Fuck you, Google Analytics!
Google hat offenbar still und heimlich bei allen Weblogs, die bei Blogspot (Blogspot/Blogger.com gehört zu Google) gehostet werden, den Tracking-Dienst "Google Analytics" aktiviert, wie ich gerade feststelle. Jeder Internetsurfer, der zum Beispiel die Firefox-Erweiterung "NoScript" installiert hat, kann dies selbst überprüfen. Er wird beim NoScript-Button sehen, dass jetzt hier im Weblog auch Google-Analytics im Hintergrund als Skript läuft (oder versucht zu laufen, sofern man Google-Analytics mittels NoScript blockiert, was ratsam ist).
Bislang konnten Blogger bei Googles Blogservice Blogspot/Blogger.com selbst entscheiden, ob sie Google-Analytics in ihrem Weblog aktivieren wollten. Ich hatte immer die Finger von Google-Analytics gelassen und seit längerer Zeit auch kein anderes Statistik-Skript anderer Anbieter mehr hier im Weblog eingebunden. Ganz bewusst aus Datenschutzgründen, zum Schutz meiner Weblog-Leser. Zwar war mir klar, dass Blogspot/Blogger.com wohl auf ihren Servern die IP-Adressen der vielen Weblog-Leser der bei Blogspot/Blogger.com gehosteten Weblogs speichern und auswerten würden. Aber der Einsatz von Google-Analytics ist noch einmal eine weit schlimmere Datenschutzverletzung. Denn bei Google-Analytics ist die Schnüffelei noch einmal ein paar Nummern größer als wenn "nur" bei Blogspot/Blogger.com IP-Adressen und andere Daten der Weblogleser gesammelt und ausgewertet werden. Denn Google-Analytics gleicht die Daten von Internetsurfern über viele ganz unterschiedlichste Websites weltweit ab und erzeugt so einen viel größeren Überwachungsraum, der den Datenschutz der Internetsurfer meiner Meinung nach immens gefährdert.
Wie gesagt: Ich hatte das Angebot von Google, in dem Weblog hier Google-Analytics zu aktivieren, nie angenommen. Hier ein Screenshot (draufklicken für größere Ansicht), gerade aufgenommen, bei dem man sieht, dass bei meinem Google-Account "solon.ebrief (at) gmail.com", unter dem ich auch dieses Weblog hier betreibe, Google-Analytics weiterhin offiziell deaktiviert ist (ich mich also erst für den Service noch registrieren müsste, ein SignUp durchführen müsste):
Google-Analytics ist trotzdem aktiv geschaltet im Weblog, obwohl ich es nicht aktiviert habe und auch nicht auf die von Google-Analyctis erzeugten Weblog-Statistiken zugreifen kann. Es kann schon einige Wochen lang aktiv sein.
Da fragt man sich: Warum aktiviert Google dieses Google-Analytics-Statistik-Skript, wenn der Nutzer, also ich als Weblog-"Besitzer" gar nicht zugreifen kann auf die tollen Statistiken, die Google-Analytics angeblich bieten soll.
Dass Google trotzdem Google-Analytics aktiv geschaltet hat, obwohl ich als Weblog-"Besitzer" es gar nicht aktiviert habe und auch keinen Zugang zu den von Google-Analytics erzeugten Statistiken habe, zeigt, dass es Google mit Google-Analytics mitnichten darum geht, Website-Betreibern oder Weblog-Besitzern völlig selbstlos (man ist ja als Google.com angeblich "der Gute") ein tolles Analyse-Tool kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Google-Analytics ist vielmehr eine Art Trojanisches Pferd. Jeder Website-Betreiber, der Google-Analytics einsetzt, setzt damit seine Website-Besucher einem hohen Datenmissbrauchs-Risiko aus. Google war mit dem Anpreisen von Google-Analytics bei Website-Betreibern weltweit äußerst erfolgreich. So läuft Google-Analytics nun auf Millionen von unterschiedlichsten Websites weltweit. Google-Analytics speichert dabei zentral bei Google millionenfach und dauerhaft die Zugriffe der Website-Besucher unterschiedlichster Websites weltweit und kann so Internetsurfer über viele Webseiten (und falls der Internetsurfer nicht die Cookies im Browser löscht) auch über mehrere Tage oder Monate oder gar Jahre verfolgen.
Wegen dieser Praxis wird Google-Deutschland just gerade vom schleswig-holsteinischen Datenschützer Thilo Weichert kritisch befragt, wie Heise.de berichtet.
Es ist extrem entlarvend für Google, dass Google nun Google-Analytics heimlich, still und leise einfach auf den Weblogs bei Blogspot/Blogger.com aktiviert hat. Ohne die Weblog-Besitzer darüber zu informieren. Ohne dass die Weblog-Besitzer davon irgendeinen Vorteil hätten, denn auf die Statistiken, die Google-Analytics erzeugt, haben die Weblog-Besitzer - so sie sich nicht nachträglich doch noch bei Google-Analytics anmelden - ja keinen Zugriff.
Warum also hat Google Google-Analytics aktiviert hier bei den Weblogs von Blogspot/Blogger.com, wenn der Blogbesitzer davon doch gar keinen Vorteil hat? Weil Google Werbung in den Blogs einblendet und so mit Google-Analytics erfasst, wieviele Leute auf die Werbebanner in den bei Blogspot/Blogger.com gehosteten Blogs klicken? Nein. Das kann es nicht sein, denn in meinem Weblog habe ich keine von Google gehostete Werbung (Adsense) oder ähnliche Banner.
Fazit: Es geht Google mit Google-Analytics offensichtlich ganz gezielt und vor allem um die Erstellung von übergreifenden Surfprofilen der Internetsurfer, um das Ausforschen von Surfgewohnheiten, um den gläsernen Surfer. Eine anderer Erklärung fällt mir nicht ein.
Bislang konnte ich die Nutzung von Blogspot.com/Blogger.com noch mit meinem Gewissen vereinbaren, weil ich hier alle Skripte als Weblog-Besitzer abschalten konnte (bis auf zwei Skripte, die jedoch nur der Anzeige, dem Layout der Archiv-Links dienten), weil keine Werbebanner eingeblendet wurden (die auch als Datensammelmaschine missbraucht werden können) und weil Besucher beispielsweise ohne aktiviertes Javascript (und somit mit aktiviertem Tor-Proxy) kommentieren konnten und die Anti-Spam-Funktion (die "Captchas") von Google bislang erfolgreich Spam draußen hielt, ohne dass ich jeden Kommentar erst manuell freischalten musste. Jetzt jedoch, mit diesem heimlichen Aktivieren der Google-Analytics-Funktion durch Google, hört für mich der Spaß auf.
Ich und meine Blogs ziehen um zu einem anderen Bloghoster. Wohin, schreibe ich noch später im nächsten (und letzten) Weblog-Eintrag, sobald ich ein neues virtuelles Zuhause gefunden habe.
Meine Weblogs bei Google bleiben jedoch mit allen Einträgen online, aber ich werde sie nicht mehr weiter aktualisieren.
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8 Kommentar(e):
Was machen die bei Google eigentlich um nicht an einem qualvollen Dauerorgasmus zu sterben?
Vielleicht 'ne Linie ziehen? Geld genug haben sie ja.
Nimm doch die Gelegenheit wahr und hoste dein Blog auf einer eigenen Domain, wenn du ein paar Euro im Monat übrig hast. Die Bloghoster werden nicht besser.
@Flatter: Genau das überlege ich gerade. Die Frage ist: Wenn man nicht wirklich selbst die Hardware in ein Rechenzentrum schleppt, dort die Server-Software selbst aufsetzt und das ganze System anschließend gegen unbefugten Zutritt selbst sichert, wie sicher kann man ansonsten sein, dass zum Beispiel ein Hoster, der Shared Hosting anbietet und sagt, er protokolliere keine IPs, die IPs nicht doch protokolliert? Selbst bei einem dezidierten Server müsste man sich als Kunde auf die Zusage des Hosters verlassen, dass dieser keine IPs protokolliert. Denn der Datenverkehr wird ja ansonsten immer protokolliert - schon wegen der Abrechnung des Datenvolumens. Die Nicht-Speicherung von IP-Adressen erfordert also eine besondere Anstrengung auf Seiten des Hosters.
Was bekomme ich also an Mehrwert, sprich an abgesicherter Privatsphäre für meine Blog-Leser für welchen Preis und mit welcher Garantie? Lohnt es sich, nur auf das Wort eines Hosters hin, dass er keine IPs sammelt, eine eigene Domain zu nutzen? Welchen Vertrauensvorschuss soll ich solch einem Hoster geben im Vergleich zu einem Bloghoster, der genau das gleiche verspricht, also IP-Adresse nicht aufzubewahren oder weiter zu verkaufen?
Eine Alternative zur eigenen Domain scheint mir somit noch Blogger.de zu sein. Dort müsste ich mich auch auf das Wort des Betreibers verlassen, dass er keine IP-Adressen an kommerzielle IP-Sammler rausgibt. Problematisch ist da nur ein bei Blogger in den Blogs eingeblendetes Werbebanner. Dieses scheint aber nicht auf allen dort gehosteten Blogs aufzutauchen. Ich muss mich mal erkundigen, ob man das entfernen lassen kann, wenn man für den eigentlich kostenlosen Blogger.de-Dienst eine Spende rüberwachsen lässt... Denen würde ich jedenfalls lieber Geld geben als irgendeinem "gesichtslosen" Null-Acht-Fuffzig-Hoster. ;-)
Ja ne, is klar, und dann Googlemail verwenden, falls man Dich kontaktieren will. Du bist aber so richtig schön inkonsequent.
@Daniel W.: Inkonsequent in welcher Weise? Weil ich Dienste von Google nutze? Ich nutze sogar noch weitere Dienste von Google. Nicht nur Google-Mail und Blogspot.com, sondern zum Beispiel auch die Google-Suche.
Inkonsequent, weil derjenige, der mich per Mail erreichen will, seine E-mail-Absender-Adresse Google bekannt machen muss? Dieses Problem gibt es auch bei jedem anderen Mailprovider. Ob andere Massenmailer vertrauenswürdiger sind als Google kann ich nicht beurteilen, aber ich bezweifle es. Und auch Postfächer unter eigener Domain sind ja meistens fremdgehostet bei irgendeinem Hosting-Provider. Kaum jemand wird einen eigenen Mailserver auf seinem Rechner zu Hause laufen haben. Die eigene Absender-Adresse wird so immer Dritten bekannt, es sei denn man verwendet einen anonymen Remailer.
Inkonsequent, weil Google eventuell Inhalte der Mail mitlesen kann? Deswegen verweise ich oben rechts in der Navigationsleiste bei der Angabe meiner E-mail-Adresse auf die Notwendigkeit, mir verschlüsselte Mails zu verschicken und verlinke auf meinen Public-Key.
Und schließlich: Eine Mail zu verschicken ist etwas völlig anderes, als als Leser ein Weblog aufzurufen in seinem Browser. Wer keine Mail an eine Google-Adresse verschicken will, hat jederzeit die Gelegenheit, dies schlicht und einfach nicht zu tun. Wer jedoch ein Weblog oder sonst irgendeine Website aufruft, auf dem Google-Analytics läuft, der bemerkt dies erst, wenn es schon zu spät ist und er das Weblog/Website bereits aufgerufen hat.
Man kann Google insgesamt boykottieren, weil Google Google-Analytics einsetzt. Aber man muss es nicht. Ich finde es ziemlich kindisch, jemanden gleich als "inkonsequent" zu bezeichnen, wenn jemand zwar bestimmte Methoden von Google kritisiert und dennoch Google-Dienste nutzt. Unterschiedliche Dienste bringen unterschiedliche Risiken mit sich. Ich hoffe, dass ich das mit diesem Kommentar etwas klarer machen konnte.
Ansonsten gäbe es noch eine Möglichkeit mit mir zu kommunizieren ohne meine Google-Mail-Adresse zu verwenden: Hier in den Kommentaren. Wer will kann ja auch seine Kommentare mit meinem obigen Public-Key verschlüsseln, damit nur ich sie lesen kann.
"Inkonsequenz" hin oder her: Danke für den deutlichen Hinweis, der für mich nicht völlig folgenlos blieb. Natürlich ist meine Geste eher symbolisch...
Wer genervt ist das Google’s Neugier so Grenzenlos ist.. bekommt hier ein Tool womit man selbst bestimmt was Google darf und was nicht..
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