Hartz IV auf Ostdeutsch: Wenn alle leiden, fühlt man sich wohler
(Via Elementarteile) Wer Hartz-IV-Empfänger ist, der muss bekanntlich eventuell damit rechnen, behördlich angeordnet in eine kleinere Mietwohnung umziehen zu müssen, wenn die derzeitige Mietwohnung viel zu groß ist.
Ich dachte, dass der Sinn dieser Zwangsmaßnahmen sei, dass Geld gespart wird. In Dunkeldeutschland Ostdeutschland ist das jedoch anders. Da besteht der Sinn einer kleineren Wohnung für Hartz-IV-Empfänger anscheinend vor allem darin, dem Hartz-IV-Empfänger das Leben möglichst schwerer zu machen. Da es für Hartz-IV-Empfänger in der Region nicht mehr genügend "angepassten", also kleineren Wohnraum gibt, hat man in Löbau eine bemerkenswerte Lösung gefunden: Statt hinzunehmen, dass einige Menschen nun mit kleinerem Wohnraum auskommen müssen, während viele andere aus Mangel an kleinerem Wohnraum in ihrer größeren Wohnung bleiben dürfen, ging man konsequent gegen diese Ungerechtigkeit vor, indem man die zu großen Wohnungen einfach künstlich verkleinerte.
So berichtet der für diese Ostgebiete zuständige Sender MDR über seltsame Zimmerschließungen in Löbau in Folge von Hartz IV:
O-Ton: Betty Kahlert: "Wenn Sie umziehen wollten,...könnte ich gar nicht, weil gar kein Wohnraum in dieser Größe vorhanden ist, Es gibt bereits eine Warteliste." Ihr Vermieter begnügt sich ab sofort mit der geringeren Miete und schließt dafür ein Zimmer zu. Ob dieser Raum dann auch wirklich nicht genutzt wird, das kontrolliert Ulrike Wendler von der Wohnungsverwaltung Löbau. (Quelle. Direktlink zum Textauszug.)
Aus unerfindlichen Gründen verzichtet der Vermieter also auf die Miete für dieses nun zwangsweise leer stehenden Zimmer, so dass diese Zwangsschließung aus Sicht der Behörden zum erwünschten Ergebnis führt: Etwas (!) weniger Geld für die Mietzahlungen für die betroffenen Hartz-IV-Empfänger (ganz abgesehen davon, dass ich bezweifle, dass es Sinn der Hartz-IV-Regeln ist, Wohnungsveränderungen bei Hartz-IV-Empfängern durchzusetzen, bei denen die derzeitige Wohnung allein ein Zimmer zu groß ist...).
Bitte jetzt keine Vorwürfe gegen den Vermieter: Es ist nicht etwa so, dass diese kauzige Wohnungsgesellschaft nicht die Marktwirtschaft verstanden hätte und nicht kapiert, dass sie hier ihre Wohnungen zu billig verramscht, nein, der Vermieter hat ebenso wie die braven Mieter und die ostdeutschen Behörden in kürzester Zeit das westdeutsche Lebensmotto der Hartz-IV-Gesellschaft nach der neoliberalen Gehirnwäsche verinnerlicht: Man ist nicht dazu da, um sich gegenseitig das Leben leicht zu machen.
"Also, wenn, dann schläft der Große mit der Verlobten hier, junge Liebe, denen reicht ein Bett, dann schlafen die hier und der Kleine zieht bei mir hinten ein, zur Not haben wir noch ein aufblasbares Gästebett, das können wir vors Bett legen, das geht auch." Ulrike Wendler hat in Löbau schon etliche Zimmer kalt gestellt. So viele, dass sie die minutenlang aufzählen könnte. (Quelle. Direktlink zum Textauszug.)
In diesem Sinne werde ich ab morgen die Schriftgröße in diesem Weblog speziell für alle Hartz-IV-Empfänger auf ein Zehntel der jetzigen Größe reduzieren. Da ich jedoch nicht unterscheiden kann, wer von meinen Lesern Hartz-IV-Empfänger ist und wer nicht, reduziere ich die Schriftgröße für alle Leser. Damit sie, lieber Leser, sich auch mal etwas anstrengen. Schließlich müssen dann alle Leser mit der kleineren Schrift zurecht kommen. Es ist also auf jeden Fall gerecht. Und das ist das wichtigste. Notfalls können sie ja ihren Enkel holen, der ihnen dann den Text mit seinen superscharfen Augen vorliest. Oder ich komme persönlich vorbei und lese ihnen den Text bei ihnen Zuhause am Bildschirm vor. Ein Gästebett haben sie doch, oder? Ein aufblasbares reicht mir.
Technorati-Tags: Hartz IV, Deutschland, Irrenhaus
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