Donnerstag, 23. August 2007

Fastfood ist gefährlicher als Terrorismus

Das meine ich ernst. Zumindest wenn man das ganze kühl betrachtet und sich schlicht die Opferzahlen anschaut. Denn wieviele Leute sind in Deutschland oder auch in den USA in diesem Jahr oder davor durch die Folgen eines Terroranschlags getötet worden? Wieviele starben jedoch auf dem Weg zu einem Fastfood-Restaurant, weil sie die Treppe herunterfielen oder als Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger in einen tödlichen Unfall verwickelt wurden? Wieviele durch eine unerwartete allergische Reaktion auf irgendeinen Nahrungsmittelzusatz? Wieviele verschluckten sich und erstickten an ihrem Fastfood? Wieviele sterben frühzeitig durch ständiges Essen von Fastfood und ihr dadurch bedingtes Dicksein?

Wann also schreitet die Bundesanwaltschaft ein und lässt endlich alle Fastfood-Restaurant-Betreiber verhaften?

Mehr über die völlig aus den Fugen geratene Wahrnehmung von Gefahren und Risiken in unserer modernen Welt und in unserer modernen Gesellschaft in einem Artikel bei Time.com: How Americans Are Living Dangerously.

Auszug:

Shadowed by peril as we are, you would think we'd get pretty good at distinguishing the risks likeliest to do us in from the ones that are statistical long shots. But you would be wrong. We agonize over avian flu, which to date has killed precisely no one in the U.S., but have to be cajoled into getting vaccinated for the common flu, which contributes to the deaths of 36,000 Americans each year. We wring our hands over the mad cow pathogen that might be (but almost certainly isn't) in our hamburger and worry far less about the cholesterol that contributes to the heart disease that kills 700,000 of us annually.

We pride ourselves on being the only species that understands the concept of risk, yet we have a confounding habit of worrying about mere possibilities while ignoring probabilities, building barricades against perceived dangers while leaving ourselves exposed to real ones. Six Muslims traveling from a religious conference were thrown off a plane last week in Minneapolis, Minn., even as unscreened cargo continues to stream into ports on both coasts. (Quelle: Time.com)


Die Erkenntnisse der sogenannten Entscheidungspsychologie, die sich mit den Tücken der menschlichen Wahrnehmung von Chancen und Risiken beschäftigt, sind auch bei dem Sicherheitsexperten Bruce Schneier ein häufiges Thema. Siehe dazu beispielsweise diesen lesenswerten Artikel von ihm: Perceived Risk vs. Actual Risk.

Aus der Perspektive der Entscheidungspsychologie muss man wohl sagen: Viele der Maßnahmen der Sicherheitsbehörden und wohl auch viele Vorschläge unserer Politiker beim Thema "Innere Sicherheit" würden einer kühlen Kosten-Nutzen-Abwägung kaum standhalten.

Ältere Einträge zur Entscheidungspsychologie hier bei "Schieflage":Technorati-Tags: ,

1 Kommentar(e):

Anonym hat gesagt…

»...würden einer kühlen Kosten-Nutzen-Abwägung kaum standhalten...«

Aber wohl doch! Warum sind Fastfood, Autofahren(!), Alkohol(!!) und Rauchen (!!!) noch nicht verboten? Weil man damit einen Haufen Geld machen kann, und weil es sich zudem hervorragend zum polarisieren und damit auch machtpolitisch verwenden lässt (vgl. alle die Pressemeldungen und Politikermeinungen zum Rauchverbot in Kneipen).

Und mit dem "Krieg gegen den Terrorismus"? Da machen eine Menge Leute seit ein paar Jahren so unglaublich viel Kohle, dass man es sich gar nicht vorstellen kann. Und zum Polarisieren und als Machtinstrument (z.B. um ein paar "linke" Intellektuelle einzubuchten) eignen sich Krieg und Sicherheitsgesetze sogar hervorragend.

Die Frage lautete eben nicht: "Nutzt das was?" sondern immer "WEM nutzt das was?".