Freitag, 12. Januar 2007

Schlechte Usability als Risikofaktor

(Via Wortfeld.de) Schönes kleines Stück in der ZEIT zum Thema Benutzerfreundlichkeit, beziehungsweise deren Fehlen: Nix funktioniert:

"Sie haben neue Nachrichten erhalten. Möchten Sie diese jetzt lesen?" Urplötzlich legt sich das kleine Hinweisfenster über das Schriftbild. Noch tippen die Finger weiter in die Tasten, doch längst erscheinen keine Buchstaben mehr auf dem Bildschirm. Der Gedanke reißt ab. Also "ja" anklicken. Die E-Mail öffnet sich, enthält einen Anhang. Ein weiterer Klick öffnet ein zusätzliches Programm. Während der Blick noch einen Anfang sucht, klingelt das Telefon. "Wo bleibt der Bericht?" – "Moment, ich hab ihn gleich..." Schließen, schließen, schließen - einmal zu viel. Weg ist der Text, verloren die Arbeit einer Stunde. (Quelle)


Womöglich war der Anhang der E-mail dann auch noch virenverseucht... Der weitere Text lässt dies erahnen.

Die menschliche Aufnahme- und Verarbeitungsfähigkeit ist halt begrenzt. Vor allem in Stresssituationen. Und die sind im Arbeitsalltag bekanntlich nicht selten. So kann schlechte Usability von Programmen neben ihrer alltäglich nervtötenden Wirkung auch einmal richtig böse zuschlagen in solchen Stresssituationen.

Stress entsteht aus Überforderung. Überforderung ist das Fehlen von Handlungsalternativen, während das derzeitige Handeln nicht zum gewünschten Ergebnis führt. Somit kann fehlende Usability auch dauerhaft Stress erzeugen. Darüber berichtet der ZEIT-Artikel eigentlich. Über die "neue" Stressform namens "Technikstress".

Aber: Technikstress sollte nicht als Schicksal aufgefasst werden. Alles verbesserungsfähig. Neben möglicher Korrekturen im Arbeitsablauf (auch auf Organisationsebene), um Stresssituationen möglichst zu vermeiden, muss der Konsument einfordern von den Softwareherstellern, dass die Software und die Geräte, mit denen er sich täglich rumschlägt, besser bedienbar werden. Bei Monopol-Anbietern wie Microsoft ist das schwierig. Und in der Open-Source-Community muss das Thema noch größere Aufmerksamkeit bekommen. Aber wenn erst einmal das Bewusstsein da ist, dass nicht ich, der Nutzer, schuld bin an den Schwierigkeiten, die mir das Gerät macht, wäre schon viel gewonnen.

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