Samstag, 6. Januar 2007

Ich möchte nicht Kind in Deutschland sein

Zu der gerade in den dritten Programmen gezeigten Dokumentation "Rythm Is It!" (WDR: 06.01.2007, 11:40 Uhr, BR: 14.01.2007, 12:15 Uhr) empfehle ich eine Kritik bei Filmzentrale.com: Soziales Wohlfühlkino:

Drei Monate, von den ersten Proben bis zum großen Abend der Aufführung, hat das Team um Thomas Grube und Enrique Sánchez Lansch 250 Schüler (25 Nationen) aus 5 fünf Berliner Grund- und Hauptschulen begleitet. [...] Was und wie viel das Projekt in der Breite und auf Dauer gebracht hat, bleibt fraglich; nach der Uraufführung endet die Dokumentation im Freudentaumel. Dass ein Großteil der Schülerschaft mit geringer Qualifikation, aber überhöhter Erwartungshaltung seinen Platz in einer täglich komplexer werdenden Berufswelt finden muss, wird in einem Projekt, in dem jeder alles schaffen kann, souverän übergangen. Von realistischer Zukunftserwartung keine Spur. (Quelle)


Dennoch könnte ein Blick in die Dokumentation lohnen. Einfach, um kurz mal in die Gesichter der Kinder zu blicken, die am Anfang der Dokumentation im Hintergrund gezeigt werden - bevor dann die Erfolgsgeschichten einiger Kinder die Story der Dokumentation dominieren. Denn bereits allein diese Gesichter erzählen - so kurz sie auch nur zu sehen sind - eine andere Geschichte als die, die die Dokumentation anschließend fabriziert.

Wenn Lehrer nicht solch einen Stress hätten, müssten sie Weblogs schreiben. Gerade Lehrer von Schulen in sozialen Brennpunkten. Um mitzuteilen, welchen Ängsten und welcher Chancenlosigkeit viele ihrer Schüler ausgesetzt sind. Um mitzuhelfen, die Werte in der deutschen Gesellschaft wieder zurecht zu rücken. Damit der Mensch wieder im Mittelpunkt der Politik steht und die menschenverachtende Pop-Religion des Neoliberalismus zurückgedrängt wird. Davon würden alle profitieren, nicht nur verhärmte Kinder in sozialen Brennpunkten.

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