Freitag, 12. Januar 2007

Kleiner Ausblick in die Medien- und IT-Zukunft

Vorwort: Alles, was in diesem Weblog-Artikel steht, wurde an anderer Stelle schon x-mal so skizziert. Ich habe kein Interesse daran, als besonders weitsichtig zu gelten. Die Entwicklung ist ja auch wirklich offensichtlich. Somit ist dieser kleine Weblog-Artikel eher eine Zusammenfassung von einzelnen, bekannten Ideen. Und außerdem enthält er längst nicht alles, was in Zukunft den Medienkonsum verändern wird. Zum Beispiel eventuelle, weitere Änderungen des Geschäftsmodells von Musikern oder Autoren. Wer dazu Anmerkungen machen möchte, kann dies logischerweise in den Kommentaren unten tun. ;-)

Wie könnte also die Medien-Zukunft und die Zukunft der Informationstechnologie aussehen? In der Hoffnung, dass sich bei einer Gesellschaft, die auf Bügerrechten basiert, letztendlich tatsächlich die Wünsche der Kunden durchsetzen und nicht die Interessen der Medien-Anbieter, hier ein etwas positiv gefärbter Ausblick, der in 25 Jahren oder erst in 100 Jahren Wirklichkeit werden könnte - je nachdem wie fähig die Industrie ist, Kundenwünsche ernst zu nehmen:

Zeitungen sind vollständig ins Internet gewandert. Der Leser liest sie meistens auf kleinen mobilen Geräten oder auf seiner OLED-Tapete oder auf dem OLED-Frühstückstisch.

Unter "Fernsehen" versteht man das Anschauen von Filmen, die man übers Internet selbst ausgewählt hat oder ein automatisches Programm für einen nach seinen bisherigen Vorlieben vorgeschlagen hat. Allenfalls Nachrichtenprogramme mit Live-Inhalten senden nicht als Konserve. Es gibt keine eigenständige Infrastruktur nur fürs "Fernsehen" mehr. Alle Information wird in einem Netz transportiert. Ob E-mail oder CNN. Es gibt keine Fernsehprogramme mehr, die von anderen Leuten in irgendwelchen Vorstandsetagen geplant werden. Es gibt dagegen zahlreiche unabhängige Entwickler, die Programme machen. Teilweise sind sie angeschlossen an den Verbund der ehemals öffentlich-rechtlichen Sender, der jedoch eher eine Service-Struktur geworden ist, um ansonsten unabhängige Teams bei der Gestaltung von qualitätsvollem Programm zu unterstützen. Vollprogramme werden jedoch nicht mehr finanziert, denn das Vollprogramm klickt sich jeder Nutzer selbst zusammen.

Man bezahlt als Nutzer neben der GEZ-Gebühr entweder Geld an seinen Serviceprovider oder erträgt Werbung in Filmen - zum Beispiel an der Stelle, wo heute das Senderlogo zu sehen ist. Da es rund um die Filme eine nutzerfreundliche Service-Struktur mit Empfehlungen für andere Sendungen oder Filme gibt, da das Angebot immens ist und sofort auf Knopfdruck in seiner gesamten Bandbreite zur Verfügung steht (internationale Filme oder Serien stehen in ihrer Originalfassung sofort zur Verfügung und so weiter) und da der Bezug der Filme selbst wenig Geld kostet und genau so einfach ist wie heute das Drücken des "Einschaltknopfes" am früheren Fernseher, ist für viele die Nutzung von Raubkopien uninteressant geworden. DRM hat sich nicht durchgesetzt, weil die Nutzer es ablehnten, beim Konsum überwacht zu werden und es Schwierigkeiten gab, die gleichen Inhalte auf unterschiedlichen Geräten anzuschauen. Irgendwelche Hürden bei der Nutzung der Technik akzeptierten die Nutzer einfach nicht mehr. Niemand wollte sich noch damit herumquälen, dass es teilweise unmöglich war, einen bei Anbieter X bezahlten Film auf Gerät Y abspielen zu können, während das Autofahren beispielsweise auf Wunsch längst vom im Auto einprogrammierten Autopiloten erledigt wird.

Alle Informationen (Filme, Audiodateien, Texte) sind überall abrufbar auf komfortablen, leichten, kleinen und dank OLEDs und neuen Akkus länger unabhängig vom Stromnetz funktionierenden mobilen Geräten. Ist man Zuhause, kann das mobile Gerät als Datenstation dienen, um von dort die Daten auch auf größere Geräte (ehemals Fernseher oder Homecomputer) oder zum Beispiel auf eine OLED-Tapete zu transportieren. Die Rechenpower, der Speicher und die Sende- und Empfangseinheit befindet sich jedoch allein auf dem mobilen Gerät, das man einfach irgendwo im Umkreis von einigen dutzend Metern in der Nähe der größeren Geräte platzieren muss. Ein normaler Nutzer hat neben seinem mobilen Gerät als Backup auch gemieteten Server-Speicher für seine Daten. Niemand muss sich mehr darum kümmern, Daten von seiner Festplatte irgendwohin zu kopieren, um im Fall des Falles ein Backup zu haben.

Eigenständige Applikationen auf eigenständigen Homecomputern gibt es nicht mehr, sie befinden sich alle im Netz. Der Nutzer muss sich so nicht mit der Wartung von einzelnen Softwarekomponenten herumschlagen. Bedienen kann er die Applikationen auf seinem mobilen Gerät unterwegs (ausziehbare oder virtuelle Tastatur samt ausziehbarem Bildschirm oder Bildschirm in Brillenform...) oder im Büro oder Zuhause an größeren Bildschirmen, auf die das mobile Gerät seine Daten streamt.

Der Datenschutz wurde zu dem expandierenden Wirtschafts-, Wissenschafts- und Technologiefeld schlechthin. Es sind Lösungen gefunden worden, um trotz der zentralen Bedeutung des kleinen mobilen Gerätes, das fast jeder für seine ganze Kommunikations verwendet und trotz der intensiven Nutzung von Web-Applikationen und der digitalen Medien, den Datenschutz sicher zu stellen. Dies erforderte jedoch große Investitionen und Forschungsarbeit.

Alles in allem gibt es einerseits keine mächtigen Sender- oder Verlagsgruppen mehr, die über Inhalte bestimmen. Wird ein Inhalt gewünscht von den Konsumenten, so ist er dank der direkten Kommunikation zwischen Inhalteproduzenten und den Konsumenten und dank der direkten Finanzbeziehungen zwischen ihnen immer produzierbar. Die Produzenten von TV-Serien sind also zum Beispiel nicht mehr angewiesen auf grünes Licht von US-TV-Sendern.

Und natürlich kann jeder selbst unkompliziert zum eigenen Produzenten von Inhalten werden. Zumindest die Technik oder die Service-Strukturen legen ihm dabei keine Steine mehr in den Weg.

Fazit: Die Technik schreibt keine Organisations-Strukturen für Medien-Produzenten mehr vor. Investorengeld für Produktionen sind nicht mehr in dem Maße wie heute an Institutionen gebunden. Der Medienkonsument hat eine riesige Auswahl an Medieninhalten und wird mit der Entwicklung der Technik, des Datenschutzes und der Usability noch häufiger als heute zum Produzenten unterschiedlichster Medieninhalte, seien es Kochrezepte oder Film-Dokumentationen.

Die Bedeutung der Nutzerfreundlichkeit als Kriterium für die Technik etabliert sich gerade. Von der Bedeutung des Datenschutzes als Kriterium für die Nutzung von Technik ahnen noch die wenigsten Nutzer. Aber das wird kommen. Sofern wir auch in Zukunft in einer demokratischen Gesellschaft leben. Aber vermutlich leider erst nachdem die ersten Datenkatastrophen auftraten, bei denen das gesamte Leben, sofern es in Daten irgendwie erfasst ist, großer Teile der Bevölkerung für die ganze Welt zugänglich wurde und dies zu Diskriminierung und Ausbeutung der Betroffenen durch Privatpersonen, Firmen oder staatlichen Institutionen führte.

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