Donnerstag, 3. Mai 2007

Tagesschau verfälscht Bericht der Drogenbeauftragten

Die Tagesschau berichtete heute in ihrer 20-Uhr-Ausgabe über den Bericht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung. Allerdings grob falsch. Die Tagesschau behauptete nämlich, dass der Alkoholkonsum von deutschen Jugendlichen insgesamt zugenommen habe. Wörtlich: "Immer mehr Jugendliche würden zur Flasche greifen". Das hatte die Drogenbeauftragte jedoch gar nicht behauptet und auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sieht das nicht so:

Der Alkoholkonsum Jugendlicher ist in den letzten Jahren zwar insgesamt zurückgegangen, trotzdem liegt er mit 35,7 Gramm reinem Alkohol pro Woche in der Altersgruppe der 12 bis 17-jährigen im Durchschnitt auf einem hohen Niveau. (Quelle)


Vielmehr hat der Alkoholkonsum von bestimmten Teilen der deutschen Jugend dramatisch zugenommen. Manche Jugendliche trinken plötzlich so viel mehr - gegen den allgemeinen Trend - dass die Zahl von Krankenhauseinlieferungen wegen Alkoholmissbrauchs insgesamt zunahm.

Es ist keine Korinthenkackerei hier genau hinzugucken. Wenn der Alkoholkonsum bestimmter Teile der Jugend gegen den Trend rasant zugenommen hat, dann ist es interessant zu fragen, warum dies geschieht. Aber diese Frage birgt die Gefahr, dass die möglichen Antworten der Regierung nicht gefallen könnten. Ist dies eine Folge der präkeren Situation mancher gesellschaftlicher Schichten? Eine Folge von Hartz-IV zum Beispiel? Ist dies Ausdruck einer zunehmenden Hilflosigkeit und Verzweiflung von bestimmten gesellschaftlichen Kreisen? Ist dies Ausdruck der Chancenungleichheit für bestimmte Teile der deutschen Jugend? Liegen diese Fragen nicht nahe? Anders zum Beispiel als wenn allgemein die Jugend mehr trinken würde?

Der Tagesschau-Bericht mit seiner Falschmeldung, dass "immer mehr Jugendliche zur Flasche greifen" sowie der fehlende Hinweis, dass schon heute der Ausschank von Alkohol an Betrunkene verboten ist, stützt die Forderung der Union nach härteren Gesetzen. Wie sollen diese jedoch schon heute illegales Verhalten verhindern helfen?

Es ist der alte Trick mancher Politiker: Gesellschaftliche Missstände sollen durch einfach zu zimmernde, aber wirkungslose Placebo-Gesetze aus der Welt geschafft werden statt durch eine genaue Prüfung ihrer Ursachen und eine wirkungsvolle und breite Bekämpfung dieser Ursachen oder zumindest durch intensivere Kontrolle (Achtung: personalintensiv und damit teuer!) der Befolgung bestehender Gesetze. Schade, dass die Tagesschau sich einspannen lässt in dieses Spiel mancher Politiker.

Oder wenn schon neue Gesetze, dann bitte wirklich wirkungsvolle. Wie wäre es also mit einem generellen Verbot des Verkaufs von Akohol (auch an Erwachsene) an Orten, an denen auch Jugendliche Zutritt haben? Also ein Alkoholverkaufsverbot beispielsweise für Supermärkte oder Kiosk-Läden? Alkohol dürfte dann allgemein nur noch in Geschäften oder Gastwirtschaften verkauft werden, zu denen nur Erwachsene Zutritt haben. Das könnte vielleicht den Zugang Jugendlicher zu Alkohol erschweren. Aber ich vermute, dass kein deutscher Politiker in der Lage ist, sich dem dann zu erwartenden Protest der Wirtschaft entgegen zu stellen.

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