Freitag, 24. August 2007

Die Angst des Fernsehens vor den Computerspielen

(Via Das Alte Europa; sorry, ich muss doch drauf eingehen...) Huch, da issa wieder, der halbjährliche Panikruf des Fernsehens im Angesicht seines größten Konkurrenten beim Kampf um die Aufmerksamkeit des Publikums. Die Computerspielmesse in Leipzig boomt und das Fernsehen kriegt das Zittern. Da muss gegengesteuert werden. Und wie immer dabei, Kriminologe Christian Pfeiffer. Platz der Aufführung des hysterischen Theaterstücks darf auch dieses Mal wieder die berühmt, berüchtigte ZDF-Sendung "Frontal 21" sein, in der Pfeiffer letzten Dienstag wie folgt zitiert wurde:

In Verbindung mit anderen Belastungsfaktoren - prügelndes Elternhaus, mobbende Mitschüler, dass man Außenseiter wird, dass man nicht selbstbewusst mitten im Leben steht - bedeuten Computerspiele das Aufzeigen einer Handlungsalternative, die einem sonst gar nicht in den Sinn käme. Man wird durch das aktive Spielen ein Stück näher gerückt an selber Gewalt aktiv Einsetzen. (Quelle: ZDF.de)


Verstehe ich das richtig, dass ein prügelndes Elternhaus und mobbende Mitschüler nicht ausreichen, um das Opfer zu motivieren, eventuell zurückzuschlagen? Bedarf es für diesen Schritt erst noch eines Computerspiels? Käme ein solcherart gequältes Kind tatsächlich erst durch ein Computerspiel darauf, eventuell selbst aggressiv zu werden? Na, wie gut, dass man die Computerspiele einfach verbieten kann. Dann richten prügelnde Elternhäuser und mobbende Mitschüler ja keinen Schaden mehr an. Denn der größte Schaden wäre wohl, wenn das Opfer anfangen würde, sich zu wehren. Oder wie?

Auch auf den Gedanken, dass es zwar Menschen gibt, die Computerspiele dazu nutzen, um vor Problemen zu fliehen, dass aber im Umkehrschluss damit nicht gesagt ist, dass jeder Computerspieler Probleme hat, - auch auf diesen Gedanken kommt Frontal 21 nicht. Wäre wohl auch etwas zu viel verlangt.

Aber Frontal 21 hat noch einen Pfeil im Köcher, und zwar die kritischen Anmerkungen von Schulpsychologe und Medienforscher Dr. Werner Hopf:

Der Schulpsychologe und Medienforscher Dr. Werner Hopf, der an der Studie mitarbeitete, erläutert: "Die Jugendlichen vor allem im Kindesalter, im Grundschulalter, geben an, dass sie beim Anschauen von Horrorfilmen, dass sie später beim Spielen von Computergewaltspielen wie 'Doom' oder 'Half-life' starke Hassgefühle erleben. Und diese starken Hassgefühle werden über die Jahre hinweg konditioniert, festgefügt als eine Charaktereigenschaft, eine Haltung, die die Jugendlichen weiter in ihrem Verhalten prägt". (Quelle: ZDF.de)


Gegen diese Aussagen von Hopf ist nichts einzuwenden. Die Politiker und manche Medienfuzzis jedoch übersehen dabei, dass Hopf hier von jungen Kindern spricht. Und die sollten und dürfen auch heute schon nicht diese Computerspiele spielen, die Hopf da nennt. Aber würde man diese Tatsache herausstellen, bliebe den Politikern ja nur noch übrig, sich um die wirklichen Ursachen von Problemen von Kindern und Jugendlichen zu kümmern, statt die gesetzlichen Regelungen rund um Computerspiele zu verschärfen und das als Lösung aller Probleme zu verkaufen.

Und wie nennt man diese Art der Berichterstattung über Computerspiele? Richtig. Propaganda.

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1 Kommentar(e):

Anonym hat gesagt…

und da wundern die sich, dass immer weniger Leute TV gucken.