Sonntag, 15. April 2007

Werbung kann teuer sein

Zur Zeit geistert ja in vielen Blogs das Thema "Werbung in Blogs" herum. Großes Thema war das auch auf dieser Weblog-Konferenz "Re-Publica". Häufig wird als Überschrift über diese Diskussion die Frage gestellt: "Werbung in Blogs - darf man das?"

Diese Frage ist jedoch unsinnig. Da wir (noch) nicht in einem faschistischen Staat leben und Meinungsfreiheit in Blogs (teilweise) gilt, kann man nicht verhindern, dass auch in Weblogs Werbung erscheint. Werbung ist also erlaubt. Frage geklärt. Weitere Polemik zu diesem Punkt kann man sich sparen.

Interessanter ist eine zweite Frage: Ist Werbung sinnvoll? Hier muss man unterscheiden: Sinnvoll für wen? Für den Weblog-Leser oder für den Blogger oder für beide?

Für den Weblog-Leser erscheinen mir die derzeitigen Banner-Werbungen nicht sinnvoll zu sein. Wie häufig klickt man auf solche Werbebanner drauf? Eben. Dann geht es also hinsichtlich des Lesers nur noch um die Frage, dass die Werbung den Weblog-Leser zumindest nicht stört. Zumindest diese neue Werbeplattform vom Spreeblick-Verlag namens "Adical", die derzeit heiß diskutiert wird in manchen deutschen Blogs, stört mich nicht, denn ich bekomme sie gar nicht zu sehen auf den angeblich mit Adical-Werbung versorgten Blogs. Könnte an dem kostenlosen Firefox-Plugin "NoScript" liegen, dass ich vor allem einsetze, um Google-Analytics und anderen Werbeplattformen das Verfolgen meines "Clickstreams" (also welche Seiten ich in welcher Reihenfolge anklicke) zumindest zu erschweren. Oder Adical läuft noch gar nicht oder nicht mehr.

Für den Blogger stellt sich die Frage, ob sich für ihn der Einsatz eines Werbebanners lohnt. Das reine Einbinden der Werbung kostet ihn natürlich nichts. Somit könnte er jeden Klick auf das Werbebanner (wenn nicht schon der reine Seitenabruf des Blogs honoriert wird) als einen Gewinn verbuchen - und sei solch ein Klick auch noch so selten. Betrachtet man nur diesen Aspekt, greift man jedoch zu kurz. Für den Blogger gibt es weitere Kosten. Zumindest, wenn sein Weblog keine Ansammlung von unwichtigen Beliebigkeiten ist, sondern er mit dem Blog eine Botschaft transportieren will. In dem Fall könnte es nämlich sein, dass die Werbebotschaften den Interessen seines Weblogs zuwiderlaufen könnten. Das hängt natürlich auch davon ab, ob der Blogger irgendeinen Einfluss auf die dargestellte Werbung hat. Wenn ja, dann ergäbe sich daraus das Problem, dass jede zugelassene Werbung tatsächlich indirekt auch eine persönliche Empfehlung des Bloggers wäre. Wenn nein, dann ergibt sich daraus das Problem, dass eine eingeblendete Werbung beispielsweise für eine Firma wirbt, deren Aktivitäten man eigentlich in seinem Weblog ansonsten nicht gut heißt.

Der eigentliche Preis der Werbung für den Blogger ist also: Entweder er verkauft seine Unabhängigkeit gegenüber Firmen - nämlich dann, wenn er Einfluss nimmt auf den Inhalt der Werbeeinblendungen und somit tatsächlich zum Empfehler der beworbenen Produkte wird. Oder er arbeitet eventuell gegen das ursprüngliche Ziel seines Weblogs, gegen seine eigenen Interessen also, indem er es im Fall der Fälle erdulden müsste - wenn er keinen Einfluss hat auf die dargestellte Werbung - dass Firmen Werbung auf seinem Blog machen, deren Geschäftsgebahren, politische Einflussnahmen oder schlicht deren Produkte und Dienstleistungen er ansonsten nicht gut heißt. So scheint es zum Beispiel Netzpolitik.org ergangen zu sein mit einer Werbung für die Firma "Cisco", den wohl größten technischen Ausrüster der chinesischen Internetzensur. Rabenhorst und F!xmbr berichteten drüber. Da bekommt der Name "Netzpolitik" doch gleich eine andere Bedeutung, oder? Ich verlinke Netzpolitik.org dennoch (noch) weiter, denn ich vermute, dass die Macher von Netzpolitik.org es einfach bislang versäumt haben, eine richtige Kosten-Nutzen-Rechnung in Bezug auf "Adical" oder andere, ähnlliche Werbebanner-Plattformen durchzuführen. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass sie den Begriff "Netzpolitik" und all seine Konnotationen über nun schon mehrere Jahre lang tagtäglich mit aufklärerischen Artikeln und Verweisen aufgebaut haben, nur damit man durch die Einnahme von ein paar Euro durch ein Werbebanner von Cisco das alles zerstört.

Wer natürlich eh nur eher rein Privates oder Amüsantes in seinem Weblog veröffentlichen möchte, dem also eine gesellschaftliche Wirkung seines Tuns völlig egal ist, der hat auch durch Werbebanner nicht viel zu verlieren.

Werbung kann also teuer sein. Zumindest für diejenigen, die Werbung in ihren Weblogs zulassen. Denn Geld ist nicht alles. Selbst unsere politischen Parteien verzichten auf ihren Homepages auf Werbung für irgendwelche Firmen. Und das will schon was heißen in Deutschland, dem Staat mit der am besten funktionierenden Lobbykratie der Welt.

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