Freitag, 9. November 2007

Vom GröFaZ zu den GröFahaZen

Ich hatte, ehrlich gesagt, zu keiner Zeit erwartet, dass uns Bundesinnenminister Schäuble in seiner Amtszeit mit rhetorischen Perlen beglücken würde. Die von ihm gerne gebrauchte "Brunnenvergiftung", oftmals gefolgt vom "argumentum ad verecundiam" (Nummer 30 von den von Schopenhauer verfassten Kunstgriffen einer dunklen Art der Rhetorik) bis hin zum immer wieder beliebten "Totschlagargument" ("Das ist eben so!") gehören leider zu den weniger angesehenen Stilmitteln der Redekunst. Wirken tun sie natürlich trotzdem beim einfachen Volk und den deutschen Medien.

Aber nun auch noch ein Nazi-Vergleich? Der Gipfel aller diskursiven Fehlgriffe? Aber nein, noch nicht einmal einen richtigen Nazi-Vergleich kriegt Schäuble hin! Auch hier wackelt alles und passt nichts richtig.

"Wir hatten den 'größten Feldherrn aller Zeiten', den GröFaZ, und jetzt kommt die größte Verfassungsbeschwerde aller Zeiten."


Soll Schäuble gesagt haben. Aber was, bitte schön, soll das denn jetzt heißen? Man hat das Adjektiv "größte" beim Wort "Feldherr" und beim Wort "Verfassungsbeschwerde". Und dieses eine gemeinsame Adjektiv verleitet Schäuble zu diesem Nazi-Vergleich?

Gut, ich verstehe schon. Er will seine politischen Gegner zum Widerspruch reizen, nur um am nächsten Tag dann - ätschi, bätschi! - genüßlich darlegen zu können, dass das aber doch gar kein Nazi-Vergleich war.

War es auch nicht. Das war schlicht nichts. Das war ein rhetorischer Furz, und dabei noch nicht einmal ein feuchter. Hitler vergleichen mit Leuten, die ihr Recht wahrnehmen, sich beim Bundesverfassungsgericht zu beschweren? Das ist so krude, so verdreht, so abartig, dass es Klong macht im Hirn, will man das verstehen. Also sollte man lieber nicht versuchen, da irgendeinen Sinn drin zu suchen, will man nicht riskieren seine Gehirnwindungen zu demolieren.

Könnte es sein, dass Schäubles argumentationsfreies Geschwätz gar nicht überzeugen soll, sondern eine neue, experimentelle Fahndungsmethode darstellt? So wie die Webseiten des BKA gar nicht informieren wollen, sondern als Schleppnetz zum Einfangen von Terrorinteressierten dienen? Sollen Schäubles Äußerungen vielleicht bewusst Widerspruch auslösen, damit so klarer wird, wo der Feind sitzt? Denn eines ist klar: Der Feind ist überall. Vor allem im Internet. Wer weiß, vielleicht werden einen Tag nach dem Auswerfen der Schäubleschen pseudo-rhetorischen Angelhaken die Fahnder des GTAZ ("Gemeinsames Terrorismus-Abwehr-Zentrum") aktiv und fangen an das Internet auf der Suche nach Webseiten zu durchkämmen, die auf Schäubles Auswürfe reagieren? Technorati.com und Google sind ihre "Netzwerk-Tools". Und damit fahren sie die Beute ein und erfassen, wer sich online aufregt über die Gedanken unseres obersten Beschützers. Würde Schäuble mit Argumenten kommen, dann bliebe das Netz leer. Denn je besser die Argumente, desto schwerer ja die Gegenrede und desto mehr Gefährder würden ihr Maul geschlossen halten im großen, weiten, elektronischen Info-Meer.

Folgt also alles einer einzigen, gut abgesprochenen Mission? Onlinedurchsuchung, Vorratsdatenspeicherung, Anti-Terror-Datei, Flugpassagierlisten, Videoüberwachung, biometrische Pässe und eben auch die seltsamen Reden unseres Doktor Schäuble... dient dies alles nur einem Ziel: der Indienststellung und Bemächtigung der größten Fahnder aller Zeiten, die es dank dieser neuen Ermittlungsmethoden bald geben wird in Deutschland?

Weil ich immer bemüht bin, mich verständlich auszudrücken und weil dazu gehört, sich auf die sprachliche Ebene des Gegenüber zu begeben, möchte ich nun in echt Schäublescher Manier meine Besorgnis wie folgt ausdrücken: Der "GröFaZ" war gestern. Die Zukunft jedoch könnte den GröFahaZen gehören!

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