Donnerstag, 24. Mai 2007

Erik Zabel warnt vor heutigem Profi-Radsport

Warum gestehen (Ex-)Radprofis ihr Doping? Welche Motivation steckt dahinter? Sicherlich bringt es den Rest in Zugzwang, wenn einer anfängt und auspackt. Denn man kann sich ausmalen, dass dann alle diejenigen, die nicht auspacken, bei jeder Gelegenheit gefragt werden danach, ob sie nicht doch auch gedopt haben. Die Hoffnung ist wohl: Einmal alles auspacken, um danach Ruhe zu haben.

Zumindest aber beim heutigen Geständnis von Erik Zabel wird auch noch ein weiterer möglicher Grund offenbar. Erik Zabel ist weiterhin aktiver Radsportler. Er hat also auch tatsächliche Konsequenzen durch sein Geständnis zu befürchten. Bei ihm wäre ein Schweigen wohl noch am ehesten nachvollziehbar gewesen. Zabel weist jedoch während seines Geständnisses auf seinen Sohn hin, der auch begeisterter Radfahrer ist. Seine Sorge ist wohl, dass sein Sohn auch in dieses ausbeuterische, menschenverachtende Radsport-System hineingeraten könnte. Und Erik Zabel spricht es dann auch in aller Klarheit aus, dass nämlich im heutigen Radsport die Doping-Kontrollen noch genauso lückenhaft seien wie in den 90iger Jahren:

"Ich habe gedopt, weil es ging", sagt Zabel unter Tränen. Im Grunde sei das Kontrollsystem "heute ähnlich lückenhaft". Sein Sohn fahre auch Rad, "und wenn ich ihn sehe, will ich nicht, dass er eine ähnliche Situation vorfindet wie wir." (Quelle)


Gerade diese Lücken jedoch und (was er nicht sagt) die fehlende Aufsicht in den Radsport-Teams (oder die schweigsame Duldung, ja sogar die bewusste Förderung durch den gesetzten Leistungsdruck innerhalb des Teams?) führen zum breiten Doping im Radsport.

Erik Zabels Geständnis ist also gleichzeitig eine Warnung vor dem Radsport, vor dem heutigen Profi-Radsport. Denn dieser habe sich immer noch nicht so verändert und verbessert, dass Doping nicht mehr möglich sei.

Wenn Zabels Einschätzung stimmt - und gerade die Verquickung mit seiner Selbstbezichtigung macht diese Einschätzung meiner Meinung nach glaubhaft - dann sollte die Folgerung daraus klar sein: Jeder, der heute diesen Profi-Radsport in seiner jetzigen Ausprägung und Gestaltung unterstützt, jeder der den heutigen Profi-Radsport hinnimmt und akzeptiert, der macht sich mitschuldig am Doping und somit am Gefährden von Menschenleben.

Wenn ARD und/oder ZDF große Radsportrennen übertragen, dann fließen Gelder aus den Rundfunkgebühren in diesen Sport, dann werden Sponsoren dieses Sportes durch Werbung unterstützt und dann akzeptiert man diesen Sport als etwas Berichtenswertes. Gleichzeitig verdienen natürlich die Sender selbst an diesem Sport. Die ARD sagt jedoch scheinheilig, dass sie leider keinen Einfluss auf den Umgang mit Doping im Radsport habe. Aber sie hat jedoch die Freiheit, schlicht "Nein" zu dieser Art des Radsportes zu sagen, also nicht zu berichten und so diesem gefährlichen Zirkus Geld und Aufmerksamkeit zu entziehen. Das sollte dann langfristig nicht ohne Folgen bleiben für den Radsport. Und sei es nur, dass weniger junge Leute verführt werden, Profi-Radsportler zu werden.

Mal sehen, wieviel unseren TV-Sendern es wert ist, Menschenleben zu schützen, oder ob man ARD und ZDF demnächst schlicht nur noch als die "Drogen-Sender" bezeichnen muss, die von anscheinend total zugedröhnten Vorsitzenden geleitet werden.

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