Dienstag, 28. November 2006

Investor Holtzbrinck nimmt StudiVZ in Schutz

Kurzes Vorwort: StudiVZ ist eine Art Einwohnermeldeamt für Studenten. Nur im Internet. Und geführt von einer kleinen Privatklitsche mit jugendlichem Personal statt einer ordentlichen Behörde. Angeschlossen an das Einwohnermeldeamt ist außerdem eine großflächige Gruschelwiese, wo die mit Adresse gemeldeten Studenten mehr oder weniger ungeschützt miteinander kommunizieren können. Seltsamerweise passiert es nun, dass auf dieser Gruschelwiese auch Daten ausgetauscht werden, die die Einwohner als geschützt und sicher ansahen.

In einem Interview mit Johnny Haeusler von Spreeblick.com erklärt Martin Weber, Geschäftsführer von Holtzbrinck Ventures, dem Geldgeber von StudiVZ, dass zur Zeit niemand StudiVZ wirklich kontrollieren könne:

1.000.000 Nutzern und 200.000 Gruppen lassen sich nicht einfach kontrollieren, auch nicht durch die Mitglieder selbst. (Quelle)
Tja, das sei nunmal so. Die Technik ist eben noch nicht ausgereift. Und Kritik sei immer leichter als Fehler zu beheben, so Martin Weber im Interview. Überhaupt sei dieses Rumkritisieren sehr schlimm, ja die Kritiker hätten sogar Mitschuld an den Fehlern von StudiVZ, so Martin Weber:
Die Gründer haben aus ihren Fehlern gelernt, sind jedoch gerade auch machmal ratlos, da all ihre Bemühungen, Dinge richtig zu machen, sofort wieder kaputtgeschrieben werden. (Quelle)
Mensch, was Blogger mit ihren Kritiken doch für eine Macht haben. Schreiben etwas in ihr Weblog und zack sind die Bemühungen von StudiVZ kaputt. Ich vermute, dass Martin Weber sich mit diesen erhellenden Äußerungen für den Titel Baron der Woche qualifiziert hat.

Also liebe StudiVZ-Nutzer: Der Geldgeber von StudiVZ sagt es euch in aller Deutlichkeit: Ihr macht gerade als Versuchspersonen mit bei einem großen Test. Ihr seid sozusagen Mitglied von Apollo 13. Auf dem Weg zum Mond, ohne Rückkehrgarantie. So ist das heute im Internet. Schutz und Verbraucherrechte waren einmal. Heute ist großes Datenschleudern angesagt. Man versuche zwar bei StudiVZ, was man könne, um die Datensicherheit zu verbessern, aber... siehe oben. Houston, die NASA-Zentrale während des Flugs von Apollo 13, hörte sich da doch etwas zuversichtlicher an als es darum ging, die drei Männer in der Mondkapsel wieder heil zur Erde zurückzubringen. Aber da gab es ja auch noch keine Blogger, die die Bemühungen der Bodenkontrolle sogleich wieder kaputtschrieben.

Die Jugend lebt und liebt halt die Gefahr. Wenn es schon keine Camel-Trophy mehr gibt und auch das Rauchen insgesamt out ist, dann muss halt Ersatz für das verlorene Risiko her. Willkommen also beim großen Abenteuer StudiVZ, wo heute niemand weiß, wo morgen deine Identität, deine Adressdaten, deine Vorlieben, deine Fotos, deine Freundeskontakte und deine geheimsten Wünsche landen werden! Inklusive möglichem Überraschungsbesuch des nervigen Gruschel-Kontaktes vor deiner Haustür!

Ist das nicht was? So sieht das auch der RCDS (Ring Christlich Demokratischer Studenten) an der Uni-Münster, der die Zusammenarbeit mit StudiVZ sogar in sein Wahlprogramm aufgenommen hat, wie das Weblog "Buchstaben in Bewegung" zu melden weiß: Der RCDS und das Web2.0.

Mehr zu den jüngsten Datenschutzpannen bei StudiVZ hier: StudiVZ - Sicherheitsbedenken sind mehr als begründet (Yamb.Beta2)

Technorati-Tags: , ,

0 Kommentar(e):