Samstag, 24. März 2007

WDR betreibt Foltern für die "Forschung"

Ich sehe gerade eine Wiederholung der Wissenschaftssendung "Nano" von 3Sat. Normalerweise zeichnet sich diese Sendung als eine der wenigen Sendungen im deutschen Fernsehen dadurch aus, dass die Beiträge seriös sind. Nicht so die gerade laufende Ausgabe. In ihr wird ein anscheinend vom WDR übernommener Beitrag gezeigt, den ich absolut skandalös finde:

Inszenierte UnfallszeneUm das bekannte und weit verbreitete Phänomen und Problem der unterlassenen Hilfeleistung zu veranschaulichen, inszenierte der WDR einen Unfall. Ein Fahrzeug liegt zertrümmert und auf der Seite am Rand einer schmalen, im Wald verlaufenden Landstraße. Unter dem Fahrzeug liegt bewegungslos ein blutverschmierter Mensch. Siehe nebenstehenden Screenshot aus dem TV-Beitrag. Mit einem Klick auf das Bild kommt man zu einer größeren Version des Screenshots.

Der WDR führt mit diesem Beitrag das der Psychologie schon lange bekannte Phänomen vor, dass viele Autofahrer (gut die Hälfte) am Unfallort vorbeifährt und nicht hilft. Die andere Hälfte der Autofahrer legt eine Vollbremsung hin und eilt schockiert zum vermeintlichen Unfallort und steht erst einmal kurz fassungslos auf der Stelle.

Ich möchte hier betonen, dass ein Ethikrat einer deutschen Universität solch eine Inszenierung für wissenschaftliche Zwecke vermutlich niemals erlaubt hätte. Der WDR-Beitrag schockiert hier nicht nur unnötigerweise die beteiligten Autofahrer, setzt sie gar durch die Nötigung zu einer Vollbremsung einer realen Gefahr aus, sondern der Beitrag verunglimpft auch die Psychologie. Muss der Zuschauer doch annehmen, dass Psychologen ähnlich brutale Methoden anwenden würden, um zu ihren Forschungsergebnissen zu gelangen.

Außerdem ist diese Inszenierung völlig überflüssig. Neue wissenschaftliche Erkenntnissen sind durch sie nicht zu gewinnen und den bekannten Sachverhalt hätte man dem Zuschauer auch anders beibringen können. Auch das von den Machern des Beitrags durchgeführte Verfolgen und inquisitorische Befragen von Autofahrern, die am vermeintlichen Unfallort vorbeigefahren waren, ihr peinliches Vorführen vor einem möglicherweise Millionenpublikum hätte man sich sparen können. Es ist eben so, dass solch eine Unfallsituation für viele eine Überforderung darstellt. Moralingetränkte Fragen helfen hier nicht, sondern konkrete Anweisungen und Tipps, wie jeder einzelne sich verhalten sollte, kommt er an solch einen Unfallort. Genau diese Tipps fehlten jedoch im WDR-Beitrag.

Fazit: Ein ekelhafter, Effekt heischender Beitrag, der die beteiligten Personen emotionalem Stress und realen, gesundheitlichen Gefahren aussetzte. Öffentlich-rechtlicher Rundfunkscheiß in Reinform.

Technorati-Tags: , , , ,

0 Kommentar(e):