Donnerstag, 22. November 2007

Gefährliche Sesamstraße: Augen zu bei Keksen und Griesgrämigkeit!

Diese Meldung "machte meinen Tag", wie man so auf eingedeutschtem Englisch sagt:

Nach Ansicht der US-Produzenten der «Sesamstraße» sollten Eltern ihren Kindern bei frühen Ausgaben der Kult-Sendung besser die Augen zuhalten. Vor allem dann, wenn Oskar und das Krümelmonster zu sehr pöbeln und krümeln. Deshalb sollen DVDs aus den frühen Zeiten mit einem Warnhinweis versehen werden, die besagen, dass die Shows für kleine Kinder nicht geeignet seien, teilte Produzentin Carol-Lynn Parente der «New York Times» mit. (Quelle: Netzeitung.de)


Oskar sei zu griesgrämig und das ständige Keksefressen vom Krümelmonster biete ernährungspädagogisch ein schlechtes Vorbild.

Das ist so lächerlich...

Dass die Sesamstraße (vor allem die in den 70iger Jahren in den USA produzierten Teile der Sesamstraße) durch die komischen und hintersinnigen Sketche mit Ernie, Bert, Kermit, Krümelmonster und Schlemihl das eigene Denken bei Kindern befördern, kann ich mir gut vorstellen.

Oskar aus der SesamstraßeOskar (im Original "Oscar the grouch") flog schon früh aus der Sesamstraße raus. Was ich als Kind damals sehr bedauerte. Seine Griesgrämigkeit empfand ich als enorm liebenswert und sie machte ihn einzigartig. Oskar hatte zu allem immer eine andere Meinung und nahm keine Rücksicht darauf, ob er damit eventuell aneckt. Oskar war somit einer der ersten Blogger. Diese Unabhängigkeit veredelte seine Person. Die Mülltonne nahm man nicht mehr wahr. Es kommt eben auf den Inhalt an, nicht auf das Äußere.

Als Kind ist man ja alles andere als unabhängig. Wesen, die einem vorleben, dass es möglich ist, unabhängig zu sein, faszinieren Kinder deshalb automatisch. Darauf beruht auch ein großer Teil des Erfolges der Geschichten von Astrid Lindgren. Die meisten ihrer Figuren zeichnen sich ja durch eine große Unabhängigkeit aus: Pippi Langstrumpfs übermenschliche Kräfte und ihre Fähigkeit, ohne Eltern leben zu können, Michel aus Lönneberga mit seinem Mut und seiner Gewitztheit, Karlsson auf dem Dach mit seiner Fähigkeit zu fliegen und seiner absoluten Störrigkeit.

Eigenständiges Denken hat immer etwas mit dem Überschreiten von Grenzen, mit Auflehnung und Nicht-Brav-Sein zu tun. Und das ist gut so. Und Kinder werden immer nach einem Weg suchen, einem Druck nach Anpassung auszuweichen. Bei Erwachsenen sieht das dann schon anders aus. Wie man an dem heutigen, oben dokumentierten, kriecherischen Verhalten der US-Produzenten der Sesamstraße erkennen kann.

Copyright-Hinweis: Urheber des obigen Fotos ist Ben Schumin. Das Bild unterliegt der "GNU Free Documentation License", Version 1.2 oder höher.

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