleicht schlicht gar keine modernen Telekommunikationsmittel mehr. Auch in den Zeiten vor der Erfindung von Computern und Internet gab es bekanntlich Terroranschläge.
Muss man wirklich weiter erläutern, welch ein Schaden für die Demokratie ungezügelte Sicherheitsbehörden darstellen? Sind Schäuble, Beckstein, Bosbach und der Rest der Unionsparteien schlicht dumm oder gibt es da weitverbreitete Vorbehalte gegen den freiheitlichen, demokratischen Rechtsstaat? Wenn ja, sollte der Verfassungsschutz mal tätig werden. Ach, stimmt, der hat ja
anderweitig zu tun.
P.S.: Mögliche Anfragen der Presse an mich möchte ich gleich negativ beantworten. Ich stelle hier nur dar, was sein könnte. Ich habe keinerlei Beweise, die meinen Verdacht belegen. Das schmälert jedoch nicht die eigentliche Aussage dieses Weblogs-Eintrags: Dass viele Computernutzer bei merkwürdigen Vorgängen in ihrem Rechner (und merkwürdige Vorgänge gibt es bei Windows-Rechnern für ungeschulte Anwender wohl jeden Tag) plötzlich das Muffensauen bekommen könnten, ob sich nicht jemand Zugang zum Rechner verschafft haben könnte. Kommen dann noch wie bei mir andere Merkwürdigkeiten hinzu, fängt man an wirklich misstrauisch zu werden. Eine Aufklärung durch Sicherheitsbehörden findet ja nach einem Lauschangriff kaum statt. Und eine richterliche Kontrolle des Tuns der Sicherheitsbehörden findet anscheinend auch kaum effektiv statt. Und wer wird jetzt beispielsweise Beckstein daran hindern, solch eine Computersabotage weiter zu betreiben? Und wer kann mit Sicherheit sagen, dass andere LKAs anderer Länder nicht ebenso verfahren? Das Misstrauen ist gesät und es wächst jeden Tag. Welche Maßnahmen werden ergriffen, um sicherzustellen, dass sich unsere Sicherheitsbehörden rechtlich einwandfrei verhalten?
Es gibt aktuell ein massives Problem in Deutschland. Und dieses Problem heißt nicht "Terrorismus", sondern "Sicherheitsbehörden". Weitere aktuelle Presse-Artikel, die dies bestätigen:
- Wie die Polizei Personen umfassend beobachtete, obwohl sie eigentlich nur ein Telefon abhören durfte: Es hat sich ausgespitzelt (TAZ.de)
- Eine Rezension von Rolf Gössners Buch "Menschenrechte in Zeiten des Terrors. Kollateralschäden an der 'Heimatfront'", in dem der Autor detailliert darstellt, wie unsere Sicherheitspolitiker den Rechtsstaat beschädigen: Ausnahmezustand (Junge Welt)
- Eine ernste Mahnung an die Politik, den Rechtsstaat durch die Ausweitung der Befugnisse der Sicherheitsbehörden nicht an die Wand zu fahren und konkrete Vorschläge, wie dies verhindert werden kann, liefert Arthur Kreuzer, Direktor des Instituts für Kriminologie an der Universität Gießen, in einem Artikel bei Zeit.de: Der Rechtsstaat bröckelt
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