Freitag, 29. Juni 2007

Brigitte Zypries: Browser? Was sind jetzt nochmal Browser?

(Via BooCompany.com) Brigitte Zypries, Bundesjustizministerin, wird von Kinderreportern des ARD-Morgenmagazins als Testfrage in Bezug auf ihr Internetwissen gebeten, doch einmal unterschiedliche Browser zu benennen. Woraufhin Frau Zypries nur ratlos zurückfragt, was denn jetzt nochmal ein Browser sei. Thomas Knüwer stellt die Interview-Aktion des ARD-Morgenmagazins samt eingebettetem Video vor: Web 0.0 revisited.

Man könnte über die Weltfremdheit und Unwissenheit von Zypries lachen. Nur leider ist sie es, die maßgeblich mitentscheidet über Dinge wie Vorratsdatenspeicherung, Online-Durchsuchung, Telemediengesetz, diverse Urheberrechts-Novellen oder auch über die mögliche Einführung von Softwarepatenten. Dass sie grundlegende Vokabeln der modernen Welt nicht kennt, lässt Schlimmes befürchten und erklärt so manche seltsamen Ausführungen dieser Frau. Da scheint viel Spielraum zu sein für Einflüsterungen diverser Lobbyisten, wenn so wenig Grundwissen vorhanden ist bei unseren "Entscheidern".

Es ist so als ob Mitte des letzten Jahrhunderts ein Wirtschaftsminister auf die Frage, welches Automobil er privat nutze, zurückgefragt hätte, was denn bitte schön noch einmal ein Automobil sei.

Schaue ich mir die restlichen Statements der weiteren, von den Kinderreportern interviewten Politiker an (Glos, Ströbele), so beschleicht mich der Verdacht, dass die Politiker vor den Kindern fast absichtlich so tun, als ob sie niemals, also fast nie, im Internet unterwegs seien. So als ob "Internetgucken" irgendwie was Schmutziges wäre.

Wir leben in einem seltsamen Land. Zumindest in einem Land mit merkwürdigen Politikern. Dafür schäme ich mich irgendwie. Gerade vor den Kindern und für die Kinder, die im Video selbst feststellen, dass sie sich ihre restlichen Fragen an die Politiker in Bezug auf das Internet wohl schenken können.

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5 Kommentar(e):

Don Pepone hat gesagt…

Lieber Herr Schieflage,

gehören nicht auch sie zu den unanständigen Menschen, die das Internet ständig nach möglichst unverfälschten und nicht manipulierenden Nachrichten durchstöbern? Ich selbst habe soeben ob dieses schrecklichen Lasters meinen Aschenbecher über meinem Haupte entleert und sitze nun in Sack und Asche hier um den abtrünnigen Mob zurück zur preussischen Tugend der Gehorsamkeit gegenüber der von Gott auserwählten Obrigkeit zu propagieren. Bitte nehmen sie diesen Aufruf aus nationalem Interesse an unserer Sicherheit zur Kenntnis... *kratz kratz*

Anonym hat gesagt…

Hallo Frau Schieflageregelung,

als ich gestern meinen Blogeintrag zu dem Thema verfasste, kannte ich den deinen noch nicht - jetzt kenne ich ihn aber :). Wie du dir vielleicht denken kannst, sprichst du mir aus der Seele!

Meine Frage an dich und an ganz Deutschland: wenn unsere lieben Zypressen also einerseits so unfähig und andererseits derart resistent gegenüber Kritik aus der Bevölkerung, den Medien, von Verbänden, Bürgerrechtsorganisationen, usw. sind, gäbe es da vielleicht noch etwas anderes Gewaltfreies zu tun - oder soll man einfach unbeirrt weiter (aktiv) protestieren?

Solon hat gesagt…

Hallo Frau/Herr Anonym. Zunächst: Ihre weibliche Anrede an mich begreife ich als Auszeichnung. Dennoch wird sie nicht der Realität gerecht. Ich bin nämlich ein Herr. Spitzname Solon. In Bezugnahme auf einen ziemlich interessanten und umstrittenen Politiker im vor-antiken Athen. :-)

Und in Bezugnahme auf ihre Frage: Ich rate dazu, zunächst weiter daran zu arbeiten, die Unpolitischen im Lande (geschätzt 80% der Bevölkerung) über die Arbeitsverweigerungen unserer Regierung aufzuklären. Es sieht so aus, als ob wir Blogger diesen Job übernehmen müssen, da die etablierten Medien ihre Zähne verloren haben und keinen Biss und keine Seele mehr haben.

Aufklärung braucht Zeit, ist aber auf Dauer wirkkräftiger als jedes andere Mittel. Heute kann die Bundesregierung und die Länderregierung noch viele ihrer Vorhaben zur Einschränkung der Freiheitsrechte und zur Durchsetzung der Interessen von Lobbygruppen der Großindustrie noch gut durchsetzen und verfolgen, weil die Folgen ihres Wirkens nur von wenigen durchschaut werden. Wenn jedoch mehr Bürger 'ne Ahnung bekommen, was abläuft, können die Politiker ihr Tun nicht mehr so gut verschleiern - so wie beispielsweise gerade die Brandenburger Landesregierung mit der faktischen Abschaffung des Datenschutzes in Brandenburg, den sie schlicht und einfach als "Bürokratieabbau" verkauft (siehe dazu Heise.de)

Deshalb: Die kritische Masse an aufgeklärten Bürgern ist schlicht noch nicht erreicht. Weiter aufklären also. Unbeirrt! :-)

Solon hat gesagt…

Nachtrag: Habe gerade ihren Blogeintrag gelesen, Herr/Frau Anonym. Und ich muss sagen: Sie machen das hervorragend mit der Aufklärung! Hut ab!! :-)

Anonym hat gesagt…

Danke für dein Lob, solon!

Ich hatte mich nur über don pepones Kommentar so gefreut, dass ich dich einfach so anreden musste. Nimm es als ein Lob auf! :)

Ach ja, apropos Aufklärung. Die Blogossphäre hat schon so manches in die "alten Medien" gespült. Über Stasi 2.0 und Co. ist im TV inzwischen immer öfter etwas zu sehen und vielleicht findet etwas wie das ja auch noch seinen Weg in die Offline-Tagesschau oder die Titelseiten der normalen Medien.

Grüße!
ximian