Donnerstag, 12. April 2007

Der Quatsch ist ernst

(Via Netzpolitik.org) Es gibt ja diesen bekannten Spruch, der angeblich von Churchill Bismarck stammt: Zwei Dinge gäbe es, deren Herstellungsprozess man lieber nicht genauer kennen sollte, damit einem nicht schlecht wird: Wurst und Gesetze.

Man kann getrost noch ein drittes Ding hinzufügen: Zeitungsartikel.

Ich stelle mir lebhaft vor, wie ein überforderter Journalist plötzlich zum Beispiel einen Artikel über dieses Weblog-Zeug schreiben muss und zur aktuell in Berlin laufenden Weblog-Konferenz "Re-Publica" geschickt wird. Dort schnappt er sich dann die Leute auf dem Podium für ein paar Interviews. Er hat Mühe, die Namen richtig zu notieren, vielleicht streikt sein Stift oder Laptop, er wird hineingestoßen in ein Themenfeld, von dessen Komplexität er überrascht ist und er hört Dinge, die seine bisherigen Gedanken zum Thema eigentlich gehörig durcheinanderwürfeln könnten. Aber dafür bleibt keine Zeit. Der Artikel muss in drei Stunden fertig werden und bislang hat er nur einen Wust von Notizen.

Also ist es kein Wunder, dass Aussagen verkürzt dargestellt werden oder gleich ganz falsch zugeordnet werden. Und wie wird das ganze dann im Artikel eingeleitet, eingepackt, umpackt, die einzelnen Interview-Aussagen ausgewählt und zu einem roten Faden gedreht? Natürlich mithilfe seines falschen Vorwissen zum Thema, denn auch ein Journalist schafft es nicht, innerhalb kurzer Zeit sich neue Sichtweisen anzueignen.

Was kommt also aktuell raus bei einem Artikel über Weblogs und das Internet? Genau: Ein Artikel, der sich nach den aktuellen Mythen rund um Weblogs richtet: Weblogs sind am Ende, der Hype ist vorbei, Weblogs sind bedroht von Finanzierungsproblemen, angeblich erfolglos in ihrer medialen Wirkung und schlussendlich angekommen bei dem Gewürge, das auch in den alten Medien herrsche, wie zum Beispiel rechtlichen Auseinandersetzungen und überhaupt müsse im Internet mal aufgeräumt werden, also gesetzlich reguliert werden. Ist ja klar. Wildwest und so. Man hört aus dem Artikel heraus, wie glücklich der Journalist eigentlich ist, dass Weblogs im Grunde genommen also auch nur genau wie Zeitungen und sonstige Medien seien.

Dumm nur, dass die Leser so leider falsch informiert werden:

Der Spaß wird ernst (Tagesspiegel.de)

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2 Kommentar(e):

Anonym hat gesagt…

das mit der wurst und politik, das war bismarck

Solon hat gesagt…

Aha. Danke für den Hinweis! Ich wusste doch, dass es irgend so ein oller Kerl war... ;-)