Freitag, 26. Januar 2007

FAZ schluckt falsche Pillen und schreibt dann über Weblogs

(Via Die Welt ist Scheiße und via Wirres.net) Die FAZ stellt eine weltbewegende Frage: Wie viel Weisheit steckt im Web 2.0?

Es geht um Weblogs und so. Und die Antwort der FAZ fällt eher negativ aus:

Jeder, der vor zwanzig Jahren eine Gitarre halten konnte, ansonsten aber völlig unmusikalisch war, hatte zumindest theoretisch die Chance, berühmt zu werden. Genauso kann heute jeder, der einen Computer und einen Internetzugang besitzt, Texte halbwegs professionell layouten und publizieren. Was die Texte taugen, steht auf einem anderen Blatt. (Quelle)


Kurz gesagt: Das alte *gähn* Lied: Jour*hatschi*nalisten (entwickle ich eine Allergie gegen dieses Wort?) sind zuallermeist Besitzer der Weisheit, während Blogger zuallermeist Dilettanten sind. Tenor des Artikels dabei: Ausnahmen bestätigen die Regel und das bessere Arbeitsethos und die bessere Sprachbeherrschung hätten eh die Journalisten. Hehe. Humorig.

Ich erspare mir einen eigenen, ausführlichen Kommentar. Das Thema langweilt mittlerweile sogar die ansonsten extrem ausdauernden Ratten in den Müllcontainern in den Hinterhöfen der Großstädte. So als ob man Weblogs in ihrer exorbitanten Vielfalt und ihrer häufig völlig anderen Zielsetzung mit Zeitungen auch nur annähernd sinnvoll in einen Topf schmeißen könnte. Der Artikel versucht zwar zu differenzieren, verfällt dann jedoch trotzdem wiederum in einen Vergleich zwischen Zeitungen und Weblogs, wobei die Autoren einigen Weblogs in anderen Ländern zwar einen gewissen Einfluss zugestehen, der normale Leser in Deutschland aber sich weiterhin auf seine Zeitung verlassen würde. So als ob Weblogs Zeitungen bewusst Konkurrenz machen wollten...

Woher kommt nur immer dieser Konkurrenz-Ansatz zwischen Weblogs und Zeitungen? Als unverbesserlicher Blogger muss ich natürlich doch noch zumindest versuchen zu erklären, wie sich die Welt dreht und doch wieder meinen eigenen Senf dazugeben: Vielleicht hat die FAZ bei ihrer Weblog-Recherche einfach nur an der falschen Stelle im Netz gesucht. Im Artikel schreibt man zwar von der Weblog-Suchmaschine "Technorati.com". Aber ein Bild zum und im FAZ-Artikel lässt ahnen, wie es zum Inhalt des Artikels gekommen sein könnte. Wie Ix von Wirres.net entdeckte, findet sich statt eines Bildes der Weblog-Suchmaschine Technorati.com im Artikel nämlich ein Bild der mir bis gerade eben unbekannten Website Technocrati.com.

Arme FAZler! Waren sie eventuell ganz an der falschen Stelle im Internetz unterwegs auf der Suche nach Weblogs! Statt bei Technorati.com, der Weblog-Suchmaschine, könnten sie bei der seltsamen Website Technocrati.com gelandet sein. Und vielleicht haben die FAZ-Jour*hatschi*nalisten sogar noch in ernstem Rechercheeifer die bei dieser seltsamen Webseite namens Technocrati.com abgebildeten Pillen an sich persönlich getestet und geschluckt. Die Pillen scheinen keine gute Wirkung gehabt zu haben.

Hier ein Screenshot aus der Bildergalerie zum FAZ-Artikel mit der abgebildeten Website von Technocrati.com:

Screenshot aus der FAZ-Galerie mit Abbildung der Website Technocrati.com

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Donnerstag, 25. Januar 2007

Einfache Unternehmensberater-Konzepte in Sozialarbeit können tödlich sein

Normalerweise vermeide ich Weblog-Einträge, die nur eine Leseempfehlung für einen Online-Artikel zum Inhalt haben. Dazu ist mein Del.icio.us-Archiv da. Wer auf der Suche nach interessanten Artikeln ist, wird da fündig.

Weblog-Einträge hier sollen immer eigenen, zusätzlichen Senf von mir enthalten.

Aber das Eingangsstatement des Zeugen Teerstegen (heute Oberregierungsrat, damals Mitarbeiter im Sozialressort der Stadt Bremen) vor dem Bremer Untersuchungsausschuss zum Tod von Kevin ist so aussagekräftig, so bemerkenswert und so erhellend, dass ich es nicht einfach nur in meinem Del.icio.us-Archiv verlinken wollte: Sozialarbeit à la Roland Berger (NachDenkSeiten.de)

Teerstegen dekonstruiert dort die ganze furchtbare Denkweise von Unternehmensberatern, wenn diese auf soziale Einrichtungen übertragen wird. Ziel bei dieser Denkweise ist immer das Geldsparen durch effizientere Strukturen. Damit das in Bremen bei der Neustrukturierung der sozialen Aufgaben der Stadt nicht allzu offensichtlich wurde, hat man noch umstrittene, einseitige psychologische Theorien dem Mix als Rechtfertigung hinzugefügt. Insgesamt entstand so eine Organisationsstruktur, die einer schablonenhaften Theorie entsprach, aber eben nicht den Anforderungen der Realität. Die Folge: Überarbeitete Mitarbeiter, Sozialarbeit unter dem Diktum des Sparens und schließlich der Tod von Kevin.

Man kann nur hoffen, dass die Erfahrungen in Bremen zum Anlass werden, ähnlich falsche Neuausrichtungen sozialer Behördenarbeit in Deutschland zu revidieren. Dazu bräuchte es aber ein gänzlich anderes Denken in Deutschland. Weg von einem Denken, dass der Staat sich heraushalten solle, dass nur billige Sozialarbeit gute Sozialarbeit sei und dass die Konzepte von Unternehmensberatern für die verschiedensten Aufgabenfelder bedingungslos und immer fruchtbar und sinnvoll seien.

Da aber einfache Antworten sexy sind und die komplexe Realität meist verwirrend und verstörend ist und da die deutschen Medien vor allem einfache Antworten und einfache Realitäten lieben (sie erleichtern die unbeliebte und zu teure Recherche), werden die Wahrheiten von Teerstegen kaum Gehör finden.

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Das iPhone ist doch ganz toll

(Via Tipp von "Joe") Gut, ich gebe es zu. Ich habe mich geirrt. Das iPhone ist doch ein absolut elephantastisch-herausragendes, Geschichte schreibendes Telefon. Dieses Youtube-Video beweist es.

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Mittwoch, 24. Januar 2007

State of the Union - oder wie man politische Macht erfahrbar und darstellbar macht

CNN-StudioWarum wird in den USA eine Regierungserklärung des Präsidenten mit solch einem Brimborium inszeniert? Alle wissen doch mehr oder weniger schon, was Bush sagen wird. Außerdem ist der Präsident derzeit weniger mächtig als sonst, da der demokratisch bestimmte Kongress ihn erheblich in seiner Macht beschneidet. Und hey, es ist doch nur eine Regierungserklärung! Aber in den USA ist es das TV-Ereignis schlechthin. Die Reporter strahlen echte Aufregung aus. Es gibt Live-Berichterstattung, einen Kameraschwenkarm im Capitol Hill, mit Mikrofonen ausgestattete Politiker, um direkt aus dem Capitol Hill vom TV-Studio aus zu ihnen hinschalten zu können, aufgestylte Politiker, eine strenge Zeremonie, einen riesigen Info-Touchscreen-Tisch im CNN-Studio und natürlich einen Countdown, der im Fernsehstudio runterzählt bis der Präsident im Capitol Hill eintrifft.

Hollywood-mäßige Politik-Inszenierung. Aber warum nicht, wenn dadurch Politik für einige interessanter wird? Und Menschen brauchen solche Inszenierungen, damit so etwas Abstraktes wie Politik und Gewaltenteilung irgendwie einmal mit den Sinnen etwas greifbarer und erfahrbarer wird.

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Dienstag, 23. Januar 2007

Kurt Beck: Stoiber hat Kurnaz gefoltert - oder so ähnlich

Die Verteidigungsversuche der SPD wirken peinlich. Kurt Beck behauptet nun gar, dass die Vorwürfe gegen Steinmeier von der CSU missbraucht (gar gesteuert?) würden, um von ihren eigenen Problemen abzulenken: Kurnaz-Debatte soll von CSU-Querelen ablenken (Juraforum.de)

Als ob die CSU das nötig hätte, nachdem sie dazu doch bereits den Sturm Kyrill engagiert hatte. Soviel Geld hat die CSU ja nun auch nicht, dass sie jetzt auch noch zum Beispiel den CIA-Sonderausschuss des EU-Parlamentes bestechen könnte, damit dieser mit seinen indirekten Vorwürfen (Tagesschau.de: EU-Ausschuss: Berlin lehnte Freilassung ab) gegen Steinmeier genau jetzt, wo die CSU ihre "bislang schwerste Krise" durchsteht, an die Öffentlichkeit tritt, um vom Stoiber-Chaos der CSU abzulenken.

Aber versuchen kann man es ja mal, dachte sich Kurt Beck womöglich. Bei der heutigen Beklopptheit der deutschen Medien könnte diese Strategie von Beck sogar aufgehen. Genau wie die durchsichtige Strategie des SPD-Obmann im BND-Untersuchungsausschuss, Thomas Oppermann, der behauptet, dass es angeblich im Jahre 2002 ja gar kein offizielles XY-Dokument der US-Regierung gab, in dem hochoffiziell die Überstellung von Kurnaz nach Deutschland angeboten wurde. Was ist mit weniger hochoffiziellen Angeboten? Was ist mit Angeboten 2003 oder 2004 und so weiter?

Die Anzeichen, dass die US-Regierung - ob per hochoffiziellem Regierungsangebot oder nicht - Kurnaz nach Deutschland ausliefern wollte, scheinen jedoch leider unleugbar zu sein (siehe dazu die Links in meinem früheren Weblog-Eintrag "Vertrauenswürdige Regierung und Behörden? Vorsicht!"). Ganz zu schweigen davon, dass die Bundesregierung auch ohne Angebot der US-Regierung spätestens ab 2003, als die Unschuld und Ungefährlichkeit von Kurnaz offensichtlich war, hätte aktiv sich um eine Freilassung von Kurnaz bemühen müssen!

Auch die Tatsache, dass Steinmeier nicht längst mit wirklich ausführlichen und einleuchtenden Erklärungen vor die Presse getreten ist, deutet meiner Ansicht nach darauf hin, dass hier hinter den Kulissen komplizierte Verteidigungsstrategien ersonnen werden. Es gibt ja ganz konkrete Vorwürfe zum Beispiel von Seiten der Süddeutschen Zeitung. Dazu könnte Steinmeier ja Stellung nehmen und sich dazu erklären. Einfaches, pauschales Verneinen und ein Warten bis in den März, um dann eventuell vor dem BND-Untersuchungsausschuss auszusagen, riecht extrem nach Verschleierungstaktik. So fordert denn auch ein anderer sozialdemokratischer Obmann, dieses Mal vom oben erwähnten EU-CIA-Sonderausschuss, Wolfgang Kreissl-Dörfler, Steinmeier auf, sofort vor die Presse zu treten und zu erklären, was los war. "Die Wahrheit kann man immer sagen", so Kreissl-Dörfler.

Wie sagt man in der Blogosphäre: Schnappen wir uns eine Tüte Popcorn, lehnen uns zurück und gucken wir mal, wie die Medien mit den Nebelkerzen der SPD umgehen, wer sich täuschen lässt und wer nicht locker lässt.

Wenn das ganze am Ende jedoch darauf hinausläuft, dass dem Kanzleramt im Untersuchungsausschuss nicht absolut juristisch einwandfrei nachgewiesen werden kann, dass es in entscheidendem Maße verantwortlich war für das Schicksal von Kurnaz und dass es deswegen, nur wegen nicht absolut eindeutiger Verantwortung im juristischen Sinne, anschließend keinerlei personelle Konsequenzen gibt, wissen wir als Bürger endgültig, dass politische Verantwortung nicht mehr existiert. Zumindest nicht mehr in Deutschland.

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Achtung, sie betreten gerade die Bühne des Mobs

Ein gewisser Rudolf Maresch rümpft in einem Artikel bei Telepolis (Die Bühnen des Mobs und der Wichtigtuer) seine Nase über Weblogs: Weblogs seien vor allem Bühne des Mobs und Bühne von Wichtigtuern, sie würden für Dilettantentum stehen, seien unzuverlässig hinsichtlich ihres Wahrheitsgehaltes, frei von jeder Verantwortung, weil oft anonym geführt und insgesamt kein wertvoller Beitrag für die demokratische Diskussionskultur.

'tschuldigung, lieber Herr Maresch, ich höre auch morgen mit dem Bloggen auf, versprochen.

Dann müssen Sie, Herr Maresch, aber im Gegenzug etwas mehr schreiben und veröffentlichen, denn ihre Texte sind so wertvoll und irgendwie muss ich meine frei werdende Zeit ja füllen, das will ich dann auch gerne tun, indem ich nur noch ihre Texte lesen.

Den Weltenherrscher erinnert der erhobene Zeigefinger des Aufseher Maresch übrigens an seine Kindergartenzeit. Deshalb hier der Link (anders als beim obigen Link zu Maresch ohne "nofollow") zu einem wundervollen Stück vom Weltenherrscher, auch wenn es traurigerweise auf dieser "Bühne des Mobs", also im Weblog vom Weltenherrscher, uraufgeführt wird: Gelöbnis.

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Neue 3D-Community-Spiele-Erlebniswelt! Suchtgefahr!

(Via 27B Stroke 6) Second Life ist sowas von 2006. Das nächste große Ding heißt First Life!

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Vertrauenswürdige Regierung und Behörden? Vorsicht!

Bei all diesem Überwachungskram, all diesen neuen, löchrigen Gesetzen, die den Behörden mehr Befugnisse geben und dem Bürger weniger Einflussmöglichkeiten und weniger Schutz vor Zugriff der Behörden lassen... kommt ja immer wieder bei dummen Mitbürgern der Gedanke auf: "Ja und? Ich vertraue meiner Regierung! Ich vertraue den deutschen Behörden! Ich bin ein guter Bürger! Mir wollen die nichts!"

Irrtum, lieber Mitbürger. Regierung und Behörden sind auch nur Menschen. Die machen Fehler. Und die haben anschließend beispielsweise Angst, dass ihre Fehler auffliegen und vertuschen ihre Fehler, wodurch häufig noch größeres Unrecht entsteht. Für die Behörden ist der einzelne Bürger dabei im Zweifelsfall nur ein kleines, unbedeutendes Nichts.

Anschauliches Beispiel momentan: Der Fall Kurnaz.

Aus einem Kommentar von Peter Blechschmidt bei Süddeutsche.de (Heuchler im Kanzleramt):

Kurnaz war in Guantanamo Häftling Nummer 061. In den Mühlen der deutschen Bürokratie war er nur eine kleine Nummer, ein Vorgang, noch dazu einer, der störte. Dass ihm offensichtlich Unrecht geschah, dass er unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten und gefoltert wurde - all das war bis hinauf in die Spitze des Kanzleramtes bekannt. (Quelle)


Misstrauen gegenüber der Regierung ist nicht krankhaft, wie viele dämliche Deutsche meinen, sondern ist Essenz der Demokratie. Wenn dies jetzt endlich mehr Deutsche kapieren und weg kommen von ihrer infantilen Obrigkeitshörigkeit, die Deutschland im letzten Jahrhundert bereits so viel Leid gebracht hat, hätte das Leiden von Kurnaz noch einen Sinn gehabt.

Weitere Informationen über die Verstrickungen von Bundesinnenministerium, Kanzleramt, Bremer Behörden und Bundesnachrichtendienst nur allein beim Fall Kurnaz:
  • Mit aller Macht (Süddeutsche.de): Kanzleramt und Innenministerium versuchten noch im Jahr 2005, die Heimkehr nach Deutschland zu verhindern.
  • Falsche Vorwürfe, peinliche Verwechslungen (Süddeutsche.de): Deutsche Behörden waren seit 2002 selbst überzeugt davon, dass der Türke aus Bremen ein harmloser Pechvogel war. Das seinerzeit von Frank-Walter Steinmeier geführte Kanzleramt aber behandelte Kurnaz jahrelang wie einen Staatsfeind.
  • "Alles versucht, die Rückkehr zu verhindern" (Süddeutsche.de): Spätestens seit 2003 war bekannt, dass die Gefangenen in Guantanamo - unter ihnen auch Kurnaz - misshandelt wurden. Warum versuchte die Bundesregierung, obwohl sie dies wusste, noch im Herbst 2005 alles, um Kurnaz von Deutschland fernzuhalten?
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Montag, 22. Januar 2007

Seehofer ist manchen deutschen Medien unbekannt

Manchmal offenbaren kleine Fehler einen tiefen Abgrund. Zum Beispiel, wenn mehrere deutsche Medien (ZDF, BILD-"Zeitung" und meines Wissens nach auch N24) nicht in der Lage sind, korrekt zu berichten, welches Amt Horst Seehofer eigentlich momentan innehat:

Sixtus.net: Wandelminister.

Wenn die das nicht einmal hinbekommen, was dann noch alles nicht?

Ich sagte es ja schon: Lieber noch 9live gucken als ZDF.

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Lobbyisten sind auch nur Schauspieler

LobbyControl hat an einer Tagung "über Zustand und Zukunft von Lobbyismus und Politikberatung" teilgenommen und berichtet drüber: Wer dreht am Rad der Politik?

Über die Tagung der Berlin Media Professional School, der Freien Universität Berlin und des Deutschlandradios Kultur berichtet auch Deutschlandradio Kultur auszugsweise mittels MP3-Datei im Audio-On-Demand-Angebot bei Dradio.de.

Die Zusammenfassung bei LobbyControl ist äußerst lesenswert, denn sie enthüllt in aller Kürze das Denken und Selbstverständnis der Lobbyisten hierzulande: Dass man nämlich nur Gutes tue und der Regierung ganz frei von Eigeninteressen beim Regieren helfen wolle. Fast könnte man meinen, die Lobbyisten glauben selbst an diese Mär, wenn man zum Beispiel Richard Gaul, Leiter Konzernkommunikation und Politik bei BMW, reden hört, dass das Sprichwort "wes Brot ich ess, des Lied ich sing" einfach nicht stimme. Gaul wollte mit diesem extrem "überzeugenden" Einwand dem Vertreter der "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM) zur Seite springen und die INSM gegenüber dem Vorwurf verteidigen, dass die INSM wegen ihrer Finanzierung durch die Metallarbeitgeber von eben diesen Metallarbeitgebern in irgendeiner Form abhängig sei. Keineswegs werde die INSM also durch ihre Geldgeber in irgendeiner Weise beeinflusst bei ihrer verdeckten Lobbyarbeit gegenüber Gesellschaft und Medien... Absurder geht es wirklich nicht.

Mein Fazit aus den weiteren spannenden Schilderungen bei LobbyControl: Lobbyisten sind vor allem bewundernswerte Schauspieler und gehören wegen ihrer suggestiven Überzeugungskraft, die sich auch durch noch so klare Argumente der Gegenseite nicht aus der Ruhe bringen lässt, eher auf die Bühne als in die Nähe unserer armen, unmündigen Politiker.

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9live oder ZDF? Welchen Medienschrott hätten Sie denn gerne?

Sie: "Schatz? Was soll ich heute Abend anziehen? Was Dezentes oder das kleine, scharfe Schwarze?"

Er: "Das Schwarze!"

Sie: "Ok!"

Bitte schön. Hier das kleine, scharfe Schwarze in Form des bisher knappsten Weblog-Eintrages hier:

Lieber 9Live gucken als ZDF.

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Sonntag, 21. Januar 2007

Exxon Mobil zog die Fäden hinter der Skepsis am menschengemachten Klimawandel

(Via NachDenkSeiten.de) Die Financial Times Deutschland berichtet detailliert über die groß angelegte und langfristig und strategisch geplante Desinformationskampagne von Exxon Mobil, um den menschengemachten Einfluss beim derzeitigen Klimawandel in Frage zu stellen: Wie Exxon die Welt verdunkelt.

"Die entsprechenden Erkenntnisse [über den menschengemachten Einfluss auf den Klimawandel; Anmerkg. von mir] basieren auf Jahrzehnten von Forschungsarbeit und Tausenden von Studien", so der Potsdamer Klimaforscher Stefan Rahmstorf, "es ist praktisch undenkbar, dass sie durch einige neue Resultate auf einmal umgestoßen werden könnten." Woher kommt also der Widerwillen, mit der US-Medien, die Öffentlichkeit und die Politik diesen Ergebnissen begegnen?
Die "Union of Concerned Scientists" (UCS), ein renommierter Wissenschaftsverband mit 200.000 Mitgliedern in den USA, hat darauf eine einfache Antwort: Exxon Mobil. (Quelle)


Teilweise mit den gleichen PR-Leuten, die zuvor auch schon versucht hatten, der Öffentlichkeit einzureden, dass Rauchen gesund sei, streute Exxon Mobil durch selbst gegründete pseudo-wissenschaftliche Institute den Zweifel an den Ergebnissen der seriösen Wissenschaftler.

Jede dieser Organisationen publizierte und bewarb massiv die "Studien" der immer gleichen - relativ kleinen - Gruppe von Klimawandelskeptikern: Sallie Balunias, Robert Balling, Patrick Michaelis, John Christy, Ross McKitrick, Frederick Seitz und Willie Soon. (Quelle)


Es ist richtig spaßig, diese Namen mal in Suchmaschinen zu werfen und mit den Namen reichweitenstarker Medien zu verknüpfen und schon sieht man, welchen Einfluss diese kleine Schar von zweifelhaften Wissenschaftlern hatte. Recherche ist eben nicht so das Ding von vielen Journalisten.

Schön wäre es ja, wenn man ab jetzt zumindest die Art und Weise des Vorgehens von Exxon Mobil in jeder Journalisten-Schulklitsche als warnendes Beispiel mit in den Lehrplan aufnehmen würde, denn das Vorgehen von Exxon Mobil zeigt exemplarisch, wie man mit viel Geld jede Wahrheit unters Volk bringen kann. Wer als Journalist nicht kleines Rädchen im Spiel der Großen sein möchte, sollte sich das genau ansehen und versuchen daraus zu lernen, um in seinen eigenen kleinen Artikeln nicht auch noch die Arbeit von PR-Leuten zu unterstützen, die sich für ihre Lügen von den Großen der Welt zuscheißen lassen mit Geld.

Update: Auch LobbyControl berichtete schon kurz über die neuen Erkenntnisse der "Union of Concerned Scientists" über das erst nach und nach deutlich werdende immense Ausmaß des Lobbyeinflusses von Exxon Mobil: Exxon Mobil auf den Spuren von Big Tobacco

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