Donnerstag, 29. November 2007

Bericht über Venezuela: Tagesschau liefert mal wieder unterirdische Qualität

Liebe Tagesschau,

hör doch endlich einmal auf mit deinem plumpen Manipulationsmist. Wir wollen informiert werden und nicht manipuliert werden. Wir sind nicht so bescheuert, wie du und deine Redakteure das offenbar meinen oder sich das vielleicht sogar wünschen.

Dieser Videostream, ein Bericht von Stefan Schaaf über die aktuelle Situation in Venezuela (original so mit Schreibfehler), ist entlarvend: Per Verfassungsreferendum will Chavez nächsten Sonntag seine Macht zu verewigen.

Wie immer sind es nicht offene Lügen, die das oben verlinkte Video zu einem Propaganda-Machwerk machen, sondern das, was weggelassen wird. Die Verzerrungen, die so bei der Schilderung der Situation in Venezuela entstehen, sind jedoch auch schon für den weniger Informierten erkennbar und so ist der Bericht ein für die Tagesschau peinliches Beispiel eines offenen Manipulationsversuchs.

Das Machwerk legt nahe, dass die Armen in Venezuela nur für Chávez sind, weil der sie quasi durch Sozialtaten besticht. Er legt nahe, dass die Verfassungsreform das Volk entmachten soll. Die wenigen wichtigen, durchaus existierenden kritischen Details und Kritikpunkte an der Verfassungsänderung werden jedoch nicht erwähnt. Es wird nicht erwähnt, dass die Verfassungsreform den direkten Einfluss des Volkes - zumindest dem propagierten Ziel der venezolanischen Regierung nach - stärken soll, weil es mehr Elemente der direkten Demokratie geben soll. Es wird nicht berichtet, dass die - im Vergleich zur Zahl der offen für die Verfassungsreform Demonstrierenden - wenigen Studenten bestimmter, elitärer Universitäten, die teilweise äußerst gewalttätig und brutal gegen die Verfassungsreform protestieren, zu einer reichen Oberschicht gehören. Der Bericht behauptet weiterhin, dass Chávez Beherrscher der TV-Frequenzen sei, was wohl ausdrücken soll, dass es keine oder kaum oppositionelle Medien gebe. Das ist jedoch falsch und ist eine Lüge, die gerne von genau diesen oppositionellen Medien über ihre mächtigen, internationalen Medienkonglomerate in alle Welt posaunt wird. Im Gegenteil, die oppositionellen Medien sind gut aufgestellt in Venezuela. Es wird nicht berichtet, dass die Opposition sich selbst entmachtet hat, indem sie die demokratischen Wahlen (so bestätigt auch von externen, internationalen Wahlbeobachtern) boykottiert hatte. Es wird behauptet, Chávez sei derjenige, der spalten würde und die Unruhen hervorrufen würde. Die langjährige Rolle der Opposition bei dieser Eskalation wird mit keinem Wort kritisch auch nur kurz erwähnt in dem Bericht. Und die Überschrift des Berichtes ("Per Verfassungsreferendum will Chavez nächsten Sonntag seine Macht [...] verewigen") entlarvt sich selbst als dumme Propaganda. Wenn Chávez also - wie beispielsweise ein Ex-Bundeskanzler Kohl - mehrmals wiedergewählt werden sollte, dann ist das "Macht verewigen"?

Was soll diese manipulative Berichterstattung? Man kann doch Chávez' Politik bestimmt auch kritisieren, ohne die Zuschauer zu manipulieren. Dazu müsste man sich natürlich Arbeit machen und recherchieren, statt einfach nur die Propaganda der oft hetzerischen Privat-Medien in Venezuela zu übernehmen.

Die Tagesschau-Redaktion demonstriert mit diesem Bericht, dass sie keinerlei Achtung hat vor ihren Zuschauern und Gebührenzahlern. Die klar sichtbaren Manipulationsversuche besagen schlicht: Zuschauer, ihr könnt uns mal am Arsch lecken, ihr seid uns sowas von egal.

Und genau deshalb rege ich mich auf. Was in Venezuela passiert oder nicht passiert, darauf haben wir Deutschen eh kaum einen Einfluss. Aber dass man sich derartige Berichte in der zwangsgebührenfinanzierten Tagesschau gefallen lassen muss, ist eine absolute Unverschämtheit.

Nachtrag: (Via Amerika21.de) Wer mehr über die Verfassung erfahren will: Bei der deutschen Botschaft Venezuelas gibt es die geplante Verfassungsreform auf Deutsch als PDF-Datei. Außerdem empfehlenswert ist ein Interview mit Harald Neuber von Amerika21.de bei Radio "ColoRadio Dresden", in dem herausgestellt wird, dass die Verfassung vor allem die demokratische Mitwirkung der Bevölkerung stärken will und die Kontrolle des Staates über die Wirtschaft wieder stärken will, die Ende der 80iger Jahre und Anfang der 90iger Jahre durch neoliberale "Reformen" eingeschränkt worden war.

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