Mittwoch, 14. März 2007

Münchner Uni versucht sich in Amateur-Terrorbekämpfung

Seit Grimmmpf-Terroristen (oder so ähnlich) urplötzlich ihre Terrorbotschaften via Weblog verbreiten, sind Olk, Ührer und Aterland nun aufs Heftigste bedroht. Wenn auch abstrakt. Was immer das heißen mag. Klingt aber gut. Wie so oft in der deutschen Geschichte hilft jetzt nur noch eines: Die vollständige, gegenseitige Bespitzelung aller Olksgenossen und Aterlandsgesellen. Ganz nah (sowohl örtlich als auch wohl politisch) dran an dieser geschichtlichen Wahrheit ist die Münchner Ludwig-Maximilian-Universität. Sie forderte jetzt per E-mail-Rundschreiben alle Mitarbeiter auf, verdächtiges Verhalten von Mitarbeitern und Studenten sofort zu melden, wie Telepolis.de berichtet: Uni-Verwaltung fordert "höchste Wachsamkeit" von allen Mitarbeitern.

Wörtlich schreibt die Uni-Leitung:

In diesem Zusammenhang sollte auf Hinweise auf Studierende, Mitarbeiter oder sonstige Gebäudenutzer geachtet werden, die sich durch besondere Verhaltensweisen, wie z. B. einen Bruch im Lebenswandel, Gewaltbereitschaft, radikal-verbale Äußerungen oder Beschäftigung mit einschlägiger Literatur auffällig in Richtung islamischer Fundamentalismus verändern. (Quelle. Direktlink zum Textauszug.)


Gut, dass jetzt nicht September/Oktober ist in München... Die Uni-Leitung würde vermutlich mit Verdachtshinweisen bezüglich "radikal-verbaler Äußerungen" und erhöhter Gewaltbereitschaft überschwemmt werden und könnte ihrer eigentlichen Arbeit, also der Leitung einer Uni, wegen ihres Versuchs der Amateur-Terrorbekämpfung nicht mehr nachgehen.

Völlig überrumpelt von dieser offensiven Verteidigung des Olkskörpers beeilte sich heute Olks-Minister Beckstein, sich natürlich sofort hinter die Bespitzelungsforderung der Universität zu stellen.

Es wäre doch mal interessant, wie der Aufruf der gegenseitigen Bespitzelung durch einen Arbeitgeber gegen seine Mitarbeiter arbeitsrechtlich zu bewerten ist. So von wegen Vertrauensverhältnis, Arbeitsfriede und so weiter. Man stelle sich vor, Angestellte der Uni hätten öffentlich dazu aufgefordert, die Uni-Leitung ab jetzt ganz besonders zu beobachten und jeglichen, kleinsten Verdacht, dass es bei der Uni-Leitung Hinweise auf einen Bruch im Lebenswandel gibt oder ähnliches sofort zu melden.

Übrigens: Ein Gerücht scheint jedoch zu sein, dass im Gegenzug nun die Münchner Polizei und die bayerischen Sicherheitsbehörden als Gegenleistung für die Mithilfe nun der Uni bei der Uni-Leitung helfen wollen. Schade, das hätte ja dann vielleicht mal richtig lustig werden können. Okoberfest im März, oder so.

Update: Laut Spiegel.de hat die Ludwig-Maximilian-Universität (LMU) heute eine Pressekonferenz gegeben und gesagt, dass man das irgendwie nicht so gemeint habe, oder vielleicht doch, nur anders. Keine Ahnung. Also hier mal der originale Wortlaut:

[LMU-Kanzler] May sagt nun: "Vielleicht hätte man das weniger apodiktisch formulieren können, aber in der Sache ist das vertretbar." Allerdings macht er sich wegen der Aufregung Sorgen um den Ruf seiner Uni: "Es geht hier keinesfalls darum, dass an der Uni gespitzelt werden soll. Natürlich müssen wir offen bleiben." (Quelle. Direktlink zum Textauszug.)


Also doch weiter spitzeln, aber es bitte nicht so benennen, oder wie? Vielleicht sollte sich die LMU in LMAO-Uni umbenennen.

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