Ich bin auch nur ein feiger Schmierfink
(Via Das Alte Europa)
Blogs sind meines Erachtens nur in ganz wenigen Ausnahmefällen journalistische Erzeugnisse. Sie sind eher der Tummelplatz für Menschen, die zu feige sind, ihre Meinung frei und unter ihrem Namen zu veröffentlichen. (Quelle: Michael Konken, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes in einer Rede)
Wer fürs Veröffentlichen bezahlt wird und sich zudem mit seiner Privatadresse und eventuell sogar mit einem Pseudonym hinter der Adresse einer Redaktion verstecken kann, kann leicht solche Reden halten.
Und warum sollen beispielsweise Teenager, die ein eigenes Weblog führen und da über ihr Leben berichten und mit Freunden Kontakt halten, ihren echten Namen ins Internet setzen? Warum sollen sie sich von Konken als "Feiglinge" bezeichnen lassen? Diese Art von Weblogs, die also ganz frei sind von irgendwelchen journalistischen Ansprüchen, bilden doch die überwältigende Mehrheit von Weblogs! Auch Weblogs mit Meinungen wollen nicht unbedingt Journalismus sein. Ich beispielsweise will hier keinen Journalismus betreiben.
Ach, ich verstehe, Konken weiß nicht, was Weblogs sind. Dann sollte er vielleicht seine journalistische Kompetenzen aktivieren und mal recherchieren zu diesem Thema?
Da verliert man jede Lust, sich für die Pressefreiheit in diesem Land einzusetzen, wenn man solch nicht anonymes und trotzdem (!) inkompetentes Geseiere eines Bundesvorsitzenden des Deutschen Journalisten-Verbandes lesen muss.
Demonstranten haben nach Konken vermutlich auch nur ein gerechtfertigtes Anliegen, wenn sie sich vor einer Demonstration namentlich registrieren lassen und während der Demonstration immer ein Namensschild umhängen haben.
Vielleicht hat die Bundesregierung ja doch Recht und es braucht eine noch umfangreichere Überwachung unserer Journalisten. Denn anscheinend reicht die pure Nicht-Anonymität bei manchen Journalisten noch nicht, um die Qualität ihrer Äußerungen zu sichern. Vielleicht könnte die Steigerung der Nicht-Anonymität, die direkte Überwachung durch Sicherheitsbehörden also, die Qualitäten und Kompetenzen unserer Journalisten noch weiter steigern?
Laut Konken hängt ja Qualität und Überwachung doch irgendwie zusammen, oder?
Technorati-Tags: Michael Konken, Deutscher Journalisten-Verband, DJV
8 Kommentar(e):
Da passt eine Textstelle aus dem heutigen TAZ-Artikel "Wenn die Polizei Post sortiert" zur Postdurchsuchung:
"Die Beschlagnahme wurde jedenfalls vom Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof genehmigt.
Ist damit alles in Ordnung? Nein, denn durchgesehen und beschlagnahmt wurde nicht die Post von irgendwelchen Empfängern, sondern von Presseorganen..."
Für viele Journalisten, selbst denjenigen die kritisch berichten, ist der Rest außerhalb ihres Standes nebensächlich. Meinungsfreiheit zählt primär, wenn der eigene Stand betroffen ist. Wie lange es dauerte, bis die ganze Jounaille begriff, welche Konsequenzen die Vorratsdatenspeicherung für ihre Arbeit hat, spottet jeder Beschreibung. Als sie es begriff, setzten sich die Presseverbände ein, aber fast ausschließlich für ihr eigenes Klientel.
In gewissem Sinne hat sich die Medien- und Presse genauso zu einer arroganten und abgehoben Klasse entwickelt wie die Politik.
Es war bisher tatsächlich so, dass den Medien ein besonderen Schutz gegen Überwachungsmaßnahmen gesetzlich festgeschrieben zugestanden wurde. So muss man wohl die Textstelle in der TAZ verstehen. Dieser besondere Schutz der Presse vor Überwachung ist mit der vorgestern verabschiedeten neuen Gesetzesversion zur Telekommunikation explizit eingeschränkt worden.
Es ist schon sinnvoll, dass die Presse stärker gegen Überwachung geschützt ist als der "normale" Bürger. Aber ich muss mich auch deiner Beobachtung anschließen, dass die Presse erst aufwachte hinsichtlich der Vorratsdatenspeicherung, als sie sich vor allem selbst betroffen fühlte.
Und große Teile der Presse fühlen sich ja bis heute nicht betroffen, weil sie eh nicht investigativ recherchieren und irgendwelche brisanten Informanten schützen müssten.
Diese so oft anzutreffende Arroganz der Medien gegenüber ihren Lesern, Zuhörern und Zuschauern kann ich mir nur dadurch erklären, dass man entweder auf sicheren Gebühreneinnahmen sitzt und die Zuschauer noch so abkotzen können wie sie wollen, ohne dass das irgendwie von Relevanz für die Öff-Rech wäre. Oder es liegt - bei den privaten Medien - daran, dass der eigentliche Kunde eben nicht mehr der Zuschauer, Zuhörer oder Leser ist, sondern die Wirtschaft mit ihren Anzeigen.
"Feiger Schmierfink" ... pah, wenn das schon alles ist, dann ist das ja diesmal noch froindlichst.
Ich bin eigentlich nicht der Mensch, der auf eigene Artikel verweist, aber vielleicht magst Du Dir (oder natürlich auch ein anderer) mal den Kommentar von Herrn Lotter in einer etwas zurückliegenden "Ausgabe" der Welt Online ansehen, den ich hier ein klein wenig beleuchtet habe.
Ansonsten: Bin vor kurzem auf das Blog aufmerksam geworden und es taugt mir. Nur der Umstand, daß es auf blogspot gehostet ist, der macht mir Sorgen und ich hasse dieses sauumständliche und absolut beschissen gelöste Kommentieren. Darum werde ich hier auch nicht mehr kommentieren. Sorry, aber das kann ich mir nicht antun, auch wenn es schade drum ist. ;)
Trotzdem: Weitermachen! Im Feedreader bist Du schonmal. ;)
@Paranoid: Danke für den Link zu deinem Text! Dieser Wolf Lotter (ein Pseudonym vermute ich - wer heißt denn bitte schön so??)... dass so jemand in der Zeitung schreiben darf. Unfassbar. Solche Lotter-Artikel verlottern ja den ganzen Ruf der Presse und könnten dazu führen, dass sich die Sicherheitsbehörden genötigt fühlen, noch intensiver die Presse auszuforschen wegen solcherartiger Beleidigungen wie da in der Zeitung "Die Welt" stehen.
Und er greift ja ausdrücklich das Schreiben unter Pseudonym an. Wer hat nicht alles in der Menschheitsgeschichte unter Pseudonym veröffentlicht... angesehene Personen....
Ach, es lohnt sich gar nicht sich weiter mit diesem verlotterten Schmarrn auseinanderzusetzen. Du hast in deinem verlinkten Artikel alles Nötige dazu gesagt. Unglaublich...
Das mit Blogspot tut mir leid. Das Problem mit dem Kommentieren ist, dass man die Wortbestätigung immer mindestens zwei Mal ausfüllen muss. Nur wenn man seinen Kommentar sehr schnell schreibt, akzeptiert Blogspot die erste Wortbestätigung. Ich hab mich für Blogspot entschieden, weil man hier anonym kommentieren kann, weil man sich nicht erst registrieren lassen muss zum kommentieren und weil der Spamschutz (eben diese Wortbestätigung) bis jetzt einwandfrei zumindest hinsichtlich der Spam-Abwehr funktioniert. Andernfalls müsste ich erst jeden Kommentar manuell freischalten. Und das - so meine ich - würde eine Diskussion in den Kommentaren noch mehr behindern als eine etwas bockige Wortbestätigungshürde.
Am schlimmsten aber finde ich Kommentarsysteme, die einen nach dem Schreiben eines Kommentars als Spam behandeln und wo man keine Möglichkeit hat daran etwas zu ändern. Hier muss man halt notfalls mehrmals diese Wortbestätigung ausfüllen. Aber im Lawblog oder bei "Indiskretion Ehrensache" wird man beispielsweise teilweise als Spammer behandelt, was dann so aussieht, dass der Kommentar ohne Warnung ganz futsch ist und man den Blog-Autoren noch nicht einmal oder nicht ohne E-mail-Nachricht benachrichtigen kann, dass der eigene Kommentar verschluckt wurde...
Ansonsten rate ich dazu nach jedem Besuch eines Google-Dienstes (ob Blogspot, Google-Maps oder die zentrale Google-Suche) die Cookies im Browser zu löschen. Das sollte man eh alle halbe Stunde beim Surfen machen. Nicht nur beim Besuch von Google-Diensten.
Wer sagt was? Was ist der Mann von Beruf? Sowas ignoriert man nicht mal.
Die "feigen Schmierfinken" sitzen ja wohl offensichtlich in den etablierten Verlagen und Sendeanstalten (Anstalt eben!). Windelweiche Hofberichterstattung, feiges Zurückhalten jeglicher eigener Meinung und Haltung, Hörensagen-Recherche, Copy&Paste-Artikel, Beamtenmentalität, ...
Gerade die Weblog-Szene hat meinen Horizont in den letzten Jahren doch deutlich erweitert.
Hier bin ich Partner, hier darf ich sein.
Danke! Weiter so!
Wortbestätigung des Tages: rukbf
(der lt. Roman Herzig durch Deutschland gehen sollte)
Sorry nochmals kurz, wegen der Kritik am Blogsystem, welche wirklich nur auf blogspot abzielt und natürlich nicht Dich persönlich meinte. Naja, anonym kommentieren kann man ja überall. Nennt man sich halt anonym und schreibt als Mailadresse foo@bar.de. Wenn es dann dem Blogbesitzer nicht passt und der eine echte Mailadresse will, mei, dann ist doch eh drauf geschissen.
Ich hab hier im FF AdBlockPlus und NoScript installiert und müßte dann blogspot zumindest temporär erlauben, was mir als Paranoiker einfach nicht behagt. Das ist auch das, was mich stört. Ich traue keinen so großen "Meinungshostern". Denke mal, Du weißt, worauf ich hinauswill. ;)
Gut, ich könnte mir für Blogspot-Blogs Tor einrichten, aber das ist mir zu kompliziert, nur deswegen. Aber ich schau mal, was sich machen lässt. War auf jeden Fall nicht als Angriff Dir gegenüber gemeint.
Aber zum Thema noch ganz kurz: Lotter ist schon dem sein Nachname. Wenn Du wüßtest, wie ich heiße, dann würdest Du Dich über dem seinen Namen sicher nicht mehr wundern (und nein, ich bin nicht Besitzer meiner Blogdomain, bzw der, der im whois drinsteht). ;)
Naja, dem, was ich schon im eigenen Artikel schrub, ist von meiner Seite her nichts mehr hinzuzufügen und das kann man auch eins zu eins auf diesen Menschen hier übertragen, auch wenn er es gnädigerweise nicht ganz so derb formuliert hat, wie der Herr Lotter.
Nun denn, schönen Tag noch. Bis evtl demnächst. Ich lese Dich auf jeden Fall. ;)
Wenn Blogger in Militär- oder sonstigen Diktaturen über ihren Alltag und die aktuellen Geschehnisse berichten, dann sind sie die strahlenden Helden die sich nicht unterkriegen lassen. Da wird es auch gerne in Kauf genommen, wenn diese ohne Angaben des echten Namens schreiben (Immerhin ist es ja verständlich!) - Nur in unserer demokratischen (hust) und guten (lach) Welt ist so ein Verhalten natürlich volkszersetzend und demokratiestörend. (Kommt mir auch irgendwie bekannt vor ...)
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