Montag, 29. Januar 2007

Süddeutsche.de: Wenn Menschen kopieren, sind sie böse

(Via Indiskretion Ehrensache) Ich möchte hier eine kleine Warnung aussprechen: Lieber Leser, hüten Sie sich vor manchen Artikeln bei Süddeutsche.de. Es gibt dort Artikel, die zwar nicht direkt kriminell (aber fast) sind, die jedoch extrem fahrlässig mit der Wahrheit umgehen.

So wie dieser hier: Kopiermaschine Internet

Der Artikel stellt Tauschbörsen als einen Ort dar, wo im Internet nur illegale Dateien getauscht werden. Auch die Software Bittorrent wird in diese Ecke geschoben. So als ob bei der Diskussion über die vermeintliche Schuld von vermeintlichen "Killerspielen" an Amokläufen plötzlich Journalisten von Süddeutsche.de schreiben würden, dass Computerspiele nur dazu da seien, Jugendliche für Amokläufe zu trainieren.

Tauschbörsen sind jedoch wie Computerspiele an und für sich schlicht und einfach erst einmal nur neutrale Dinge. Man kann sie zum Guten und zum Schlechten einsetzen. Dieser entscheidende Hinweis fehlt in dem oben verlinkten Artikel leider. Die Folgen lassen sich ausmalen: Der Artikel wird Leute unterstützen, die Tauschbörsen und damit auch wieder ein Stück der Meinungsfreiheit insgesamt verbieten möchten.

Es ist eben das alte Lied mit vielen Jour*hatschi*nalisten ('tschuldigung, muss tatsächlich eine beginnende Allergie bei mir sein) in Deutschland: Da macht jemand was Schlimmes im Internet oder da nutzen schlimme Leute das Internet (wahlweise Terroristen oder jugendliche Amokläufer oder Kinderschänder) und die einzige Schlussfolgerung, die diesen Geistesgrößen unseres Landes einfällt: Das Internet ist böse.

Teppichmesser (Stichwort: 11. September, Tatwaffe der Flugzeugentführer von El Kaida...) sind bekanntlich auch ganz böse und wurden direkt in der Hölle erfunden.

Den oben (natürlich per "nofollow") verlinkten Artikel muss man sich aufheben als erneutes Beispiel für eine der beunruhigendsten und zugleich irgendwie faszinierendsten Eigenschaften des Menschen: Seine immer wiederkehrende Ignoranz technischen Neuerungen gegenüber.

Bei vielen deutschen Journalisten wird diese Obsession, dieser Hass gegen das Internet, jedoch langsam psychopathologisch, habe ich den Eindruck. Denn so neu ist das Ding namens Internet ja nun auch nicht mehr. Dumm nur, dass der Leser der Leidtragende ist, der sich von diesen Jour*hatschi*nalisten nun verarschen lassen muss.

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