Mittwoch, 9. Januar 2008

Was sagt die Nichtbeachtung der eigenen und fremden Privatsphäre über einen Menschen aus?

Die Frankfurter Rundschau berichtet über Proteste einiger Nutzer der Online-Community-Plattform StudiVZ gegen die neuen AGB bei StudiVZ:

Seine Freunde bei der Studenten-Plattform StudiVZ zu finden, ist derzeit gar nicht so leicht. Gibt man links oben in das Feld "Leute finden" den Namen eines Kommilitonen ein, der Mitglied ist, kann es sein, dass keine Treffer angezeigt werden. Denn die Verunsicherung unter den Mitgliedern des StudiVZ ist groß. Viele haben ihre Nachnamen geschwärzt, nennen sich Aloe Vera oder Lore Ley, wollen auf ihren Profilseiten nicht mehr über sich verraten als unbedingt nötig.

Für ihre Verunsicherung haben vor allem die neuen Geschäftsbedingungen gesorgt, die am Mittwoch in Kraft treten. Sie erlauben den Betreibern des StudiVZ, Profile und Aktivitäten der Nutzer zu Werbezwecken auszuwerten. (Quelle: FR-Online.de)


Erfolgreiche Firmen, wirklich erfolgreiche Firmen - und nicht Firmen, die ihren wirtschaftlichen Erfolg durch Korruption oder durch die Ausbeutung von Mitarbeitern via Sklavenlohn erzielen - wissen um den Wert eines guten Arbeitsklimas. Ein gutes Arbeitsklima besagt, dass beispielsweise angstfrei gearbeitet werden kann, dass die Mitarbeiter gegenseitig Respekt voreinander haben und zeigen und so weiter. Diese Firmen wissen auch , dass beispielsweise Mobbing eine tödliche Infektion ist, die die Gesundheit, Arbeitsfähigkeit, Kreativität und Motivation ganzer Abteilungen vernichten kann.

Diesen Firmen ist logischerweise deswegen auch die soziale Kompetenz ihrer Mitarbeiter wichtig.

Und nun frage ich: Wer ist sozial kompetenter? Derjenige, der bei StudiVZ trotz der nun zu befürchtenden Werbeattacken und trotz der Gefahr des Missbrauchs seiner Daten vieles über sich, seine Person und sein Leben preis gibt? Oder nicht derjenige, der um die Wichtigkeit persönlicher Daten und um die Bedeutung der Privatsphäre weiß?

Sollte man nicht davon ausgehen, dass derjenige, der sich um seine eigene Privatsphäre sorgt, sich auch mit höherer Wahrscheinlichkeit um die Privatsphäre seiner Mitmenschen sorgt und auf sie achtet? Denn er zeigt ja durch sein Verhalten, dass er der Privatsphäre Bedeutung zuspricht. Zeigt dieses Wissen um die Bedeutung der Privatsphäre nicht indirekt auch, dass dieser Jemand vermutlich auch allgemein weiß, dass man im menschlichen Miteinander sorgsam miteinander umgehen muss? Dass jeder persönliche Grenzen hat, die man nicht verletzen sollte?

Das Beachten der eigenen und der fremden Privatsphäre heißt meiner Meinung nach, dass man versteht, dass man sich und das Gegenüber als Person ernst nimmt. Wer jedoch den Sinn des Schutzes der eigenen Privatsphäre nicht versteht, hat meiner Meinung nach ein heftiges Defizit bei seinen sozialen Fähigkeiten.

Wen sollte eine um das eigene Arbeitsklima, um das soziale Miteinander besorgte, oder auch schlicht beispielsweise um Betriebsgeheimnisse besorgte Firma also eher einstellen? Jemanden, der bei StudiVZ als Nutzer auf den Datenschutz augenscheinlich pfeift, oder jemanden, der dort und woanders möglichst viele seiner Daten zu verbergen weiß?

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