Donnerstag, 20. September 2007

Statt Terrorangst jetzt mal ein paar wirkliche Probleme

Jugendpastor Bernd Siggelkow in einem Interview bei Süddeutsche.de:

Derzeit ist die Situation in Deutschland so: Eine achtköpfige Familie, die unter dem Existenzminimum lebt, hat keinen Anspruch auf eine Waschmaschine. Eine Mutter, die im Krankenhaus um etwas kostenlose Nahrung für sich und ihren Säugling bittet, wird abgewiesen. Ein Jugendlicher, der von der Mutter rausgeworfen wird und nicht weiß, wo er schlafen soll, ist auf sich selbst gestellt und muss erst einmal die Kostenübernahme klären. Die Jugendämter machen freitags um 16 Uhr Feierabend. Das ist die Situation in Deutschland. [...] Wir haben bereits französische Verhältnisse: In Berlin brennen ständig Autos. Es heißt dann: Der Staatsschutz ermittelt. Ja, was soll er denn ermitteln? Das ist Kinderkriminalität. Das sind ausgestoßene junge Leute, die nichts mit sich anzufangen wissen und sich in Banden zusammenrotten. Das wird noch schlimm werden. Sie glauben gar nicht, welches Ausmaß die sexuelle Verwahrlosung angenommen hat. Mit 15 haben die alles durch. Mit 16 kriegen die Mädchen ihr erstes Kind. So dreht sich die Spirale weiter. Das sind Probleme, die die gesamte Gesellschaft betreffen. (Quelle: Süddeutsche.de)


Und auch Welt.de berichtet anlässlich des heutigen Weltkindertages. Wie Kinder mit Hartz IV leben:

Zwar sei richtig, dass die Regelsätze die das Sozialgesetzbuch für Kinder von Hartz-IV-Empfängern vorsehen, nicht ausreichten. Nur die finanzielle Unterstützung zu erhöhen oder auszuweiten, etwa beim Kinderzuschlag, sei jedoch der falsche Weg. „Viele unserer Familien geben das Geld einfach falsch aus“, sagt Büscher. Statt in neue Kleidung werde dann eben in einen Flachbildfernseher investiert. Er plädiert deshalb dafür, Leistungen auszubauen, die den Kindern direkt zu Gute kommen – Gutscheine für Sportvereine und Nachhilfeunterricht oder kostenloses Schulessen. [...] Allerdings macht Mersch auch häufig die Erfahrung, dass selbst bei Familien, die gut haushalten, das Geld oft nicht mehr bis zum Ende des Monats reicht. Mit weit reichenden Folgen: Dem Kind bei Schulproblemen die Nachhilfe zu bezahlen sei für ALG-II-Empfänger undenkbar. Schon die kleinste Störung wie etwa eine kaputte Waschmaschine, könne das ganze System zum Zusammenstürzen. Bei der Caritas haben sich die Anträge auf Spenden seit der Einführung des Arbeitslosengeldes II verdoppelt. Bei einigen Schuldnerberatungsstellen des Verbandes ist der Andrang inzwischen so groß, dass es lange Wartelisten gibt. (Quelle: Welt.de)


Kinder können nichts für das eventuelle Fehlverhalten ihrer Eltern. Die gesellschaftlichen Folgekosten fehlender staatlicher Unterstützung sind vermutlich enorm. Es kann doch nicht sein, dass in einem der reichsten Länder der Welt so mit Kindern umgegangen werden muss?

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