Freitag, 16. März 2007

Second Life im Bundestag

Nun beschäftigt sich sogar schon der wissenschaftliche Dienst des Bundestages mit Second Life: Gutachten des Bundestages zu Second Life (PDF-Datei)!

Lustig finde ich vor allem folgende Stelle:

Mit der wachsenden Bedeutung von Second Life nimmt auch die geäußerte Kritik zu. Als größtes Problem erscheint vielen Teilnehmern die virtuelle Gesetzlosigkeit, die dazu führt, dass es vermehrt "Verbrechen" wie unerlaubten Waffengebrauch, sexuelle Belästigung oder massives Mobbing innerhalb des Second Life gibt. [...] Allgemein stellt sich die Frage nach der Gefährdung der Nutzer aufgrund einer möglichen Suchtgefahr. Einer Studie zufolge stellt Internetabhängigkeit ein häufig unterschätztes Risiko dar. Diese Gefährdung könnte durch die Realitätsnähe von Second Life eine ganz neue Dimension erreichen. Betroffene tauchen dabei in eine virtuelle Welt ein, in der sie das sein und verwirklichen können, was sie sich im realen Leben wünschen. Grenzen werden überschritten, die Scheinexistenz nimmt an Bedeutung zu, während der Bezug zu Realität verloren geht.

Trotz dieser Kritikpunkte wird Second Life immer wichtiger. Teilweise wird es sogar als die neue, dreidimensionale Version des Internets bezeichnet. Inwieweit sich der Trend fortführen lässt, bleibt abzuwarten. (Quelle)


Suchtgefahr bei Second Life? Hehe. Zum Zerstreuen dieser Sorge empfehle ich den Erfahrungsbericht von Missi, die auch diese hochgefährlichen, extrem aufwühlenden "sexuellen Belästigungen" in aller Ausführlichkeit beschreibt: Ausflug ins Secondlife.
Also falls Langeweile neuerdings nicht als suchtgefährdend angesehen wird und der Second-Life-Besucher nicht unbedingt jünger als 16 Jahre ist, ist ein Besuch bei Second Life vermutlich ein geringeres Risiko für die Krankenkassen als jede andere Betätigung.

Realitätsnähe in Second Life? Computerexperten halten Second Life und seine Grafik für veraltet.

Ach ja: Die virtuellen Waffen in Second Life sind übrigens nur virtuelle. Genauso wie das Herumfliegen und die Porsches und Yachten und Bungalows. Ob die Berichterstatter des Bundestages Mühe hatten, Realität von Virtualität auseinanderzuhalten? Wenn ja, empfehle ich den Besuch beim Psychiater oder Augenarzt - oder möchte die Hardwareaustattung wissen, die Second Life für sie so lebensecht auf den Bildschirm zaubert. Die Grafikkarte hätte ich dann nämlich auch gerne.

Eine Gefahr (und Gefahren braucht es immer - da könnte man dann bekanntlich vielleicht was drehen dran mit neuen Gesetzen, neuen Regulierungen des Internets und so...) sehe ich jedoch in Second Life: Die der Vereinsamung. Nein, nicht die Vereinsamung im realen Leben, weil man sich nur noch in Second Life aufhält, sondern die Vereinsamung in Second Life. Über diese Gefahr klärt wunderbar der Artikel "Geisterstadt für Space-Cowboys" von Thomas Knüwer im Handelsblatt auf:

Es gibt Menschen, die würden Britney Masons Job lieben. Angelfreunde, zum Beispiel. Oder Nachtwächter. Menschen also, die es lieben, allein zu sein, zu sinnieren, ungestört von anderen. Britney Mason sitzt in einem hoch modernen Büro hinter einem glatt polierten und aufgeräumten Schreibtisch. Ihr Kopf ist leicht vornüber gesenkt, als sei sie eingenickt. "Ist es hier immer so leer?" fragt der Besucher. Es braucht ein Weilchen, dann ruckt ihr Kopf hoch. "Yep", sagt sie. Am Donnerstagmorgen sei vielleicht mehr los, "dann gibt es ein Frühstück, und es kommen immer ein paar Leute".

Mason ist Angestellte der Unternehmensberatung Crayon. Digitale Angestellte, besser gesagt. Denn sie hütet die elegante Crayon-Repräsentanz in der virtuellen Welt Second Life. Und wie bei so vielen anderen Unternehmen, die sich in das zweite Leben wagen, zeichnet sich Crayons Heimstatt vor allem durch eines aus: gähnende Leere. (Quelle. Direktlink zum Textauszug.)


Als jedoch jetzt die vielen Medien über Second Life berichteten, war da plötzlich tatsächlich jede Menge los. Überall muskelbepackte und sonnengebräunte Reporter. Aber darüber hatte ich ja schon berichtet: Journalisten auf Recherche in "Second Life".

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