Montag, 20. November 2006

Amoklauf: Wunderbare Gelegenheit für Wiefelspütz, sich in Szene zu setzen

Es ist geradezu eine Verhöhnung der Opfer, wenn nun der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Dieter Wiefelspütz, als Reaktion auf den heutigen Amoklauf in Emsdetten (WDR.de: Schießerei in einer Realschule in Emsdetten) die Ursache des Problems in lächerlichen Computerspielen sieht: Wiefelspütz fordert Verbot von Killerspielen (Netzeitung.de).

Er gibt dabei jedoch selbst zu, dass nicht jeder, der Computerspiele spielt, "automatisch zum Massenmörder wird". Die logische Schlussfolgerung aus dieser Einsicht zieht er jedoch nicht: Nämlich nach den eigentlichen Ursachen von jugendlichen Amokläufen zu suchen, beziehungsweise suchen zu lassen. Seine anschließenden, relativierenden Aussagen (er verwahre sich "gegen blitzschnelle Erklärungsmuster" etc.) wären gar nicht nötig gewesen, wenn er dieses billige Erklärungsmuster nicht selbst erst wieder ins Gespräch gebracht hätte. Für wie dumm hält er eigentlich die Bürger?

Seriöse Politik sieht für mich anders aus. Verantwortungsbewusste Politiker spielen sich nicht auf Kosten eines tragischen Medienereignisses in den Vordergrund mit unausgegorenen Vorschlägen. Seriöse Politik sieht für mich so aus, dass man in solchen Fällen zunächst Experten fragt, in diesem Fall also wohl Pädagogen und Psychologen. Dass man sich erst schlau macht, statt sein eigenes Unwissen in Form von vulgärer Küchenpsychologie den Journalisten als Agenda aufzutischen.

Kurz gesagt: Millionen Menschen spielen Counterstrike. Wieviele Amokläufe gibt es? Die Grünen kritisieren dementsprechend, dass Computerspiele immer so schnell als wohlfeile Erklärung solcher Tragödien herangezogen werden:

Bettin und Gehring kritisierten, Computerspiele würden immer dann als Sündenbock herangezogen, wenn die Bildungs- und Jugendhilfepolitik der Länder ihr eigenes Versagen kaschieren wolle. Die Wissenschaft habe bisher keine einfache Verbindung zwischen dem Konsum von Killerspielen und kriminellen Handlungen bestätigen können.
(Abacho.de: Grüne lehnen Verbot von Killerspielen ab)

Dass manche Computerspiele sicherlich nicht in die Hände von Kindern gehören, ist keine Frage. Daraus jedoch die Schlussfolgerung zu ziehen, dass sie Ursache solcher Gewalttaten sind, drückt letzendlich trotz aller abwiegelnden, nachgeschobenen Äußerungen von Wiefelspütz aus, dass Wiefelspütz die wahren Ursachen solcher Gewalttaten eben doch nicht wirklich interessieren. Das heißt, dass ihn auch nicht wirklich interessieren kann, ob so etwas wieder passiert. Wenn das also keine Verhöhnung der traumatisierten Opfer ist...

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