Sonntag, 23. September 2007

Terrordiskurs: Im Bann von Schäubles Zauberkräften

(Via Antiterror.Blog.de) Die letzte Woche hatte man sich ja aufgeregt über Schäubles Geraune über den nahen Weltuntergang in Form von terroristischen Atombombenanschlägen.

Das Schöne jedoch, wenn man Schäuble heißt, ist: Man kann ungestraft absolut jeden Blödsinn sagen. Es passiert nichts. Keine persönlichen Konsequenzen, keine öffentliche Rüge, keine eindeutige, inhaltliche Zurücknahme seiner Behauptungen.

Wenn es gar zu dolle wird mit der Kritik an ihm, dann holt Schäuble einfach einen Zauberstab heraus (oder ist es gar ein Zauberring?), spricht Abrakadabra und alles, was er zuvor gesagt hat, existiert nicht mehr.

So konterte er bislang Angriffe gegen Äußerungen von ihm schlicht dadurch, dass er missverstanden worden sei. Pläne, Terrorverdächtige einfach so zu erschießen? Ich bitte Sie, das waren doch nur - harmlose, ganz harmlose - Gedankenspiele!...

Und jetzt die abwegigen Äußerungen vom Weltuntergang in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vor über einer Woche, die er am Donnerstag sogar noch vehement im Bundestag gegen Angriffe verteidigt hat, wie das Antiterror.Blog.de berichtet. Diese Äußerungen will Schäuble nun, wo sogar Frau Merkel sich etwas kritisch ihm gegenüber geäußert hat, plötzlich auch gar nicht mehr so gemeint haben.

Und alle glauben ihm, dem Schäuble. Denn er hat diesen Zauberstab oder Zauberring, dessen Wirkung er nun anscheinend auch seinem Parteifreund Verteidigungsminister Jung angedeihen lässt. Abrakadabra.

Der Hessische Rundfunk hat sich in der HR2-Sendung "Der Tag" am 18.09.07 auch einmal intensiv mit diesen magischen Fähigkeiten Schäubles auseinandergesetzt: Schäuble und das Junktim der Provokateure (MP3-Datei).

Ein Nachteil hat Schäubles magische Kraft jedoch: Sie wirkt vornehmlich nur auf die deutschen Medien und das deutsche Publikum. So darf man sich über einen informativen Bericht namens "Berlin im Bann hypothetischer Gefahren" bei der Neuen Zürcher Zeitung freuen, in dem beispielsweise vermerkt ist:

Die Debatte über die innere Sicherheit in Deutschland gleicht einer Fieberkurve. Phasen weitgehender Gleichgültigkeit gegenüber diesem Thema wechseln sich ab mit schlimmsten Schreckensszenarien. [...] Die Heftigkeit der Diskussion und die reale Bedrohung stehen allerdings in umgekehrtem Verhältnis. Schäuble behauptete zwar, der Nuklear-Terrorismus sei die grösste Sorge der Sicherheitsbehörden. Tatsächlich schätzen die Nachrichtendienste die Gefahr als relativ gering ein. Die Terrororganisation Kaida versuchte vor dem Jahr 2001, Wissen für den Bau einer Atombombe zu erwerben. Doch ist der Bau einer Nuklearwaffe eine solche technische Herausforderung, dass auch die Entwicklung einfacher Ausführungen eine staatliche Infrastruktur voraussetzt. Der Erwerb von waffenfähigen Spaltstoffen oder der Diebstahl ganzer Atomwaffen ist zudem schwierig, zumal das in den neunziger Jahren als Hort schlecht bewachten Nuklearmaterials geltende Russland seine Sicherheitsvorkehrungen verbessert hat. (Quelle: NZZ.ch)


Mal sehen, wann Schäuble wieder seine magischen Fähigkeiten einsetzen muss und ob er mit ihnen demnächst neben Jung weiteren Kabinettskollegen aus der Patsche hilft. Dem Gebrauch mancher magischen Gegenstände werden ja gewisse Nebenwirkungen nachgesagt. Man kann nur hoffen, dass Schäuble davon verschont bleibt.

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