Dienstag, 5. Dezember 2006

Beileid für chinesische Studenten: Yahoo könnte Facebook kaufen

Süddeutsche.de berichtet in einem Artikel mit der vielsagenden Überschrift Das Grauen vor der Bloßstellung, dass Yahoo anscheinend plant Facebook zu kaufen.

Facebook ist die internationale Variante, das Original, der Vorgänger also vom zur Zeit vieldiskutierten, umstrittenen, deutschen Studentenportal StudiVZ. Bei beiden Plattformen können Studenten Profile anlegen mit umfangreichen Informationen über sich und gegenseitig Kontakt aufnehmen.

Mein Mitleid schon einmal mit den chinesischen Studenten, die vielleicht in letzter Zeit Nutzer bei Facebook geworden sind. Yahoo ist bekanntlich ein besonderer Freund der chinesischen Regierung. Yahoo rückt bekanntlich auch schon einmal freiwillig ohne Zwang Nutzerdaten an die chinesischen Behörden raus, damit Dissidenten anschließend für viele Jahre in chinesischen Gefängnissen verschwinden (Heise.de: Reporter ohne Grenzen: Yahoo beugt sich in China kompromisslos).

Vermutlicher Preis für Facebook: Eine Milliarde Dollar.

Soviel sind also die Daten wert, die die Nutzer frei zugänglich bei Facebook über sich hinterlegen. Der Wert der Daten, die deutsche Studenten über sich bei StudiVZ hinterlegen, dürfte in ähnlicher Größenordnung liegen. Aber viele Nutzer von StudiVZ scheinen zu glauben, StudiVZ würde selbstlos von Studenten in ihrer Freizeit betrieben werden. Aber es soll ja auch heute noch Menschen geben, die behaupten, die Welt sei eine Scheibe. Insofern wundert einen gar nichts.

Im Zusammenspiel mit Yahoos weiteren Service-Angeboten (Flickr, Del.icio.us, Yahoo-Suchdienste und so weiter) könnte Yahoo damit Google als Datenkrakengigant überholen.

Der oben verlinkte Artikel bei Süddeutsche.de schildert außerdem, dass unter anderem auch Personalchefs die Daten aus diesen Online-Kontaktbörsen nutzen. Weniger, um die positiven Seiten von Bewerbern herauszufinden, sondern wohl eher, um dem geschönten Lebenslauf reale Daten aus dem Lebensumfeld der Bewerber entgegenzustellen. Denn wer solche Plattformen wie Facebook und StudiVZ intensiv nutzt, verrät dort viel über seine reale Person. Dass das meist im Vergleich zu den Bewerbungsunterlagen ein weniger gutes Bild vom Bewerber zeichnet, stellt Don Alphonso in einem hervorragenden Weblog-Eintrag bei Blogbar.de klar: Deine absolut vollkommen harmlosen Daten bei StudiVZ.

Man muss aber gar nicht Nutzer von Facebook oder StudiVZ sein (obwohl das die Sache für interessierte Personalchefs erheblich erleichtert), um für Datensammler ein umfangreiches Online-Profil ungewollt zur Verfügung zu stellen. Oft reicht Google schon aus, um so einiges über eine Person in Erfahrung zu bringen. Ganz zu schweigen von weiteren Datenbanken von Behörden, auf die zumindest in den USA bereits heute gerne und oft via Einkauf bei sogenannten Data Brokern zugegriffen wird. Mehr dazu zum Beispiel in meinem älteren Weblog-Eintrag Gefangen im Netz: Keine Karriere bei schiefer Googlability.

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