Dienstag, 9. Januar 2007

INSM und die Prostitution der deutschen Medien

Die Frankfurter Rundschau bringt einen sehr informativen Artikel über die Arbeitsweise der "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (INSM): Angriff der Schleichwerber.

Die INSM ist eine vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall finanzierte PR-Initiative, um Themen in den Medien in für die Arbeitgeber wünschenswerter Art und Weise zu platzieren und darzustellen. Ziel der Initiative ist also das Fahren von Medienkampagnen, nicht klassische Lobbyarbeit in Form von direkten Gesprächen mit Politikern.

Die INSM war sehr erfolgreich. Die heutige Politik in Deutschland ist deshalb ohne die Arbeit der INSM kaum noch zu verstehen. Die INSM hat zugleich allen deutschen Medien in ihrer Glaubwürdigkeit extrem geschadet.

Zusammengearbeitet mit der INSM haben zwar nicht alle deutschen Medien, aber da diese Zusammenarbeit vor dem Kunden, Leser und Zuschauer verheimlicht wurde und in vielen Medien praktiziert wurde und noch wird, muss der deutsche Medienkonsument im Grunde genommen zu einer Einstellung "seinen" Medien gegenüber kommen, die der zwischen Staatsanwalt und verdächtigten Kriminellen gleicht. Der Verdächtige wäre in diesem Vergleich die Gesamtheit der deutschen Medienlandschaft.

Eigentlich ist die Prostitution vieler deutscher Medien gegenüber der INSM und weiteren ähnlichen Initiativen oder "Think Tanks" ein riesiger Medienskandal. Da aber viele Medien mitgemacht haben und diese natürlich an einer Aufklärung kein Interesse haben, wird das Thema vermutlich kaum wirklich an die große Glocke gehängt werden, an die es eigentlich gehängt werden müsste.

Hauptziel des Artikels in der Frankfurter Rundschau ist, die Arbeitsweise der INSM in ihrer Gesamtheit darzustellen. Der Artikel will also nicht alle Medien nennen, die die INSM bedient haben durch unkritische Veröffentlichung von direkt von der INSM produzierten Inhalten. Dennoch will ich hier einmal zumindest die Medien herauspicken und aufzählen, die im Artikel genannt werden und die der INSM folglich ihre Hurendienste angeboten haben. Der Medienkonsument sollte sich also beim Konsumieren folgender Medien in Acht nehmen:

  • ARD
  • Hessischer Rundfunk
  • FAZ
  • Zeitschrift "Capital"
  • Zeitschrit "Eltern"
  • Bonner Generalanzeiger
  • Süddeutsche Zeitung
  • Tagesspiegel
  • Spiegel Online
  • Wirtschaftswoche
  • und selbst der Musiksender MTV
Noch einmal: Das sind längst nicht alle Medien, die unkritisch Material der INSM in ihrer Berichterstattung verwenden, ohne dem Kunden klar zu machen, woher dieses Material stammt und wer die INSM eigentlich ist. Es sind nur die Medien, die explizit im Artikel der Frankfurter Rundschau im Zusammenhang mit wenigen Beispielen für die Arbeitsweise der INSM genannt werden.

Explizit gelobt wird im Artikel übrigens Tagesschau.de. Leider lässt meiner Meinung nach der Umfang der Berichterstattung von und bei Tagesschau.de im Allgemeinen zu wünschen übrig.

Die INSM macht weiter und viele Medien werden weiter dankbar alles aufsaugen, was da von der INSM an angeblich seriösem und objektivem Material kostenlos angeboten wird. Seien es angeblich wissenschaftliche Studien, fertig ausgearbeitete Interviews mit Vertretern der INSM, oder die so beliebten diversen Rankings zu allen möglichen Themen.

Wer die Arbeit der INSM und weiterer ähnlicher Lobby- und PR-Organisationen weiter im Auge behalten möchte, dem empfehle ich unter anderem das hervorragende Weblog Lobbycontrol.de und natürlich die NachDenkSeiten.de.

Auch wenn Aufklärungsarbeit Zeit und Geduld kostet, bin ich optimistisch. Denn glücklicherweise hat der Leser und Zuschauer heute dank Internet mehr Möglichkeiten als früher, diesen sich prostituierenden Medien den Rücken zu kehren. Sollen sie doch an ihrer langfristig sinkenden Auflage verrecken.

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