Donnerstag, 24. Mai 2007

Tagesschau.de führt mit Online-Umfrage zur Tour-de-France-Berichterstattung in die Irre

In äußerst (un-)geschickter Manier präsentiert Tagesschau.de gerade eine Online-Umfrage zur Frage, ob die ARD sich aus der Berichterstattung über den Profi-Radsport zurückziehen soll.

Liest man nämlich auf der Homepage von Tagesschau.de den Link zur Online-Umfrage, so sieht man folgende Frage:

Screenshot von 12:55 Uhr, 24.05.07: Hinweis auf Umfrage auf der Tagesschau-Homepage

Umfrage: Sollten ARD und ZDF noch berichten? (Quelle)


Wer also beispielsweise gegen eine weitere Berichterstattung ist, sagt sich als Antwort auf diese Frage: "Nein!".

Klickt man jedoch auf die Umfrage und stimmt schnell und ohne zu zögern mit "Nein" ab, hat man jedoch für die weitere Berichterstattung gestimmt. Tja, da hätte man sich eben den längeren Einleitungstext zu der Umfrage noch einmal durchlesen sollen, denn da wird die Fragestellung von der Tagesschau.de-Homepage einfach umgedreht:

Screenshot von 12:55 Uhr, 24.05.07: Umgepolte Fragestellung auf der Umfrageseite selbst bei Tagesschau.de

Was denken Sie: Sollten ARD und ZDF angesichts der Doping-Geständnisse aus der Tour-Berichterstattung aussteigen? (Quelle)


Das ist ganz sicherlich und ganz bestimmt nur ein bedauerlicher Fehler von Tagesschau.de. Solche Umfragen machen die ja bekanntlich auch ganz selten. Und überhaupt, Internet und so ist ja noch so neu. Also da können solche Fehler ja schon einmal passieren, nicht wahr? Genau wie diese seltsamen Piep-Töne in manchen ARD-Sendungen. Ja, die Technik...

Die Frage ist, wie sich solch ein Fehler im Design einer Umfrage auf das Ergebnis auswirkt. Es könnte beispielsweise sein, dass diejenigen, die gegen eine weitere Berichterstattung sind, impulsiver abstimmen, aus dem Gefühl einer Empörung gegen die neu offenbarten Doping-Fälle heraus. Diese Leute könnten dann häufiger auf die irreführende Gestaltung der Umfrage hereinfallen. Wenn beide Seiten sich durch die Umfragegestaltung in gleich großer Stärke in die Irre führen lassen, dann würde das vermutlich zu einer Nivellierung der Unterschiede im Umfrage-Ergebnis führen: Angenommen es gibt 100 Personen, die gegen eine weitere Berichterstattung sind und 10, die dafür sind, und es lassen sich jeweils 10% beider Seiten täuschen, dann würde das verfälschte Ergebnis darstellen, dass 91 gegen die weitere Berichterstattung sind und 19 dafür.

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