Montag, 7. Mai 2007

Naisbitt: Wenn ein Zukunftsforscher mit der Gegenwart nicht klar kommt

Ein Herr, der sich John Naisbitt nennt und als "Futurologe" bezeichnet wird, redet Stuss: "Gemeinsam gehen wir unter" (FR-Online.de).

Nun könnte man fragen, warum einen dieser Naisbittsche Stuss irgendwie interessieren muss. Weil die Medien ein einwandfreies Talent darin haben, solchen Typen Raum zu geben für ihren Quark. Medien lieben Quark. Das Knäckebrot an Aussagen anerkannter Experten ist ihnen dagegen zu trocken.

Herr Naisbitt soll 1982 die Globalisierung und das Informationszeitalter vorhergesagt haben. Was für eine Leistung! Etwas vorherzusagen, was zu dem Zeitpunkt längst Teil der Gegenwart war. Meine Herren.

Dann wollen wir doch mal sehen, was Herr Naisbitt heute so sagt, dass es die Frankfurter Rundschau erwähnenswert findet. Vielleicht hat Naisbitt ja gelernt und sich bemüht nach seinen Fehlschlägen und Pseudo-Vorhersagen in der Vergangenheit ab sofort bessere Qualität abzuliefern:

[Naisbitt:] Boeing produziert Flugzeuge für Kunden, Airbus ist ein Beschäftigungsprogramm, kein Flugzeughersteller, das ist das Problem dieser Firma. [...]

Falls es [Europa; Anmerkg. von mir] nicht endlich die längst überfälligen Reformen herbeiführt, wird Europa den Pfad des gemeinsamen Untergangs beschreiten. Gemeinsam gehen wir unter, aber solidarisch.

[FR:] Es gab in den letzten Jahren viele Reformen - alle zugunsten der Wirtschaft.

[Naisbitt:] Viele! Hören Sie doch auf! Das war doch gar nichts. Meine Erfahrung ist, dass die Europäer die Wichtigkeit des Wettbewerbs nicht anerkennen, ihn ablehnen. Es geht um die Wahl Fairness oder Freiheit. [...]

Deutschland hat eine Geburtenrate von 1,3 Prozent, 2,1 Prozent sind notwendig, damit die Bevölkerungszahl stabil bleibt. Die Zahl der Immigranten, die diesen Verlust kompensieren könnten, wird stark begrenzt. Wenn es so weiter geht, wird die europäische Bevölkerung in zwei Generationen um die Hälfte geschrumpft sein. Die Wirtschaftsleistung wird entsprechend zurückgehen. [...]

Ich bin ziemlich skeptisch, was man daraus schließt, dass sich unser Planet in den letzten 100 Jahren um etwa einen halben Grad Celsius erwärmt hat. Es ist einfach lächerlich zu behaupten, dass diese Erwärmung immer schneller geschehe und so hochzurechnen, dass der steigende Meeresspiegel New York und Shanghai ausradieren werde. Das Ganze gleicht einer Religion. (Quelle)


Leider fragte die Frankfurter Rundschau nicht nach, wieso Airbus dann so erfolgreich ist, wieso Freiheit und Fairness sich ausschließen sollen (sehr interessantes Gegensatzpaar, wirklich... Freiheit wäre also unfair... also ungerecht... Gerechtigkeit und Freiheit als Gegensatz...?), oder warum die Anzahl von Menschen in einem Land einen Einfluss hat auf die Wirtschaftsleistung oder andersherum, warum die absolute Wirtschaftsleistung eines Landes im internationalen Vergleich eine Rolle spielen soll, wenn die Wirtschaftsleistung pro Einwohner gleich bliebe? Die Einwohnerzahl alleine sagt bekanntlich gar nichts aus, sonst wären die Schweizer oder gar die Luxemburger arme Schlucker. Na ja, und die Sache mit dem Klimawandel... von einem Herrn Naisbitt darf man nicht erwarten, dass er versteht, was Wissenschaft ist und was sie nicht ist und wie wissenschaftliche Bewertungen zustande kommen.

Von einem Affen, dem man Malfarben und ein Blatt Papier hinhält, darf man eben auch nicht erwarten, einen Picasso geliefert zu bekommen.

Die größte Frage, die dieses Interview also aufwirft, ist, warum jemand einen Mann namens Naisbitt interviewt. Halt, nein, das ist nur die zweitgrößte Frage. Die wirklich größte Frage ist, warum man so einen Schwachsinn dann auch noch seinen Lesern zumutet. Aus Hass den Lesern gegenüber? Aber warum? Was haben wir der Frankfurter Rundschau getan? Ich verwende sie nicht als Klopapier, denke jeden Abend mit zärlichen Gedanken an sie, könnte sie jedem Obdachlosen als warme, polsternde Unterlage und Zudecke empfehlen... Warum also wird man zugemüllt mit so einem Ochsenmist?

Dann doch lieber Interviews mit Knut, dem Eisbären. Der sagt zwar auch nichts Intelligenteres, sieht dabei aber besser aus.

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